Düsseldorf. Eigentlich ist die Stimmung in der NRW-Wirtschaft besser als gedacht. Doch das Coronavirus verhagelt die Aussichten. Wie das Land konkret hilft.

Das Coronavirus bringt für die NRW-Wirtschaft offenbar erhebliche Wachstumsrisiken mit sich. „Die Ausbreitung des Virus trifft die Wirtschaft zu Beginn einer Erholung und damit in einer sensiblen Phase“, warnte Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Dienstag bei der Vorstellung des jährlichen Konjunkturberichts.

Eigentlich rechnet das RWI-Leibniz-Institut im laufenden Jahr für NRW mit etwa 0,4 Prozent Wachstum, was den Rückstand auf das bundesweite Wachstum (0,6 Prozent) im Vergleich zu früheren Jahren sogar weiter verringern würde. Die Wirtschaft an Rhein und Ruhr kommt wegen der stärkeren Unabhängigkeit von der Automobilwirtschaft und einem großen Dienstleistungssektor offenbar besser durch die aktuelle Konjunkturflaute.

Eigentlich waren die Aussichten für die NRW-Wirtschaft besser als erwartet

Das Coronavirus stellt die bisherigen Berechnungen jedoch in Frage. Von deutlichen Einbußen berichteten Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Tourismus und Messewesen, so Pinkwart. Zudem fehlten der NRW-Wirtschaft absehbar Teile aus China. „Wertschöpfungsketten sind gestört, so dass es mit der Nachlieferung eng werden könnte“, erklärte der Konjunkturexperte des RWI, Roland Döhrn.

Der Vize-Präsident der IHK NRW, Burkhard Landers, machte deutlich, dass die meisten Unternehmen an Rhein und Ruhr zwar weiterhin den Fachkräftemangel als Hauptkonjunkturrisiko betrachteten. Auch die Stimmung in vielen Chefetagen habe sich zuletzt eher leicht verbessert. Doch das Coronavirus könne jetzt für einzelne Branchen „in den Auswirkungen toxisch sein“, so Landers. Messebauer oder Catering-Unternehmen stünden nach acht Wochen Flaute mit dem Rücken an der Wand. Landers forderte schnelle und unbürokratische Hilfe für Firmen, die unverschuldet in Schieflage geraten seien.

Landesregierung macht sich beim Bund für ein schnelles Kurzarbeitergeld stark

Wirtschaftsminister Pinkwart forderte die Bundesregierung auf, kurzfristig und unbürokratisch die befristete Möglichkeit für ein Kurzarbeitergeld zu schaffen. Dabei sollten Mitarbeiter vorübergehend auch bezahlt komplett zu Hause bleiben können. Zudem solle die Große Koalition in Berlin die Soli-Abschaffung rückwirkend auf Januar vorziehen und auch Mittelständler dabei stärker einbeziehen. So ließe sich allein in NRW eine steuerliche Entlastung von 370 Millionen Euro erzielen.

Das Land wiederum will betroffenen Unternehmen mit verschiedenen eigenen Maßnahmen unter die Arme greifen. So könnten vom Land Kredite bis 1,5 Millionen Euro besichert werden. Sollte wegen des Coronavirus ein Tätigkeitsverbot ausgesprochen werden, stehe den Betrieben bei den zuständigen Landschaftsverbänden möglicherweise eine Entschädigung für die Fortzahlung von Löhnen zu. Die landeseigene Förderbank NRW-Bank hat inzwischen ein Service-Telefon (0211- 91741-4800) eingerichtet.