Gelsenkirchen-Resse. Hannelore Ochs (90) aus Gelsenkirchen ist empört über WDR-Beitrag. Den Ausdruck „Umweltsau“ findet sie „katastrophal“. Wie ihre Antwort aussieht.
Stinksauer ist Hannelore Ochs über das Satirevideo des WDR-Kinderchors, das zum Jahresende für Aufruhr sorgte. Besonders die Umdichtung der Liedzeile „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ zu „Meine Oma ist ‘ne alte Umweltsau“ brachte eine Welle der Empörung über den Sender. Die 90-Jährige aus Resse hat nun ein Gegen-Gedicht mit dem Titel „Meine Oma ist ein Umweltfan“ verfasst und nicht nur an die WAZ-Redaktion, sondern auch an den WDR-Intendanten Tom Buhrow geschickt.
„Wenn ich früher in der Schule so geredet hätten, hätte man mich verwiesen“, ist Ochs verärgert über die „katastrophale Ausdrucksweise“. Noch schlimmer als die Formulierung findet die gebürtige Heßlerin die Botschaft des Beitrags, dass Rentner Umweltsünder seien. Sie betont, dass viele Senioren so wenig Rente bekommen, dass sie auf die Tafel angewiesen sind. Dadurch, so sagt ihr satirisches Gedicht, würden sie sogar etwas gegen Lebensmittelverschwendung tun.
Ochs dichtet zu aktuellen Themen
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Es ist nicht das erste Mal, dass Hannelore Ochs sich an ihre Schreibmaschine setzt und dichtet. Immer wieder verfasst sie Gedichte zu aktuellen Themen. Auch dem Mauerfall hat sie einst ein Werk gewidmet. Es ist ihre Art, sich mit dem Geschehen auseinanderzusetzen, aber auch ein Mittel ihrem Unmut, etwa über soziale Ungerechtigkeit, Ausdruck zu verleihen.
Die ist der Mutter von zwei Kindern in ihrem Berufsleben ebenfalls begegnet. Als mittlere von drei Geschwistern war sie nach der Schule erst bei einem Wirtschaftsprüfer beschäftigt. Später arbeitete sie im Sozialwerk St. Georg in Gelsenkirchen. Dort habe sie in den 1980er-Jahren maßgeblich dazu beigetragen, einen spektakulären Betrug aufzudecken, berichtet sie.
Betrug im Sozialwerk St. Georg aufgedeckt
Der damalige Direktor Johannes Hennemeyer soll mit seiner Führungsriege nicht nur das Sozialwerk um 2,5 Millionen Mark betrogen haben, sondern unter anderem mit doppelter Buchführung einen zweistelligen Millionenbetrag ergaunert haben. Er wurde 1985 zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Ochs verlor ihren Job und lebte „von ganz wenig Geld“.
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„Inzwischen geht es mir Gott sei Dank sehr gut“, sagt die Seniorin. „Aber mir tun die Vielen leid, die so arm sind.“ Deswegen wolle sie mit ihrem Gedicht auch auf deren Situation aufmerksam machen.
Eine Antwort vom WDR hat sie übrigens noch nicht erhalten.