Gelsenkirchen-Ückendorf. Das Gelsenkirchener Kinderhospiz Arche Noah rückt das Thema am Kinderhospiztag in den Fokus. Die Familien dürften nicht vergessen werden.

Die Liebe zum Leben ist es, die die Arbeit im Kinderhospiz trägt. Das macht der Leiter der Unternehmenskommunikation St. Augustinus, Wolfgang Heinberg, deutlich. Der 10. Februar ist der Tag der Kinderhospizarbeit. „Uns ist wichtig, dass die Kinder und Familien nicht vergessen werden.“ Aus dem Grunde war am Montagmorgen die Parlamentarische Staatssekretärin Sabine Weiss (MdB) aus dem Bundesgesundheitsministerium in Berlin nach Gelsenkirchen in die Arche Noah eingeladen worden.

15-jähriger Rollstuhlfahrer zeigte der Staatssekretärin die Einrichtung

Pascal, ein 15-jähriger Rollstuhlfahrer, der sich zurzeit in Kurzzeitpflege in der Einrichtung aufhält, zeigte der Staatssekretärin die Einrichtung. Es sei etwas anderes, wenn man sich von Berlin aus mit solchen Themen beschäftigt als wenn man die Häuser vor Ort besuche. „Pascal, du bist ein richtig toller Typ“, stellte Sabine Weiss fest. Und Pascal strahlte.

Die Deutschen sind Weltmeister in ehrenamtlicher Arbeit

Ein Haus des Lebens

Die Arche Noah ist eine Einrichtung von St. Augustinus, deren Konzeption bundesweit einzigartig ist. Sie bietet sowohl Kurzzeitpflegeplätze für schwerst mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche, als auch für Kinder, deren Leben begrenzt ist.

Die Einrichtung versteht sich als „Haus des Lebens“ und nicht des Sterbens, „denn der Tod gehört zum Leben“, sagt der Leiter der Unternehmenskommunikation, Wolfgang Heinberg. Ziel ist es, eine hohe Lebensqualität für die Kinder und ihre Familien zu schaffen.

Von bedrückter Stimmung konnte nicht die Rede sein. Die Räume sind hell, Vorhänge mit dicken bunten Tupfen schmücken die Fenster. Die Bundestagsabgeordnete lobte die Arbeit der Ehrenamtlichen, ohne die der Tagesablauf nicht so reibungslos laufen könnte. „Es ist gar nicht so bekannt, aber wir sind Weltmeister bei ehrenamtlicher Arbeit“, erklärte Sabine Weiss und zeigte tiefste Anerkennung für die Menschen, die für einen „Gotteslohn“ arbeiten.

Grüne Flaggen erinnern an den Kinderhospiztag

Jedes Jahr wird am 10. Februar auf den Tag der Kinderhospizarbeit aufmerksam gemacht. An den Stellen in der Stadt, wo es Einrichtungen von St. Augustinus gibt, wehen große grüne Flaggen. „Die Kinder und deren Angehörige dürfen wir nicht vergessen“, sagt Wolfgang Heinberg. Bei der Arche Noah verfolge man zwei Ansätze. Es sind einerseits die Kinder mit „lebenslimitierten Erkrankungen“, die die hauptamtlichen Mitarbeiter zusammen mit den Ehrenamtlichen auf der letzten Station des Lebenswegs begleiten. „Und den Familien mit schwerst mehrfach behinderten Kindern möchten wir mit der Kurzzeitpflege eine Auszeit geben, dass sie mal durchatmen können“, erklärt Wolfgang Heinberg.

Die Arche Noah von St. Augustinus hat 14 Plätze zur Verfügung

Löwenstark: Eine der Tierskulpturen am Eingang zum Kinderhospiz Arche Noah, das dem Marienhospital in Gelsenkirchen - Ückendorf angegliedert ist.
Löwenstark: Eine der Tierskulpturen am Eingang zum Kinderhospiz Arche Noah, das dem Marienhospital in Gelsenkirchen - Ückendorf angegliedert ist. © WAZ FotoPool | Martin Möller

14 Plätze hat die Arche Noah insgesamt. Belegt sind sie fast alle immer, denn das Einzugsgebiet ist riesig. Im Ruhrgebiet leben etwa 1500 Kinder mit einer lebenslimitierten Erkrankung, davon sind mehr als die Hälfte an einer anderen Krankheit als an Krebs erkrankt. Kinderhospizarbeit bedeutet eine Begleitung der gesamten Familie. Ein Leben lang und über den Tod hinaus.

Für die Situation der Familien muss mehr Bewusstsein geschaffen werden

Gemeinsam entwickelt die Arche Noah Netzwerke, die die individuellen Bedürfnisse und Wünsche berücksichtigen und Entlastung und Unterstützung bieten. „Die Begleitung erfolgt ab der Diagnose, im Leben, im Sterben und über den Tod der Kinder hinaus“, heißt es. „Es muss mehr Bewusstsein für die Situationen dieser Familien geschaffen werden“, sagt Heinberg. Pascal, der bald 16 Jahre alt wird, übergab der Parlamentarischen Staatssekretärin Sabine Weiss zum Schluss des Besuchs ein Geschenk. „Das haben die Kinder der Arche Noah selbst gebastelt“, erklärte Bereichsleiterin Anja Dörner voller Freude.