Gelsenkirchen. Mit einer Werbekampagne wollen die 49 Familienzentren in Gelsenkirchen auf ihre Arbeit aufmerksam machen. Der Beratungsbedarf wächst beständig.
In dieser Stadt gibt es mittlerweile 49 Familienzentren, die von fünf verschiedenen Trägern betrieben werden und über insgesamt 54 Einrichtungen verfügen. In jedem Jahr kommen zwei bis drei neue Zentren hinzu. Ihr Ziel ist es, konkrete Hilfe für die Familien vor Ort im Stadtteil zu leisten. Experten geben dort ihr Wissen weiter und stehen allen Hilfesuchenden, aber auch deren Angehörigen, mit Rat und Tat zur Seite. Um dieses wichtige Angebot einer noch breiteren Öffentlichkeit vorzustellen, haben die Träger eine Werbekampagne gestartet. Die zentrale Botschaft lautet: „Wir können Familie!“ Sie prangt nicht nur auf Großplakaten, sondern auch auffällig auf der Rückseite zweier Linienbusse der Bogestra.
„Zunächst sollen jene Angebote in den Fokus gerückt werden, mit denen wir Familien im Alltag unterstützen“, sagt Markus Bühler. Der Stadtbedienstete ist Koordinator aller Familienzentren in Gelsenkirchen. Mittlerweile gibt es 30 Familienzentren in städtischer Trägerschaft, elf bietet die katholische Kirche, sechs die evangelische und jeweils eines die Awo und das evangelische Kinder- und Jugendhaus. Angesiedelt sind die Familienzentren in ausgewählten Kindertagesstätten.
Familienzentren müssen viele Kriterien erfüllen
Um Familienzentrum werden zu können, gilt es für interessierte Kitas einen einjährigen Zertifizierungsprozess zu durchlaufen. Von einem 94 Punkte umfassenden Kriterienkatalog müssen laut Bühler mindestens 32 erfüllt werden. „Unsere Familienzentren haben allesamt deutlich mehr erfüllt“, sagt der Koordinator. Gemeinsam mit der Jugendhilfeplanung und allen Trägern werde geschaut und entschieden, wo im Stadtgebiet die Errichtung eines weiteren Familienzentrums Sinn machen würde. „Aber nicht alle unserer 124 Kitas im Stadtgebiet werden am Ende ein Familienzentrum“, stellt Bühler klar.
Kostenlose und vertrauliche Beratung
Ein wichtiger Baustein im Angebot für Familien ist etwa die offene Sprechstunde der Erziehungs- und Familienberatung. Hier können sich Hilfesuchende kostenlos und absolut vertraulich beraten lassen. Denn bei vielen Betroffenen besteht zunächst eine gewisse Scham und Sorge, wenn sie eingestehen müssen, dass zu Hause bei der Erziehung und Betreuung der Kinder nicht alles rund läuft. „Wir haben gemerkt, dass es den Trend gibt, dass immer mehr junge Eltern Hilfe benötigen“, sagt Stefanie Jonassohn. Sie ist die Leiterin der Städtischen Familienzentrums an der Irmgardstraße in Bulmke-Hüllen.
Kurse als Basis für Vertrauen zwischen Eltern und Beratern
Eben dort gibt es wöchentliche Treffen wie Eltern-Kind-Turnen, Nähkurse oder Kreativworkshops. Und genau solche niederschwelligen Angebote seien sehr hilfreich, so Jonassohn, damit sich eine Nähe und Vertrautheit unter den Teilnehmern, aber auch zwischen Eltern und Beratungsexperten entwickeln kann. „Eltern mit Migrationshintergrund brauchen aber eine ganz andere Ansprache, um sie von so einem Angebot überzeugen zu lassen“, weiß Claudia Fleiss aus Erfahrung. Sie ist Fachberaterin der evangelischen Kindergartengemeinschaft Gelsenkirchen/Wattenscheid. Und die Statistiken zeigen, dass der Bedarf auch in diesem Bereich immer größer wird, weil inzwischen rund 50 Prozent aller Kinder im Alter zwischen null und sechs Jahren in Gelsenkirchen einen Migrationshintergrund haben.
Ansprechpartner auch bei Kindeswohlgefährdung
„Auch in Fällen von Kindwohlgefährdung können unsere Familienzentren ein Ansprechpartner für Angehörige oder Nachbarn von jungen Betroffenen sein. Dafür haben wir besonders ausgebildete Kinderschutzfachkräfte“, sagt Ingrid Raddatz. Sie ist Leiterin des katholischen Familienzentrums Heilige Familie in Bulmke-Hüllen und gleichzeitig Vertreterin des Kita-Zweckverbandes, der als Träger aller katholischer Familienzentren dient. Im Laufe der Werbekampagne soll aber auch noch auf die Familienbildungsangebote, die Kindertagespflege und Tipps zu besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf hingewiesen werden.