Gelsenkirchen. Beim Verhältnis Studenten zu Professoren liegt der NRW-Schnitt bei 91:1. In Gelsenkirchen kommt die Westfälische Hochschule auf 48:1. Die Gründe.

1:91 – mit dieser Quote ist NRW Schlusslicht im Bundesranking beim Betreuungsverhältnis Studierende zu Professoren. In Thüringen ist das Verhältnis an den Universitäten 1:44. Die Erhebung basiert auf Statistiken von 2017. Bei der Betreuung an den Hochschulen reicht Gelsenkirchen beinahe an diese Top-Marke heran – mit aktuellen Zahlen: An der WH, der Westfälischen Hochschule kommen 48 Studierende auf ein Lehrkraft.

Die Betreuung an den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen hat sich erneut leicht verschlechtert. Laut „Uni-Barometer“ der Fachzeitschrift „Forschung und Lehre“ betreut im Jahr 2017 ein Hochschullehrer im Schnitt 91 Studierende. 2016 waren es 90,7. Zum Vergleich: Bundesweit lag die Betreuungsrelation an Hochschulen zuletzt bei 1:66.

WH in Gelsenkirchen besser als der Landesdurchschnitt

Wie so oft hinken Vergleiche: „Die Zahlen hängen eben auch stark von den Fächerstrukturen und den Studienschwerpunkten der Hochschulen ab“, sagt WH-Präsident Prof. Bernd Kriegesmann. Bei geisteswissenschaftlichen Fächern habe eine Uni schon mal 1000 Studierende pro Studiengang, in Elektrotechnik an einer Fachhochschule vielleicht dagegen aber nur 60 bis 70 Anfänger.“ Schlussfolgerung für Kriegesmann: An der eher technisch orientierten WH „ergibt sich allein schon aus unserem Fächerspektrum, dass wir eine bessere Betreuungssituation haben.“ Zudem hänge die Quote auch mit „dem Hochschultypus zusammen. Das Konzept der Fachhochschule ist wesentlich stärker auf kleinere Gruppen ausgerichtet.“ Letztlich bleibe aber „die positive Nachricht für Studieninteressierte: „An der WH haben wir eine deutlich bessere Situation als im Landesdurchschnitt.“

In Stadtrandlage an der Neidenburger Straße liegt der Gelsenkirchener Standort der Westfälischen Hochschule.  Eine bessere Anbindung an den ÖPNV und die Stadt wird von vielen vermisst.
In Stadtrandlage an der Neidenburger Straße liegt der Gelsenkirchener Standort der Westfälischen Hochschule. Eine bessere Anbindung an den ÖPNV und die Stadt wird von vielen vermisst. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Aktuell hat die Westfälische Hochschule 8731 Studentinnen und Studenten, davon 4725 in Gelsenkirchen, 1828 in Bocholt und 2178 in Recklinghausen. Insgesamt umfasst das Hochschulangebot (Stand Ende 2017) 24 Bachelor-, 12 duale Bachelor- sowie 20 weiterführende Master-Studiengänge. In Gelsenkirchen absolvieren derzeit 788 junge Leute einen Masterstudiengang, 3937 streben den Bachelor an. Die Mitarbeiterzahl liegt bei rund 680.

Die meisten Studienanfänger haben der Fachbereich Wirtschaft und die Informatikstudiengänge mit jeweils rund 180 Anfängern. 21 Professorinnen und Professoren weist die WH-Homepage allein für den Fachbereich 4, die Wirtschaft aus. Im Fachbereich Journalismus und Public Relation, dem kleinsten Studiengang, besteht das Professorium aus sieben Personen.

Wettbewerb um die Köpfe läuft an den Hochschulen

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Angesichts der demografischen Entwicklung läuft der Wettbewerb um die (besten) Köpfe vom kleinen Ausbildungsbetrieb bis zum Weltkonzern längst und ist auch in den Hochschulen angekommen. „Der Jahrgang 1964 war der geburtenstärkste in der Geschichte der Bundesrepublik“, sagt Kriegesmann. „Seither nimmt die absolute Kopfzahl ab, gleichzeitig steigt die Anzahl derjenigen, die aus dem Beruf aussteigen.“ Zwar kämen mittlerweile „über 50 Prozent an der Hochschule an, aber die Zahl der Studienanfänger wird insgesamt stagnieren oder sinken.“

„Uns geht es darum, Bildungsbiografien zu gestalten. Ein Studium darf nicht vom Elternhaus abhängen“, postuliert Kriegesmann seit Jahren. Die WH war wegweisend beim – mittlerweile landesweit umgesetzten – System des Talentscoutings, von dem junge Menschen, aber eben auch die Gelsenkirchener Hochschule profitiert. Doch bei der Wahl des Studienorts, stellt der WH-Präsident fest, „spielen auch andere Faktoren mit“. Beispielsweise die Mietkosten. „Da sind wir eine der günstigsten Hochschulstädte Deutschlands. Und ich sehe das Revier als Metropole. Im Vergleich gibt es keine Region, wo man so billig wohnen kann.“