Gelsenkirchen-Scholven. GGW ist an Neubau von drei Mehrfamilienhäusern und einer Kita in Scholven interessiert. Turm des Gotteshauses soll erhalten bleiben.
Eineinhalb Jahre ist es her, dass die Pfarrei St. Urbanus ihre St.-Josef-Kirche aufgab. Ziel war es, Geld für die Unterhaltung einzusparen und Platz zu schaffen für Senioren-Wohnungen. Denn diese gibt’s in Scholven bislang nicht. Nun wird das Vorhaben konkreter: Die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH (GGW) würde auf dem 7300 Quadratmeter großen Areal gerne drei Mehrfamilienhäuser errichten, Kindergarten inklusive. Betrieben werden könnte dieser womöglich in katholisch-evangelischer Trägerschaft.
„Unterschrieben ist noch nichts“, betont Caritas-Fachbereichsleiter Christoph Grün zwar noch den Gedankenspiel-Charakter des Projekts. Aber immerhin haben Bezirksvertretung Nord sowie Stadtentwicklungs- und Planungsausschuss schon einmal einen Aufstellungsbeschluss für einen neuen Bebauungsplan zwischen Budde-, Werdener Straße und Im Brömm verabschiedet, der den bisherigen Nutzungszweck „katholische Kirche und Kindergarten“ ändert in „Allgemeines Wohngebiet“. Das letzte Wort in dieser Sache hat der Rat am Donnerstag, 13. Februar.
Kirchturm soll als Identifikationspunkt im Quartier erhalten bleiben
Auch Harald Förster, Geschäftsführer der Stadttochter GGW, stellt klar: „Das Bistum Essen muss unserem Kaufangebot erst noch zustimmen.“ Gleichwohl bestätigt er: „Wir befinden uns in Gesprächen. Und es ist richtig: Wir sind interessiert, auf dem Grundstück St. Josef drei dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit Staffelgeschoss in Kombination mit einer viergruppigen Kindertagesstätte zu bauen.“ Laut Verwaltungsvorlage sollen die Kirche und ihre Nebengebäude – darunter das Gemeindehaus und Wohnhäuser – abgerissen werden mit Ausnahme des Kirchturms, der als Identifikations- und Orientierungspunkt im Quartier erhalten bleiben soll.
Erste Vorentwürfe sehen etwa 80 barrierefreie (Senioren-) Wohnungen vor, die größtenteils mit Hilfe öffentlicher Förderung entstehen sollen, nur ein kleiner Teil sei frei finanziert geplant. Städtebaulich soll sich das Ensemble auch in der Ausrichtung und Gestaltung der Gebäude in den Bestand harmonisch einfügen, sprich: „Wir würden die Mehrfamilienhäuser gerne um einen großen Innenhof herum zu jeder der drei Straßen hin errichten.“
Gutachten untersuchen Nähe zur Industrie
Der Bebauungsplan Nr. 439 für den Bereich „Kirche St. Josef“ wird voraussichtlich im beschleunigten Verfahren aufgestellt, da die überbaubare Grundfläche den Grenzwert von 20.000 Quadratmeter unterschreitet.
Gutachterlich untersucht werden aber noch Themen wie Artenschutz, Verkehrsbelastung/Lärm und Boden/Entwässerung. Zudem wird die Nähe zum Uniper-Kraftwerk Scholven (das 2022 stillgelegt werden soll) sowie zur Raffinerie (Sabic/BP) analysiert.
GGW: „Attraktive Lage“ des Grundstücks im Herzen von Scholven
Die Lage im Herzen von Scholven hält Förster auch wegen der Nähe zu Lebensmittelgeschäften an der Feldhauser Straße für attraktiv. Überdies: „Wir wollen Senioren in Scholven die Möglichkeit eröffnen, auch im Alter in ihrem Heimatstadtteil wohnen zu bleiben.“
Auch die Zügigkeit der Kindertagesstätte steht noch nicht fest. Dass es einen Bedarf an Kita-Plätzen gibt, hat der Caritasverband aber schon recherchiert. „Vorstellbar“ sei eine gemeinsame Trägerschaft mit der evangelischen Kirche, erklärt Caritas-Fachbereichsleiter Christoph Grün auf Anfrage der Redaktion.
Interkonfessionelle Kooperation
Hintergrund sei dabei, „dass die Evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde schon länger einen Ersatz für ihre zweigruppige Einrichtung in Scholven sucht“. Die gemeinsame Trägerschaft, etwa über eine noch zu gründende Gesellschaft, bringe jedoch rechtliche und finanzielle Probleme mit sich, die erst noch geklärt werden müssten. „Wir würden da aber gerne mit der evangelischen Seite zusammenarbeiten.“
Nach einer möglichen Vertragsunterzeichnung von GGW und Pfarrei St. Urbanus könnten konkrete Pläne Ende 2021 vorliegen, so dass es anschließend möglich wäre, die Bauanträge zu stellen. „Sehr optimistisch betrachtet, könnten wir in drei Jahren mit den Baumaßnahmen beginnen“, so Förster.