Gelsenkirchen-Buer. Die Neurochirurgie am Bergmannsheil Buer hat ein neues Qualitätssiegel. Die Klinik ist nun anerkannte Wirbelsäuleneinrichtung – eine von zwölf.

Ihre besondere Expertise für eine optimale Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen hat sich die Klinik für Neurochirurgie am Bergmannsheil unter Leitung des Chefarztes Dr. Uwe Wildförster jetzt offiziell bestätigen lassen. Die Klinik ist ab sofort für drei Jahre von der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft als „Wirbelsäuleneinrichtung“ zertifiziert. „Dieses anerkannte Qualitätssiegel attestiert uns die hohe Qualität der medizinischen Behandlung. Das gilt sowohl für die konservative als auch für die chirurgische Therapie“, betont Uwe Wildförster.

Überprüft wurden dabei die medizinische, operative und pflegerische Versorgung im Haus sowie wie die Abläufe. Der Schwerpunkt liegt bei den degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen, sprich Defekten, die durch Verschleiß bedingt sind, sowie bei Wirbelsäulenverletzungen. Letztere werden am Bergmannsheil als überregionalem Traumazentrum deutlich häufiger therapiert als in „normalen“ Kliniken.

Auch junge Menschen leiden zunehmend unter Verschleißerscheinungen

Das Bergmannsheil Buer ist von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie als überregionales Traumazentrum zertifiziert und damit auch allgemein besonders auf die Behandlung von Unfallopfern spezialisiert.
Das Bergmannsheil Buer ist von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie als überregionales Traumazentrum zertifiziert und damit auch allgemein besonders auf die Behandlung von Unfallopfern spezialisiert. © FUNKE Foto Services | Thomas Schmidtke

Operiert werden wegen degenerativ bedingter Erkrankungen müssen längst nicht mehr nur Menschen zwischen 40 und 65 Jahren. „Das Altersspektrum der Patienten in dem Bereich wird immer breiter. Es werden immer mehr Ältere, auch jenseits der 80, die sonst noch vital sind und den Rest ihres Lebens nicht im Rollstuhl verbringen möchten. Aber es sind auch immer mehr wirklich junge Menschen betroffen, 20-Jährige. Kinder bewegen sich heute zu wenig“, stellt Wildförster fest. Sitzen am Computer statt Bewegung im Sportverein: das mache sich an der Wirbelsäule mittel- bis langfristig bemerkbar.

Auch interessant

Mehr als 900 Operationen an der Wirbelsäule im Jahr in Buer

919 Wirbelsäulenoperationen sind in Wildförsters Klinik im vergangenen Jahr allein durchgeführt worden; mehrheitlich degenerativ bedingt notwendige, aber auch bei Unfallopfern mit akutem Handlungsbedarf. „Auch das wurde überprüft: Wie die Qualität bei Operationen mit geringer Vorbereitungszeit ist“, erläutert Wildförster.

Immer individuellere Implantate

Elfköpfiges Ärzteteam

Nur zwölf Kliniken sind bundesweit bisher als Wirbelsäuleneinrichtung Level III anerkannt, darunter neben der Klinik in Buer nur zwei weitere Kliniken in NRW, nämlich in Hemer und in Olsberg.

Elf Ärzte, darunter fünf Fachärzte mit spezieller Zusatzausbildung und zwei angehende Fachärzte, gehören zum Team der Klinik für Neurochirurgie. An 365 Tagen im Jahr (dieses Jahr 366) und 24 Stunden am Tag ist die Klinik für Wirbelsäulen-OP bereit. Auch das ist Voraussetzung für eine Zertifizierung.

Deutlich verbessert haben sich laut Wildförster in den letzten Jahren die Implantate; immer individuellere Varianten, passend zum jeweiligen Zustand der Knochen und der Platzierung gebe es. Aber auch die Operationsmethoden sind anders als noch vor zehn Jahren. „Wir nutzen gewebeschonende, minimal-invasive Verfahren und positionieren Implantate mit Hilfe von Neuronavigation. Das ist eine computergestützte Technik, die wie ein GPS funktioniert. Noch während der Operation wird der Patient gescannt und die 3D-Bilder helfen dem Operateur, Schrauben und Stäbe millimetergenau zu platzieren“ beschreibt er, was seit 2015 im Haus praktiziert werden kann. In 98 Prozent der Fälle sei Platzierung millimetergenau vollzogen, hat eine Dokumentation im Haus ergeben. „Unsere Patienten können mittlerweile am nächsten Tag wieder aufstehen nach so einer Operation“, versichert der Experte. Für den Laien nicht selbstverständlich: Die Schnitte sind in der Regel deutlich kleiner als die Schraubenimplantate.

Auch interessant

Trotz aller Spezialisierung: Operation bleibt die letzte Behandlungsoption

Doch bei allen Fortschritten im chirurgischen Bereich: Konservative Behandlungen wie Physiotherapie, Muskelaufbau, Akupunktur und mehr sind auch in der Klinik für Neurochirurgie bei Patienten mit Verschleißerkrankungen der Wirbelkörper, Verengungen oder Bandscheibenvorfällen, immer das erste Mittel der Wahl. Nur wenn diese keinen Erfolg zeigten, werde operiert, versichert Wildförster. Von den 3500 Wirbelsäulenpatienten, die im Jahresschnitt in die Ambulanz der Klinik kommen, komme es lediglich bei rund 800 zur Operation als letztem Schritt. Und trotz aller Expertise: Es gibt auch Wirbelsäulenprobleme, bei denen er Patienten an andere, auf deren Probleme spezialisierte Kliniken überweist. „Man muss gerade als Spezialist Grenzen erkennen, das Umfeld muss passen“, betont der Experte.