Gelsenkirchen. Die Feuerwehr in Gelsenkirchen blickt dem Weggang der geburtenstarken Jahrgänge ab 2026 gelassen entgegen. Das hat gleich mehrere Gründe.
373 Männer und Frauen, an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden im Einsatz für Gelsenkirchen: Das ist die allgemeine Bilanz der Feuerwehr der Stadt. Doch hinter den schlichten Zahlen, da steckt noch so viel mehr. Etwa, wenn man auf die Geburtsjahrgänge der Feuerwehrkräfte schaut: Gilt auch für Gelsenkirchen das, was für einige Städte in dieser Region gilt? Wird schon bald auch den Rettern dieser Stadt das Personal fehlen, weil eine große Pensionswelle anrollt?
Gelsenkirchen: Die Personalarbeit bei der Feuerwehr ist vorausschauend
„Nein“, sagt Daniel Hüwe ganz bestimmt. Der Abteilungsleiter Gefahrenabwehr und Rettungsdienst fügt hinzu: „Wir denken immer zwei Jahre im Voraus“ Will heißen: Man bereitet sich schon jetzt vor, auf den Weggang der Kollegen, die ab 2026 vermehrt in Pension gehen. „Aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge werden die Zahlen der Abgänge nach oben gehen. Wichtig ist, dass man im Vorfeld schaut, dass man sie auffängt“, so Carsten Hüwe weiter. In Zahlen ausgedrückt heißt das: 16 junge Menschen bekommen jedes Jahr einen Platz in der Grundausbildung.
Und Hüwe betont, dass man seitens der Feuerwehr immer mit den Personalentscheidern gegensteuert. „Wir schauen uns die mittelfristige Entwicklung an und arbeiten dann immer in enger Absprache mit dem Personalamt“, erläutert Hüwe weiter. Besonders in den Jahren 2026, 2027 und 2028 liegt die Zahl der Feuerwehrbeamten, die in den Ruhestand gehen, im zweistelligen Bereich. In den nächsten Jahren ist sie eher einstellig.
Gelsenkirchener Feuerwehr ist ein beliebter und gefragter Arbeitgeber
Und doch, man sieht sich in der Zentralen Feuer- und Rettungswache gut vorbereitet auf das, was da kommen wird. Bestimmt auch, weil die Feuerwehr Gelsenkirchen ein beliebter, auch gefragter Arbeitgeber ist. Das liegt nicht etwa nur an der Popularität des Berufes „Feuerwehrmann“ im Allgemeinen oder der Bekanntheit der Wehr durch die WDR-Doku-Serie „Feuer und Flamme“ im Speziellen.
„Bei uns gibt es einen sehr freundschaftlichen und kameradschaftlichen Umgang untereinander“, weiß Carsten Jost, Pressesprecher der hiesigen Feuerwehr. Und Carsten Hüwe ergänzt: „Wir bieten hier sehr viel, sind aber gleichzeitig auch noch sehr persönlich.“ Man sei so klein, dass die Leute sich noch untereinander kennen, aber groß genug, um mit einem breiten Spektrum aufzuwarten. So gibt es bei den Gelsenkirchener Rettern beispielsweise die Spezialeinheit Tauchergruppe, die bei Wassereinsätzen aller Art zum Einsatz kommt und auch mal den Kollegen von der Polizei Amtshilfe leistet.
Jedes Jahr startet in Gelsenkirchen ein neuer Grundausbildungslehrgang
Für die Ausbildung der junge Nachwuchskräfte steht ein eigenes Brandübungshaus zur Verfügung – hier gehen die Auszubildenden in Übungseinsätze unter Realbedingungen. „Wir versuchen immer, so attraktiv zu sein, dass wir genug Bewerber bekommen“, so Carsten Jost. In jedem Jahr beginnt zum 1. April ein neuer Grundausbildungslehrgang – in 18 Monaten geht es dann zum Brandmeister.
Die Voraussetzungen: mindestens ein Hauptschulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung. Außerdem muss die Bewerberin oder der Bewerber körperlich und geistig geeignet sein. „Die Anforderungen sind relativ hoch“, räumt Hüwe ein. Wichtig sei, dass der Bewerber in vielen Bereichen ein vernünftiges Profil habe: „Wir brauchen keinen Supersportler, der nicht lesen und schreiben kann.“
„Die Feuerwehr ist für alle offen“
Noch wichtiger: „Die Feuerwehr ist für alle offen.“ Die Anzahl der weiblichen Bewerberinnen sei gering, wissen Hüwe und Jost. Obwohl das Geschlecht eigentlich keine Rolle spiele. „Jeder, der hier anfängt, hat die gleichen Chancen“, sagt Daniel Hüwe. Und verweist exemplarisch auf den einheitlichen Sporttest, entwickelt von der Sporthochschule Köln, der es Frauen wie Männern gleichermaßen ermöglichen soll, eine berufliche Laufbahn bei der Berufsfeuerwehr einzuschlagen.
Bewerbungen erreichen die Gelsenkirchener Feuerwehr übrigens sogar aus dem europäischen Ausland, aber auch aus weiter entfernten Regionen in Deutschland, etwa vom Bodensee. Sicherlich auch durch die TV-Präsenz bei „Feuer und Flamme“.
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