Gelsenkirchen-Erle. Förderkreis St. Elisabeth finanziert Gelsenkirchener Heimkindern Nachhilfe, Therapien oder Sport. Engagement wird vor Ort dringend benötigt.

Kinder individuell fördern, mit denen das Leben es nicht so gut gemeint hat. Mit diesem Ziel hat sich der Förderkreis des Kinder- und Jugendhauses St. Elisabeth gegründet. Aus den Beiträgen der Mitglieder und aus Spenden werden Nachhilfe, Musikunterricht oder die Mitgliedschaft in einem Sportverein für die Kinder und Jugendlichen finanziert, die in dem Kinderheim in Erle leben. „Hilfen, die eine solche Einrichtung normal gar nicht leisten kann“, wie die ehemalige langjährige Heimleiterin Hete Rolle-Keuper erklärt. Nun feiert der Verein seinen 40. Geburtstag.

Rolle-Keuper, die bereits ab 1975 in dem Kinder- und Jugendhaus beschäftigt war, erinnert sich noch gut an die Gründung am 11. Januar 1980. „Wir konnten damals zwar recht gut auf öffentliche Gelder zugreifen. Die gehörten aber der Institution. Besondere Förderung war so nicht möglich. Durch den Förderkreis konnten wir das einzelne Kind in den Mittelpunkt stellen.“

Kinder haben oft Traumata zu verarbeiten

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Jedes der teils stark traumatisierten und lernbehinderten Heimkinder mitzunehmen und auf ein eigenständiges Leben vorzubereiten, hatte für die Sozialarbeiterin stets höchste Priorität, das betont sie immer wieder: „Niemand sollte uns ohne Schulabschluss und ohne begonnene Lehre verlassen.“ Eine für Rolle-Keuper „wunderbare, aber nicht immer leichte Arbeit“. Hatten doch viele der Kinder Gewalt oder sexuellen Missbrauch erlebt, kamen mit Wunden – körperlichen und psychischen – in die Einrichtung, die heilen mussten.

Sie brauchten nicht nur Nachhilfe in Deutsch und Mathe, sondern mussten „leben lernen“ – so lautet bis heute das Motto des Kinderheims. Von den Geldern des Förderkreises wurden deshalb nicht nur Nachhilfelehrer bezahlt. Es gab auch eine Werkslehrerin, die mit den Jugendlichen Möbel baute. Außerdem sollte jedes Kind sich nach Möglichkeit in einem Verein engagieren. Aber auch individuelle Hilfen, etwa ein Tanzkurs oder Reittherapie, konnten mit Unterstützung der Förderer ermöglicht werden.

Dieses Engagement und das Heimkonzept, das auf einem Leben in kleinen, familienähnlichen Gruppen basierte, hat sich ausgezahlt. Bäcker, Schneider, Schauspieler: Wenn Hete Rolle-Keuper über die Lebensläufe ehemaliger Heimkinder spricht, dann leuchten ihre Augen, kommen ihr zwischendurch aber auch die Tränen, wenn sie an den oft steinigen Weg zurückdenkt, den einige hinter sich haben. „Viele sind jetzt sogar selbst im Förderkreis“, freut sich die inzwischen pensionierte Erziehungsleiterin.

Heim ist weiter auf Unterstützung angewiesen

„Die Hilfen sind heute in einer schnelllebigeren Zeit kurzfristiger, die Richtung ist aber noch die gleiche“, sagt Paul Rüther, seit 15 Jahren Nachfolger von Hete Rolle-Keuper und 2. Vorsitzender des Förderkreises. Obwohl Kinder heute oft nicht mehr so lange blieben und sich die staatliche Finanzierung geändert hat, sei er weiter auf Unterstützung angewiesen.

Mitglied werden

Wer Mitglied im Förderkreis werden möchte, kann sich an die 1. Vorsitzende Ursula Müller-Grögor wenden unter 0209 36699438.

Der monatliche Beitrag beträgt aktuell mindestens 20 Euro. Auch, wer kein Mitglied ist, kann an den Förderkreis spenden.

Weitere Informationen zum Verein gibt es im Internet unter www.kinderheim-elisabeth.de, per Mail an info@kinderheim-elisabeth.de oder telefonisch unter 0209 970720.

Um Lernhilfe, Musikunterricht, die Mitgliedschaft im Sportverein ermöglichen zu können, aber auch für alltägliche Anschaffungen wie einen neuen Tornister, Zuschüsse zu Klassen- und Gruppenfahrten benötigt Rüther finanzielle Unterstützung. Darüber hinaus hilft der Kreis Jugendlichen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz und einer Wohnung und unterhält eine Trainingswohnung und einen Bulli für Transporte und Ausflüge.

Die Proben für ein Theaterstück laufen

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Um sich bei den aktuell 114 Mitgliedern des Förderkreises zu bedanken, richtet das Heim am Donnerstag, 6. Februar, eine interne Geburtstagsfeier aus. Die Proben für ein Theaterstück laufen bereits. Die Kinder wollen die Geschichte der Heiligen Elisabeth, Namensgeberin der Einrichtung unter dem Dach der St. Augustinus GmbH, auf die Bühne bringen. Und Rüther kündigt an: „Auch dabei steht das Kind im Mittelpunkt. Wir versuchen, die Stärken jedes einzelnen herauszuarbeiten.“

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