Gelsenkirchen-Bismarck. Die Fleischerei Hahn in Gelsenkirchen-Bismarck hat Anfang Januar für viele überraschend geschlossen. Es bleiben fünf Ridderskamp & Hahn-Filialen.
Die Fleischerei Hahn hat ihr Stammgeschäft am Blackmannshof 9 für die meisten Kunden völlig überraschend geschlossen: Schweren Herzens, wie Jürgen Hahn, Geschäftsführer von Ridderskamp & Hahn und Metzgermeister in der fünften Generation, betont. Seiner Mutter Ursula Hahn und ihm seien die Tränen gekommen, als sie den Beschluss fällten, gerade dieses Geschäft der Hahns zum Jahreswechsel zu schließen.
Es sei an dem Standort einfach nicht mehr gegangen, erklärt Hahn. Im September 2019 war der Drogeriemarkt aus dem – von Hahns Vater 1976 erbauten – Haus ausgezogen, obwohl der Mietvertrag noch zwei Jahre läuft, das Unternehmen noch weiter Miete zahlt. Bereits zuvor hatten sich weitere Einzelhändler hier zurückgezogen. Einen Bäcker als Ergänzung für die Metzgereiartikel hatte Hahn jahrelang vergeblich gesucht. Zu groß sei die Konkurrenz der Discounter, zu arg der Anstieg der Fleischpreise, den Einzelhändler so nicht weitergeben können, erklärt Hahn. Zuletzt hatte er selbst einen Backshop in der Fleischerei geführt, um die gefragten Snacks mit frischen Brötchen anbieten zu können.
Der Fleischverkauf ist stark zurückgegangen, Snacks und Mittagstisch gefragt
„Noch Ende der 1990er-Jahre machten 60 Prozent des Fleischer-Geschäftes die Wurst und 40 Prozent das Fleisch aus, davon damals wie heute vor allem Hackfleisch. Heute liegt der Fleischanteil bei höchstens 18 Prozent. Mittagstisch, Convenience-Food und Snacks spielen eine immer größere Rolle. Und heute wird ein Drittel allen Hackfleisches von Aldi verkauft“, beschreibt Hahn die Veränderungen.
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Jürgen Hahns Vater Willi war aus Schlesien geflüchtet. Nach kurzer Zeit als Angestellter übernahm er den Betrieb gegenüber dem Schlachthof von seinem damaligen Chef. „Die Ware hat mein Vater damals auf einem Fahrradhänger, abgedeckt mit Tüchern, zum Betrieb transportiert. Undenkbar heute“, schildert Hahn die Anfangstage, die der 49-Jährige selbst nur noch aus Erzählungen
kennt.
230 Metzgereien gab es in den 1950er-Jahren in Gelsenkirchen
Willi Hahn war der jüngste Landes-Innungsmeister in NRW. In den 1950er-Jahren gab es allein in Gelsenkirchen 230 Fleischereibetriebe, erinnert sich Metzger-Kollege Johann Lux, der seinen Traditionsbetrieb an der Wilhelminenstraße bereits 2016 schloss. Das Schrumpfen geschah in Etappen. Heute gibt es in Gelsenkirchen neben den fünf Filialen von Ridderskamp & Hahn (plus Werkverkauf an der Manfredstraße) gerade mal eine Handvoll Metzgereien mit eigener Produktion.
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„Ridderskamp & Hahn gründeten mein Vater und Willy Ridderskamp 1976, auf der grünen Wiese an der Manfredstraße. Ridderskamp war in Buer beheimatet, Hahn in Gelsenkirchen. Beide Senioren behielten lange die Geschäftsführung im eigenen Stammbetrieb, produziert aber wurde gemeinsam, jeder brachte seine Spezialitäten ein. Wir zum Beispiel die Fleischwurst.“ 1998 übernahm der mit dem Bayrischen Staatspreis ausgezeichnete junge Meister Jürgen Hahn mit seiner Mutter (die Gattinnen der Metzger leiteten traditionell in den Betrieben den Verkauf) die Geschäftsführung für das gesamte Unternehmen, längst ist es eigentlich ein reiner „Hahn“-Betrieb. „Aber ‘Ridderskamp’ ist so eingängig, der Name Hahn geht da leicht unter“, schmunzelt Jürgen Hahn.
Geräuchert wird traditionell mit Buchenholz
Dass seine beiden Kinder (19 und 21 Jahre) den Betrieb einmal übernehmen, glaubt Hahn nicht. Er selbst aber ist immer noch vom Handwerk fasziniert. „Ich bin jeden Morgen um 3.30 Uhr im Betrieb, um die Ware, die rausgeht, zu prüfen und bei Bedarf einzugreifen. Wir räuchern zum Beispiel die Frankfurter Mettwurst noch traditionell mit Buchenholz, da muss man öfters eingreifen. Ich mache das gern.“