Gelsenkirchen. Die IHK verschickt Fragebögen an 500 Firmen. Unternehmen sehen die Corona-Lage noch entspannt und verweisen auf Notfallpläne und Hygieneregeln.

500 ausgewählte Unternehmen im Bezirk der IHK Nord Westfalen, davon 150 im Emscher-Lippe-Raum, bekommen Mittwoch einen umfangreichen Fragenkatalog zugeschickt. Die Industrie und Handelskammer fragt ab, ob und wie die Wirtschaft die Corona-Folgen spürt. Erfragt werden Einschätzungen zu geschäftlichen Auswirkungen, logistischen Folgen für Lieferketten, zu möglichen Liquiditätsengpässen oder auch Schutzmaßnahmen, ferner werde abgefragt, was sich die Unternehmen von Behörden und der Bundesregierung in der aktuellen Situation wünschten „Mit Ergebnissen rechnen wir kommende Woche“, so Jochen Grütters, Leiter des IHK-Standorts Emscher-Lippe.

Zahlreiche Anfragen an die IHK in Gelsenkirchen

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Informationen und Links zu unternehmerischen und rechtlichen Problemen im Zusammenhang mit der landesweit steigenden Zahl voncoronavirus- gelsenkirchener kunden meiden hamsterkäufe Corona-Infektionen hat die IHK auf ihrer Homepage zusammengestellt. „Wir verzeichnen täglich eine zunehmende Anzahl Anfragen“, hat Grütters festgestellt. Unternehmen wollen wissen, wie Vorsorgemaßnahmen aussehen könnten, unter welchen Voraussetzungen Arbeitnehmer zu Hause bleiben sollten oder müssen und wie beispielsweise mit Auszubildenden umgegangen werden solle, wenn Berufsschulen geschlossen werden sollten, zählt Grütters aktuelle Beispiele auf. Bislang, schätzt der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer, sind die Corona-Folgen für die Wirtschaft überschaubar. „Aber es trifft natürlich bereits Caterer, wenn jetzt Großveranstaltungen abgesagt werden, aber schon Lebensmittel eingekauft und Personal eingeplant wurde.“

Gelsenkirchener Betriebe folgen ihren Notfallplänen

In der Volksbank Ruhr Mitte hat man Notfallpläne für alle Fälle – auch für eine mögliche Pandemie.
In der Volksbank Ruhr Mitte hat man Notfallpläne für alle Fälle – auch für eine mögliche Pandemie. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Geldinstitute haben Notfallpläne. Das gelte nicht nur für Finanzkrisen oder Havarien, sondern auch für Pandemien, sagt Wilhelm Uhlenbruch, Pressesprecher der Volksbank Ruhr Mitte. Entsprechend sei auch die Belegschaft in Corona-Zeiten vorbereitet – auch durch die üblichen Verhaltensregeln und Hygienevorschriften, die „selbstverständlich“ in der aktuellen Situation noch einmal kommuniziert worden seien. „Am Ende lebt ein Plan davon“, dass die Menschen auch wissen, was sie zu tun haben“, findet Uhlenbruch. Weitere Schutzmaßnahmen? Hingen von der Situation ab. Und möglichen Coronafällen. Sollten Teilbereiche des Geschäftsbetriebs vorübergehend stillgelegt werden müssen, „haben wir Ausweichmöglichkeiten. Wir haben ja ein Filialnetz.“

„Wir haben uns bereits intensiv mit dem Thema beschäftigt und einige Präventivmaßnahmen zum Schutz von Kunden und Mitarbeitern ergriffen“, stellt auch Udo Kramer für die Sparkasse Gelsenkirchen fest. Hier gilt: „Husten- und Nies-Etikette“, gute Händehygiene sowie das Einhalten eines Mindestabstandes im alltäglichen Kontakt“ sollen vor einer Virusübertragung schützen. Die Präventivmaßnahmen in der Sparkasse laufen laut Kramer in enger Abstimmung mit dem Betriebsarzt. „Sollte ein Fall auftreten, „werden wir uns natürlich nach den behördlichen Vorgaben und Quarantäne-Vorschriften richten.“ Auch hier greifen dann Notfallpläne, die sicherstellen, „dass der Betrieb auch mit Notbesetzung weiter aufrechterhalten werden kann“. Um Ansteckungsrisiken zu mindern, wurde bereits vergangenen Freitag das Mitarbeiter-Betriebsfest abgesagt. 500 Gäste waren angemeldet.

Sparkasse Gelsenkirchen verzichtet auf Betriebsfest

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Auf Notfallpläne, Prävention, Aufklärung, Hygiene-Regeln, vor allem aber Kommunikation mit den Beschäftigten setzt man auch beim Verkehrsdienstleister Bogestra oder bei BP/Ruhr Oel in Gelsenkirchen. „Gerade vor dem Hintergrund der Grippewellen in Deutschland in den letzten Jahren ist vorsorglich die Anzahl der Desinfektionsmittelspender im Unternehmen bereits in der Vergangenheit flächendeckend erhöht worden. Sie befinden sich unter anderem in allen Toilettenbereichen des Unternehmens“, so Eva Kelm, Mitarbeiterin der Standort-Kommunikation. Corona-Folgen hat man am Raffineriestandort noch nicht registriert. Ansonsten gilt auch hier: „Als großes Unternehmen halten wir entsprechende Notfallpläne bereit, um den reibungslosen Betriebsablauf bestmöglich gewährleisten zu können.“

Schlauchspezialist Masterflex hat Betriebsstandort in China

Bei Masterflex in Erle läuft die Produktion von Spezialschläuchen autark und unverändert. Eine kurze Betriebspause hat es jedoch für den Unternehmensstandort in Ostchina gegeben. Doch dort ist  die Produktion wieder angelaufen.
Bei Masterflex in Erle läuft die Produktion von Spezialschläuchen autark und unverändert. Eine kurze Betriebspause hat es jedoch für den Unternehmensstandort in Ostchina gegeben. Doch dort ist die Produktion wieder angelaufen. © Dieter Menne

Der Schlauch und Hightech-Verbindungsspezialist Masterflex SE mit Sitz in Erle hat seit 2012 eine Produktions und Vertriebs-Niederlassung im ostchinesischen Kunshan. „Der Standort war kurzfristig geschlossen, arbeitet aber mittlerweile wieder normal“, sagt Henning F. Mettge, Leiter Marketing bei Masterflex. Auswirkungen auf die „Produktions- und Lieferfähigkeit des Unternehmens“ habe das jedoch in keiner Weise. „In Europa und den USA sind wir nicht betroffen. Und auch in Erle produzieren wir vollkommen autark“, so Mettge. Einschränkungen gibt es dennoch: „Wir verschieben aktuell Geschäftsreisen, die nicht unbedingt nötig sind. Zumindest gegen die alljährlich wiederkehrenden Grippewellen hat sich der Konzern gerüstet – durch Grippeschutzimpfungen für die Belegschaft.

Influenza beschäftigt das Klinikpersonal

Die klassische Influenza war in den vergangenen Wochen eher das bestimmende Thema im Klinikalltag im Marienhospital in Ückendorf. Etliche Fälle wurden hier behandelt. „Unsere Mitarbeiter verhalten sich wie sonst auch, sie tragen Masken und Schutzkleidung im Umgang mit den Patienten“, daran werde sich zunächst auch durch Corona nichts ändern, so Krankenhaushygieniker Arnd Kemper. Infektionsfälle, sind sich die Mediziner sicher, werde es in Gelsenkirchen geben, allein, weil das Virus hoch ansteckend sei. Wichtig sei, „den Ausbruch zu verlangsamen. Und es wäre schön, wenn wird den Stress aus dem Thema kriegen“, findet Kemper. „Im Moment wird enorm viel Wind gemacht.“ Seine Prognose: „Ich denke mal, dass sich das in zwei bis drei Wochen weitgehend erledigt hat.“