Gelsenkirchen-Erle. Gelsenkirchener Bewohner, Mitarbeiter, Ehemalige und Interessierte zusammen. Gäste informieren sich über Heimerziehung.

Wenn das Kinder- und Jugendhaus St. Elisabeth alle zwei Jahre zum Budenfest lädt, dann kommt, gefühlt, der ganze Stadtteil. So soll es auch sein, sagt Heimleiter Paul Rüther. „Es ist uns wichtig, transparent zu machen, wie moderne Heimerziehung aussieht. Viele Menschen haben immer noch das Bild von Schlafsälen im Kopf.“ Tatsächlich geht es familiärer zu, leben die Kinder und Jugendlichen in Gruppen und festen Strukturen.

Aktuell betreut die Einrichtung 70 Kinder und Jugendliche, 40 davon auf dem Campus im Hinterland der Cranger Straße. „Wir sind voll“, sagt der Einrichtungsleiter. Und dennoch gebe es immer noch Anwohner, die erstmals Kontakt hätten zum Heim. „Ich höre oft, wir wussten gar nicht, dass hier ein Kinderheim ist.“ Umso wichtiger sei diese lockere Form der Begegnung und des Miteinanders.

Ehemalige wollen ihre früheren Erzieher treffen

Besonders für Kinder hatte das Budenfest-Vorbereitungsteam im Kinder- und Jugendhaus St. Elisabeth sich jede Menge Unterhaltung einfallen lassen. Sie konnten basteln, malen und ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen.
Besonders für Kinder hatte das Budenfest-Vorbereitungsteam im Kinder- und Jugendhaus St. Elisabeth sich jede Menge Unterhaltung einfallen lassen. Sie konnten basteln, malen und ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Die hat einen kleinen Programmteil, Angebote in Zelten, die einstmals Buden waren und dem Tag seinen Namen gaben, und lebt vor allem von der Begegnung. Viele Ehemalige kommen her. „Die wollen ihre früheren Erzieher treffen“, so Rüther. Eine Aussage, die eine Frage aufkommen lässt: Wenn die Kinder und Jugendlichen in ihren Betreuern feste Bezugspersonen finden, wie es sonst Eltern sind, was passiert, wenn sie mit der Volljährigkeit ausziehen müssen? Wie geht das „Familienleben“ dann weiter?

„Wir haben schon Kontakte“, sagt Yvonne Tampas aus dem Flex-Team, der Betreuung im ambulanten Bereich. „Es gibt junge Menschen, die entscheiden sich, ihr Leben für sich aufzubauen.“ Also ohne Kontakt zur leiblichen Familie. „Die halten schon mal mehr Kontakt. Aber das entscheidet jeder ganz frei für sich. Und wenn sie Hilfe brauchen oder Rat, wissen sie, wo wir sind.“

Die Erzieher seien aber nicht nur in Krisen ansprechbar. „Viele kommen auch, um Freude zu teilen wie einen guten Abschluss oder wenn Familienzuwachs ansteht.“ Wie weit das familiäre Miteinander nach dem Auszug gehen kann? „Es sind natürlich auch Besuche bei uns möglich. Manchmal feiert ein Ehemaliger mit uns Weihnachten. Manche halten den Kontakt sehr lange. Denn da ist ja wirklich etwas zusammen gewachsen.“