Gelsenkirchen-Scholven. . Um Platz für ein Seniorenzentrum zu schaffen und Geld zu sparen, setzt sich St. Josef in Scholven kleiner.

  • Die katholische St.-Josef-Gemeinde in Scholven will ihre Kirche und das Gemeindezentrum schließen
  • Stattdessen soll das Gemeindeleben in zwei kleinere Standorte verlagert werden
  • Verantwortliche hoffen, dass ein Investor auf dem Grundstück ein Seniorenzentrum errichtet

Etwas aufgeben und doch gewinnen: Dieser scheinbare Widerspruch wird zum Leitmotiv für die Zukunft der katholischen St.-Josef-Gemeinde in Scholven. Sie schlägt dem Bistum Essen vor, die Kirche und das Gemeindezentrum samt Wohnungen an der Buddestraße zu schließen, um Platz zu machen – für den Bau seniorengerechter Wohnungen oder einer Pflegeeinrichtung. Die sozialraumorientierten, liturgischen und katechetischen Angebote der Gemeinde sollen an zwei andere Standorte verlagert werden.

„Für unsere Arbeit vor Ort brauchen wir keine großen Gebäude. Das hat die Entwicklung einer Zukunftsvision für St. Josef in den vergangenen vier Jahren ergeben“, begründet Axel Büttner (61), als Diakon mit Koordinierungsaufgaben auch Gemeindeleiter, das Votum des Gemeindekonvents. Das Gremium besteht aus ehrenamtlichen (Laien-)Beauftragten, die eigenverantwortlich für einzelne Arbeitsbereiche zuständig sind und gemeinsam die Ausrichtung von St. Josef beraten und beschließen.

Büttner: „Wir wollen weiter vor Ort präsent bleiben“

Hofft, den Umstrukturierungsprozess in der Scholvener St.-Josef-Gemeinde auch künftig begleiten zu können: Gemeindeleiter Axel Büttner, Diakon mit Koordinierungsaufgaben.
Hofft, den Umstrukturierungsprozess in der Scholvener St.-Josef-Gemeinde auch künftig begleiten zu können: Gemeindeleiter Axel Büttner, Diakon mit Koordinierungsaufgaben. © Thomas Schmidtke

Als Rückzug aus Scholven möchte Büttner das Votum ausdrücklich nicht verstanden wissen. „Wir wollen weiterhin für die Menschen im Stadtteil präsent sein, etwa mit dem Stadtteil-Café, der Sprachförderung oder der Armenspeisung. Auch die Kooperation mit dem Caritas-Quartiersprojekt soll fortgesetzt werden.“

Für diese sozialraumorientierten Angebote und als Treffpunkt für Vereine und Verbände soll das frühere Pfarrhaus an der Feldhauser Straße 208 („das gelbe Haus“) umgebaut werden. Die bisherigen Mieter ziehen bis Ende August aus, so dass – nach einem entsprechenden Votum des Kirchenvorstands der Pfarrei St. Urbanus – bald mit dem Bau einer Rampe für Mobilitätseingeschränkte begonnen werden könnte. Auch ein barrierefreies WC ist geplant.

Im Schwesternwohnheim sollen Messen stattfinden

Auch das Gemeindezentrum soll aufgegeben werden. St. Josef hofft, dass sich ein Investor findet, der auf dem Gesamtgrundstück Wohnungen für Senioren errichtet.
Auch das Gemeindezentrum soll aufgegeben werden. St. Josef hofft, dass sich ein Investor findet, der auf dem Gesamtgrundstück Wohnungen für Senioren errichtet. © Thomas Schmidtke

Als neuer liturgischer und spiritueller Ort soll das einstige Schwesternwohnheim an der Feldhauser Straße 208 b dienen. Schwester Margrit Tielmann, Leiterin des Don-Bosco-Kindergartens, werde nach Essen versetzt, so dass die Räume ab Ende 2017 für Bibelgespräche oder Sakramentenkurse genutzt werden könnten.

In der Kapelle sollen werktags Eucharistiefeiern stattfinden, aber auch Taufen, Ehejubiläen und Andachten. „Für die Sonntagsmesse reicht der Platz dort nicht aus. Vorstellbar wäre es, sie in der evangelischen Adventskirche abzuhalten; die Trinitatis-Kirchengemeinde hat uns ein entsprechendes Angebot gemacht. Möglich wäre aber auch, einen Fahrdienst nach St. Urbanus einzurichten“, so Büttner.

Diakon: Gläubige reagieren mit Trauer und Verständnis

Entwickelt hat St. Josef die Pläne unabhängig vom Pfarrei-Entwicklungs-Prozess in St. Urbanus, der der Pfarrei bis 2030 Einsparungen um etwa 25 Prozent abverlangt – und damit die Aufgabe weiterer Gebäude und die Umgestaltung der Arbeit vor Ort. „Es ist ein Glück, dass sie sich nun so gut hineinfügen“, meint der Diakon.

Dass der Kirchen-Abriss (nicht nur) für die Gläubigen schwierig werden dürfte: Büttner weiß es. „Natürlich sind viele traurig. Aber die meisten verstehen die Entscheidung und tragen sie mit. Wir machten schließlich Platz für ein Zukunftsprojekt, wenn auf dem Gemeindegrundstück ein Seniorenwohnheim entsteht. Bislang müssen alte und demente Menschen Scholven verlassen, wenn sie nicht mehr alleine wohnen können.“ Der Diakon hofft, dass sich zeitnah ein Investor und Träger meldet.

Diakon Axel Büttner will Prozess begleiten

Ob er selbst Gemeindeleiter bleibt, ist unklar. „Ich hoffe, dass ich den Prozess begleiten kann. Wichtig ist, das Positive des Votums herauszustellen. Es ist besser, jetzt selbst zu gestalten und Neues auszuprobieren, als später nur reagieren zu können“, mag er lieber von Auf- als von Abbruch sprechen.