Gelsenkirchen. Der Radverkehr in Gelsenkirchen soll attraktiver werden. Das sind die Pläne: Von Abstellanlagen über stadtweite Servicepunkte bis zu Radstraßen.
Den Radverkehr will die Stadt Gelsenkirchen im Zuge ihres Green City Plans und ihrer Mobilitätsinitiative nach vorne bringen. Im Oktober 2019 wurde ein umfassendes Maßnahmenpaket für einen ersten größeren Aufschlag vorgestellt. Im Verkehrsausschuss gab die Verwaltung wie zuvor in den Bezirksvertretungen einen Überblick über den Stand der Dinge. Zuvor lieferte die planerische Praxis Diskussionsstoff: Denn im Ausschuss ging es auch um die Markierung eines Radstreifens auf der Osterfeldstraße und Günnigfelder Straße in Ückendorf – was schön das Dilemma verdeutlichte, mit dem sich Radler, Politiker und Radverkehrsplaner auseinanderzusetzen haben, wenn es um Wunsch und Wirklichkeit geht.
Gelsenkirchen arbeitet am Green City Plan
5000 Fahrzeuge pro Tag passieren den Straßenbereich. Gesäumt von Bäumen und zahlreichen Grundstückszufahrten präsentiert er sich so, wie etliche andere in der Stadt eben auch: Zu schmal für eine abgetrennte Radwegführung. Denn damit, argumentieren die Planer, wären hier im „Seitenraum Probleme programmiert. Das ist nicht die sicherste Variante. Radfahrer gehören auf die Fahrbahn, wo sie vom Autofahrer gesehen werden.“
Ausbau des Radwegenetzes
Im Zuge der Straßenerneuerung wird jeweils auch der Radwegeausbau vorangetrieben. Die Baubeschlüsse sind in Vorbereitung unter anderem für Bereiche auf der Westerholter Straße (hier mit Beleuchtung bis zum Waldquartier), dem Ostring, der Adenauerallee und der Kurt-Schumacher Straße.
An wichtigen Radstraßen soll die Beleuchtung optimiert werden. Vorgesehen ist das am Weg vom Stadtgarten bis zur Küppersbuschstraße, im Bereich Berger Feld, Berger See und Aschebrockallee, entlang der Sutumer Brücken auf dem Kanalweg und zwischen Schleuse und Kurt-Schumacher-Straße sowie auf Teilen der Oststraße.
So soll die Wegeführung für Radfahrer über beidseitig 1,50 Meter breite, markierte Schutzstreifen laufen. 4,50 Meter Straßenraum blieben für den motorisierten Verkehr. Dies sei „ein Placebo und kein Schutz“, monierte die CDU. „Die Lösung wird nicht unserem Qualitätsanspruch gerecht“, so der Stadtverordnete Sascha Kurth. Auch die Grünen stimmten gegen die Planung. Mit SPD-Mehrheit wurde sie schließlich angenommen, auch weil es gilt, in Ückendorf eine im Zuge des 2012 (!) aufgelegten Radverkehrskonzepts definierte Netzlücke zu schließen.
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An anderer Stelle ist in den vergangenen Monaten etliches in Gang gekommen, wie Peter Föcking vom Referat Stadtplanung und der städtische Radverkehrsbeauftragte Stefan Behrens aufzeigten: Kampagnen, Info-Offensiven, kleinere und größere Maßnahmen stehen auf der Agenda. Die Übersicht.
Radfahrstraßen
Neben den derzeit vorhandenen vier Strecken sollen sieben weitere Straßen als Fahrradstraße ausgewiesen werden. Unter anderem Teile der Dammstraße, des Heinz-Günther-Breuckmann-Wegs, der Parkallee oder auch die Pfeilstraße und der Pantaleonshof.
Fahrrad-Service-Punkte
Luft nachfüllen, kleinere Reparaturarbeiten erledigen: Das soll an allen Tankstellen im Stadtgebiet und an weiteren Standorten wie der Erzbahnbude oder der Westfälischen Hochschule möglich werden. Die Vorabstimmungen mit den Tankstellenbetreibern ist erfolgt. Aufgestellt werden sollen (im Stadtdesign gestaltete) 50 kleine Servicestationen mit Werkzeug, Luftpumpe und Radhalterung.
Abstellanlagen
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Zeitnah aufgebaut werden insgesamt 80 Fahrradbügel, über 60 davon allein entlang der Horster Straße. Insbesondere im Bereich der Haltestellen sind Abstellplätze vorgesehen. Am Hauptbahnhof ist eine neue Abstellanlage für 36 Räder im Bereich des Nordeingangs geplant. Zur Ausstattung der Wohnquartiere soll es ab dem zweiten Halbjahr „Fahrradbügel on demand“ geben – auf Abruf für die Aufstellung beispielsweise auch vor Mietshäusern.
Am Bahnhof Buer-Nord (30), in Buer Süd (15), Hassel (15), in Rotthausen (15) und am Nordausgang des Hauptbahnhofs Gelsenkirchen gibt es – von „Dein Radschloss“ - 26 freistehende Fahrradboxen. Die Minigaragen für VRR-Abokunden werden aktuell offenbar noch nicht stark gebucht.
Dienst-E-Bikes
Vorbereitet ist die Ausschreibung zum Leasing von 25 Dienst-Pedelecs mit Lade- und Abstellstationen inklusive Online-Sharing-System. Die Bikes sollen dienstlich von der gesamten Verwaltung genutzt werden.
Öffentlichkeitsarbeit
Seit Ende 2019 bietet die GE-meldet App der Stadt für Schäden oder Probleme auch eine separate Kategorie für den Radverkehr. Bislang wird die Funktion noch nicht stark genutzt. Auf Werbemitteln, Schildern oder Abstellanlagen wird das Thema Radfahren zum Start der Radsaison neu illustriert präsent. Der Kauf eines Promotion-Bikes (ein Lastenfahrrad mit blau-weißer Markise) steht bevor, ebenso Ende April auffällige Plakatwerbung, auf der auf alternative innerstädtische Nord-Süd-Routen für Radfahrer hingewiesen wird, um die Kurt-Schumacher-Straße zu umfahren. Sichere und direkte Verbindungen zwischen Buer und Altstadt vermissen viele Radler, Kritik wird auch immer wieder am Zustand der Radwege, der Beschilderung, zugestellten Radstreifen oder dem Ausbau der Strecken laut. Auf einer kleinen Faltkarte sollen zumindest die Alternativrouten künftig gezeigt werden. Viel wichtiger: Entlang der Strecken sollen bauliche Defizite behoben und die Ausschilderung verbessert werden. Beispielsweise wird im dritten Quartal der Radweg längs der Adenauerallee zwischen Parkallee und Apollo-Kinocenter saniert.