Gelsenkirchen. . Präsident Prof. Bernd Kriegesmann will das Profil der Westfälischen Hochschule weiter schärfen. Beim Campusfest gibt’s Sport und Wissenschaft.

  • Vor 25 Jahren wurde die Fachhochschule Gelsenkirchen gegründet und damit die Westfälische Hochschule
  • Unter dem jetzigen Präsidenten Prof. Bernd Kriegesmann hat sich viel verändert, er will das Profil weiter schärfen
  • Am kommenden Freitag wird das Jubiläum mit Wissenschaft, Sport und Musik gefeiert

Ein Vierteljahrhundert wird die Westfälische Hochschule alt – oder eher jung. Unter dem jetzigen Präsidenten Prof. Bernd Kriegesmann hat sich viel verändert. „Wir haben uns auf den Weg gemacht, das Profil der Hochschule zu schärfen“, sagt er. Das habe er aber nicht alleine gemacht und geschafft, sondern mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Westfälischen Hochschule, „denn ich bin ja nicht auf mich alleine gestellt.“

Professor Dr. Bernd Kriegesmann ist seit dem 1. August 2008 der Präsident der Westfälischen Hochschule.
Professor Dr. Bernd Kriegesmann ist seit dem 1. August 2008 der Präsident der Westfälischen Hochschule. © Joachim Kleine-Büning

Am 1. August 2008 übernahm er das Amt und seitdem steigen die Studentenzahlen. „Das ist aber nicht nur mein Verdienst. Man muss sagen, dass immer mehr junge Menschen studieren.“ Aber die Kurve zeigt steil nach oben. Im Jahr 2008 gab es 6500 Studierende an der WH, jetzt besuchen 9000 junge Leute die Hochschule.

Gegen die Bildungsungerechtigkeiten angehen

„Unsere Motivation für die Profilschärfung war, gegen die Bildungsungerechtigkeiten mit entsprechenden Mitteln anzugehen. Denn es gibt immer schon eine Reproduktion der sozialen Schichtungen. Wer in einem Akademikerhaushalt aufwächst, der geht im Normalfall nach der Schule auf eine Hochschule oder Universität. Wer in der Familie damit nie in Berührung kommt, wird in der Regel keinen Ausbildungsweg über eine Hochschule wählen. Das halte ich für nicht richtig.“ Aus dem Grunde habe man von Seiten der WH ein „Programm zur Talentförderung ausgerollt mit dem Talentscouting“. Das habe aber nichts mit einem Sozialprogramm zu tun, sondern fördern wolle die WH leistungsstarke Menschen.

Es gebe viele, die widrige Rahmenbedingungen für ein Studium hätten. Sie wüssten meistens nicht, wie sie eine fünfstellige Bafög-Summe, die sie fürs Studium aufnehmen müssten, je wieder zurückzahlen sollten. Kriegesmann nennt ein beliebiges Beispiel aus der Praxis: „Wenn ein libanesisches Mädchen fünf Geschwister zu Hause hat, für die es morgens noch sorgen muss. Vielleicht Geschwister schon früh zum Kindergarten bringen und das dann das Abitur noch mit der Note 2,5 schafft, dann wollen wir so ein Mädchen fördern. Das hat aber nichts mit einem Programm für Migranten zu tun. Das gilt natürlich genauso für deutsche Jugendliche.“ Diejenigen, die einen Lebenskontext haben, der hohe Leistung nicht selbstverständlich macht, sollen gefördert werden.

Energie und Gesundheit im Visier

Schon 2009 habe sich die Hochschule mit dem Programm „FH integrativ“ auf diesen Weg gemacht, seit 2011 werde konsequent danach gearbeitet. „Für diese Jugendlichen lohnt es sich zu kämpfen.“

Der Hochschulstandort an der Neidenburger Straße 43 im Stadtnorden wird für Studierende immer attraktiver.
Der Hochschulstandort an der Neidenburger Straße 43 im Stadtnorden wird für Studierende immer attraktiver. © WH/BL

Eine weitere Profilschärfung sei das Flechten von Netzwerken in den Bereichen Energie und Gesundheit. Es sei ein aktiver Beitrag zum Strukturwandel im Ruhrgebiet. Dabei geht es dem Hochschulpräsidenten nicht darum, einfach nur eine Verflechtung aufweisen zu können, sondern sie mit Leben und Inhalten zu füllen. „Wir wollen nicht abwarten, was passiert, sondern aktiver Partner sein, mitgestalten.“

In Physik habe man zum Beispiel Grund- und Leistungskurse eingerichtet, weil man gemerkt habe, dass viele Studenten das nötige Rüstzeug nicht mitbringen. Also füllt die Hochschule die Lücke selbst und bringt die Studierenden in Eigenregie nach vorne.

„Die Studenten müssen einen Basisbezug haben, den Blick öffnen auf die Probleme von morgen“, betont Kriegesmann. Die Westfälische Hochschule wolle keine Wege gehen, die schon zwölfmal gegangen wurden. „Wir schärfen unser Profil, indem wir neue Wege gehen und Projekte ausprobieren.“ So habe man die Ruhrmasterschool installiert – ein Verbund zwischen der WH, der Fachhochschule Dortmund und der Hochschule Bochum. „Wir wollen weiter überraschen, inhaltlich, aber auch baulicher Art.“ Mehr verrät Bernd Kriegesmann bisher nicht.

25 Jahre Westfälische Hochschule

1992

Die Fachhochschule Gelsenkirchen wird gegründet und damit die Westfälische Hochschule wie sie heute heißt. Es begann mit einem Paukenschlag. Am 15. Januar verkündete Johannes Rau (SPD), damals Ministerpräsident von NRW, auf einer Regionalkonferenz im Maritim-Hotel, dass Gelsenkirchen Sitz einer neuen Fachhochschule werde.

1997

In jedem Jahr eröffnet die Hochschule neue Gebäude: 1997 die Erweiterungsgebäude in Gelsenkirchen, 1998 das neue Hochschulgebäude in Bocholt, 1999 das Recklinghäuser Hochschulgebäude.

2003

Zu Beginn des Wintersemesters 2003/2004 wartet eine böse Überraschung auf die Hochschule. Nach der vorlesungsfreien Zeit werden bei Stichproben-Messungen in den ältesten Gebäuden am Standort Neidenburger Straße 10 erhöhte PCB-Werte in der Raumluft gemessen. Alle Gebäude aus den 70er-Jahren werden abgerissen und durch ein neues Gebäude auf der Südseite ersetzt.

2005

Im Juni 2005 wird die FH als erste NRW-Hochschule mit einem Unesco-Lehrstuhl für „Entrepreneurship und interkulturelles Management“ ausgezeichnet. Sie ist damit die erste FH Deutschlands mit einem Unesco-Lehrstuhl und mit der Essener Zeche Zollverein eine von zwei Unesco-Einrichtungen im Ruhrgebiet.

2008

Es erfolgt die Umstellung der Diplomstudiengänge auf das neue Bachelor-/Master-System. Damit erfolgt der Anschluss an den Bologna-Prozess, der die Europäisierung der Studiengänge verfolgt.

2009

Die FH macht es sich zur Aufgabe, unentdeckte Talente zu suchen, zu finden und zu fördern. Hieraus entsteht die Initiative „Meine Talentförderung“.

2011

Im Juli wird das Westfälische Energieinstitut gegründet, danach das Westfälische Institut für Gesundheit.

2016

Die WH schließt sich dem „Graduierteninstitut NRW“ an und öffnet Fachhochschulabsolventen einen Weg zum Doktorgrad.

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>> So wird das Jubiläum am Freitag gefeiert

An der Westfälischen Hochschule wird nicht nur gelernt und gelehrt, das wird auch ganz ordentlich gefeiert. Am Freitag um 12.30 Uhr präsentiert die Hochschule einerseits, was sie wissenschaftlich drauf hat, aber auch das Rahmenprogramm hat es in sich: Der bekannte Sänger und Songwriter Joris („Herz über Kopf“) gibt ein Konzert zum krönenden Abschluss um 20 Uhr. Stars zum Anfassen verspricht die WH außerdem in der E-Sportecke des FC Schalke 04.

Sänger und Songwriter Joris tritt um 20 Uhr auf.
Sänger und Songwriter Joris tritt um 20 Uhr auf. © imago stock&people

Undenkbar ist natürlich eine Unifeier ohne Wissenschaftsprogramm. Schülergruppen können sich beim Wettbewerb Robocom anmelden und sich mit anderen Teams in zwei verschiedenen Disziplinen messen. Neben „5000 Hauptdarstellern“, verspricht die Hochschule, gibt es jede Menge Spaß und Action für Familien und Besucher aller Altersgruppen. Geplant sind Segway-Fahrten, Kistenklettern, Rodeo und ein Menschen-Tischkicker.

Maskottchen Erwin im Schlepptau

Die Königsblauen laden – mit Maskottchen Erwin im Schlepptau – an die Torwand und zum Kickern ein. Außerdem steht der ein oder andere Euro-Fighter für Fotos mit Fans bereit. Ein ganz besonderes Highlight erwartet die Besucher außerdem im Inneren der Hochschule, wo eine Brücke vom echten auf den virtuellen Rasen geschlagen wird. Die im vergangenen Jahr gegründete E-Sports-Abteilung des S04 schickt ein Team zum Jubiläum, das am Computer auf Herausforderungen wartet. Logisch, dass bei so viel Action auch für Stärkung gesorgt ist.

Verschiedene Streetfood-Trucks und Getränke sorgen für den nötigen Energie-Nachschub bei den Besuchern. Wer dem Sport lieber aus der Ferne nahe ist und sich mehr für Lehre und Forschung interessiert, kann seine grauen Zellen ab 14 Uhr mit Wissen füllen. Beim Hochschulinformationsnachmittag (HIN) stellen sich und ihre Arbeiten die Bereiche von Maschinenbau bis zur Informatik vor. Getreu dem Motto: „Wissen. Was praktisch zählt.“ Und - wie könnte es anders sein - wer möchte, bekommt viel Informationen über das WH-Programm „Meine Talentförderung“, das junge, leistungsstarke Leute nach vorne bringt.

Festakt um 17 Uhr im großen Saal

Hoch offiziell wird es beim Festakt um 17 Uhr im großen Saal. Da sprechen WH-Präsident Bernd Kriegesmann und Oberbürgermeister Frank Baranowski. Anschließend gibt es eine Diskussionsrunde über das Profil der Hochschule, bevor Studierende und Teilnehmer des HIN zum Poetry-Slam in den Hörsaal eingeladen werden.