Gelsenkirchen. Callcenter-Betreiber Amevida aus Gelsenkirchen bietet Mitarbeitern kostenlose Zusatzversicherungen für den Krankheitsfall. Was steckt dahinter?

In einem Callcenter zu arbeiten, steht wohl bei den allermeisten Menschen nicht auf der Liste der Traumjobs. Das sagt auch einer, der es wissen muss: Matthias Eickhoff, Chef von Amevida. „Der Ruf unserer Branche ist nicht so gut, dass die Leute sich um die Jobs reißen.“

Eickhoff von Amevida: Wie gewinne ich neue Mitarbeiter?

Dabei braucht Eickhoff genau das: neue Leute. Denn seine Firma Amevida, einer der großen Callcenter-Dienstleister in Deutschland mit Stammsitz in Gelsenkirchen, ist weiterhin auf Wachstumskurs. Und das soll auch so bleiben. Zwei Fragen stehen also ganz oben auf Eickhoffs Agenda: Wie gewinne ich neue Mitarbeiter? Und wie binde ich sie an mein Unternehmen? Darauf scheint der Gelsenkirchener nun eine Antwort gefunden zu haben.

Matthias Eickhoff, Chef des Callcenter-Dienstleisters Amevida.
Matthias Eickhoff, Chef des Callcenter-Dienstleisters Amevida. © FFS | Tom Thöne

Ab sofort bietet er allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die schon länger als ein Jahr im Unternehmen beschäftigt sind, kostenlos Zusatzversicherungen für den Krankheitsfall an. Dazu gehört zum einen im Falle eines Krankenhausaufenthalts ein Anspruch auf ein Zweibettzimmer inklusive Chefarztbehandlung, zum anderen eine Zahnzusatzversicherung. Eickhoff gibt unumwunden zu, dass er als privat Versicherter erst spät begriffen habe, was kaputte Zähne für gesetzlich Versicherte finanziell bedeuten können, was das für immense Zusatzkosten sind.

Deal mit Gothaer Versicherung

Ausgeklügelt hat Eickhoff das Ganze zusammen mit der Gothaer Versicherung, genauer gesagt mit Ingo Langenstück, dem Leiter der Gelsenkirchener Bezirksdirektion. Der sagt, dass es für die Mitarbeiter keinerlei Reglementierung gebe und auch keine Voruntersuchung. „Es geht sofort los!“

Eickhoff betont das anhand eines Beispiels: „Einer unserer Kollegen war Patient im Krankenhaus, als er die Zusatzversicherung bekam. Er wurde vom einen auf den anderen Tag umgebettet in ein Zweibettzimmer. Das hat sich hier in der Firma natürlich rumgesprochen wie ein Lauffeuer.“ Und wenn Eickhoff „hier“ sagt, dann meint er damit nicht nur Gelsenkirchen. Dieser neue Service gilt für die Angestellten an allen Amevida-Standorten – also auch in Essen, Oberhausen, Bochum, Düsseldorf und Dortmund. Zurzeit betrifft das etwa 1400 Menschen.

Eickhoff freut sich, wenn Mitarbeiter gesund sind

Für die Mitarbeiter sind die Zusatzversicherungen ein Vorteil, für Eickhoff kosten sie zunächst einmal Geld. „Jeden Monat 60.000 Euro“, sagt er. Aber so sei das Geld besser investiert als in einen höheren Lohn. Denn diese etwa 40 Euro pro Monat hätten die meisten Angestellten wohl nicht in ihre Gesundheit investiert. Zumal sie privat für eine gleichwertige Versicherung wohl mehr bezahlen würden, als Eickhoff dies in einem 1400er-Paket nun tut. Außerdem sagt er: „Ich freue mich, wenn meine Mitarbeiter gesund sind.“

Eickhoff denkt schon über ein weiteres Thema, einen weiteren Anreiz nach: „Ich finde das Thema Altersvorsorge genauso wichtig wie Krankenversicherung. Es ist also Zeit, auch über betriebliche Altersvorsorge nachzudenken.“

Rechenbeispiele

Amevida und die Gothaer Versicherung rechnen vor, was ein Arbeitnehmer im Callcenter im Einzelfall durch die Zusatzversicherung sparen kann: In einem Beispiel geht es um vollverblendete Kronen an zwei Zähnen. Die veranschlagten Gesamtkosten betragen 1500 Euro. Normaler Eigenanteil laut Gothaer: 1006,70 Euro. Durch die Zusatzversicherung schrumpft dieser auf 150 Euro; die Ersparnis beträgt als 856,70 Euro.

Die Brücke zur Schließung einer Zahnlücke kostet einem anderen Beispiel zufolge 660,26 Euro. Die gesetzliche Krankenversicherung zahlt die Hälfte, die Zusatzversicherung übernimmt den Rest. Ersparnis: 330,13 Euro.

Der Amevida-Mitarbeiter hat auch Anspruch auf ein Zweibettzimmer. Bei einem zehntägigen Krankenhausaufenthalt belaufen sich die Kosten schon auf 600 Euro, die komplett von der Versicherung übernommen werden.