Gelsenkirchen. . In der Aktionswoche für Kinderhospizarbeit lädt die St. Augustinus GmbH zur Gesprächsrunde mit Helfern, Politikern, Verwaltung und Betroffenen.

  • Am 10. Februar war der Tag der Kinderhospizarbeit. In Gelsenkirchen gibt’s dazu eine Aktionswoche
  • Gesundheitsdezernent Luidger Wolterhoff will die Hilfsangebote für Betroffene besser vernetzen
  • Claudia Totzeck (Gesundheitsausschuss) will helfen, das Thema zu enttabuisieren

Zur Gesprächsrunde „Liebe zum Leben“ hat Wolfgang Heinberg von der St. Augustinus GmbH jetzt gebeten, um im Saal der Volkshochschule über Kinderhospizarbeit zu reden. Eingeladen hat er Gelsenkirchens Gesundheitsdezernenten Luidger Wolterhoff, die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses Christina Totzeck sowie aus der Praxis die Leiterin der Arche Noah, Ina Mentges-Schröter und Pastor Gerhard Flehmig. Er ist Krankenhausseelsorger im Marienhospital. Die Runde komplettierte Susanne Baum, deren Sohn Julius vor acht Jahren an einer Stoffwechselerkrankung starb. Er hatte zuvor aber mit seinen Eltern und Geschwistern die Angebote einiger Kinderhospize in Anspruch genommen.

Alle Podiumsgäste wollen die Aktionswoche rund um den alljährlichen Tag der Kinderhospizarbeit (10. Februar) nutzen, um mit Vorurteilen aufzuräumen und über Hilfsangebote aufzuklären.

„In einem Kinderhospiz kann man viele glückliche Momente erleben“

Auf dem Podium (von links): Luidger Wolterhoff, Ina Mentges-Schröter, Christina Totzeck, Wolfgang Heinberg, Gerhard Flehmig und Susanne Baum
Auf dem Podium (von links): Luidger Wolterhoff, Ina Mentges-Schröter, Christina Totzeck, Wolfgang Heinberg, Gerhard Flehmig und Susanne Baum © Joachim Kleine-Büning

„In einem Kinderhospiz kann man viele glückliche Momente erleben“, sagt Ina Mentges-Schröter, denn es ist anders als ein Erwachsenenhospiz. Kein Ort, den man zum Sterben aufsucht, sondern „eine Entlastung, eine Begleitung dieser Lebensphase“ für Erkrankte und deren Angehörigen, ab dem Zeitpunkt der Diagnose, „vor, während und nach dem Sterben“. So hat die Arche etwa Susanne Baum und ihrem Mann dabei geholfen, etwas Normalität zu erleben, mal als Eltern in den Urlaub zu fahren oder auch nur in eine Eisdiele zu gehen. „Die Liebe zum Kind darf nicht bis zur Selbstaufgabe gehen.“ Man müsse sich Inseln schaffen, und dabei helfen Hospize. Sie in Anspruch zu nehmen und gar das kranke Kind abzugeben, um in Urlaub zu fahren, sei jedoch gesellschaftlich verpönt. Schnell komme der Vorwurf auf, man sei eine Rabenmutter. Das müsse sich ändern.

Ohnehin müsse das Thema enttabuisiert werden, fordert Christina Totzeck. Daher will sie Lobbyistin für die Betroffenen sein und Informationen in die Politik tragen: „In der Politik haben wir uns noch nicht mit dieser Thematik auseinandergesetzt.“ Außerdem möchte sie, dass etwa in Kitas und an Schulen über den Umgang mit sterbenskranken Kindern aufgeklärt wird.

Hilfsangebote sollen vernetzt und erweitert werden

Einen Verbündeten in der Stadtverwaltung hat sie in Luidger Wolterhoff gefunden, der nicht nur die Arche sowie die zahlreichen Selbsthilfegruppen in Gelsenkirchen würdigt, sondern sich vorgenommen hat, eine Bestandsaufnahme aller Angebote zu machen und diese dann den Bürgern zur Verfügung zu stellen. Zudem möchte der Gesundheitsdezernent erreichen, dass sich diese Hilfsangebote so eng vernetzen wie etwa im Bereich der Pflegeberatung. Wolterhoff will in Gelsenkirchen die weißen Flecken bei den Hilfsangeboten ausmachen und sie beseitigen.

Damit würde er Susanne Baum einen Wunsch erfüllen. „Ich möchte in fünf Jahren in eine Kinderklinik kommen und dort eine Broschüre mit gebündelten Informationen und Hilfsangeboten ausliegen sehen.“

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n Deutschland gibt es laut Wolfgang Heinberg (St. Augustinus GmbH) rund 25 000 Betroffene mit „lebenslimitierender Erkrankung“, davon 2000 im Ruhrgebiet. Demnach gibt es Betroffene in Gelsenkirchen, ihre Zahl ist aber unbekannt.

Der 10. Februar ist seit zwölf Jahren der Tag der Kinderhospizarbeit.