Gelsenkirchen. Ein Gesetz soll den Einbau von Ölheizungen künftig verbieten. In Gelsenkirchen sind viele Haushalte auf sie angewiesen. Es gibt Alternativen.

Seit Jahrzehnten will es die Tradition, dass die Bezirksschornsteinfeger aus Gelsenkirchen kurz nach Neujahr dem Oberbürgermeister ihre guten Wünsche für das neue Jahr im Hans-Sachs-Haus persönlich überbringen. Und so begrüßte Frank Baranowski am Mittwoch Christian Braasch, Stephan Planz und sein Bruder Thomas Planz als Vertreter ihrer Zunft in seinem Büro. Doch die drei kamen nicht nur, um Kalender, Blumenstrauß und Glücksbringer zu übergeben. Sie tauschten sich mit dem Stadtoberhaupt auch über aktuelle Themen aus.

Die Schornsteinfegermeister Christian Braasch (links), Stephan Planz (2. von links) und Thomas Planz (rechts) bei ihrem traditionellen Neujahrsbesuch bei Oberbürgermeister Frank Baranowski.
Die Schornsteinfegermeister Christian Braasch (links), Stephan Planz (2. von links) und Thomas Planz (rechts) bei ihrem traditionellen Neujahrsbesuch bei Oberbürgermeister Frank Baranowski. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Das Thema Ölheizung beschäftigt die Kehrmeister gerade im Moment immer wieder. Denn die Bundesregierung plant ein Gesetz, das in vielen Häusern eine Umrüstung auf Alternativen nach sich ziehen soll: Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) soll den Einbau neuer Ölheizungskessel ab 2026 nur noch in Ausnahmen erlauben. Vor allem in ländlichen Gebieten, wo das Erdgasnetz nicht ausgebaut oder Fernwärme nicht verfügbar ist, stellt das viele Menschen vor Probleme.

In Gelsenkirchen heizen noch viele mit Öl

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Deutschlandweit heizen laut Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks noch 5,6 Millionen Haushalte mit Öl. Und auch in Gelsenkirchen sind viele noch auf den fossilen Brennstoff angewiesen. „In meinem Bezirk in Resse gibt es noch fast 500 Ölheizungen, in der Altstadt sind es deutlich weniger“, sagt Christian Braasch. In vielen Häusern stünden sogar noch Kohleöfen. Gerade in weniger dicht besiedelten Teilen Gelsenkirchens gebe es oft noch keine Erdgasleitungen. Für einen neuen Anschluss würden dann schnell 15.000 Euro fällig. Auf den, so Thomas Planz, müssten Hausbesitzer zudem oft noch lange warten.

In ländlichen Gebieten rät der Verband alternativ zu Pellet-, Scheitholz- oder Hackschnitzelheizungen. Empfehlenswert sei eine Kombination aus Pufferspeicher und Solartherme. Außerdem könne der Einbau einer strombetriebenen Wärmepumpe unter bestimmten Voraussetzungen Sinn machen.

Staatliche Förderung

Der Staat fördert den Einbau von Biomasseanlagen und Wärmepumpen über des Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sowie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).

Öl- und Gasheizungen werden seit Jahresbeginn nicht mehr subventioniert.

Energieberater können Hausbesitzern bei der Entscheidung für eine neue Heizungsanlage helfen. Eine Liste von Experten gibt es unter www.schornsteinfegernetzwerk.de.

Möglichkeiten, die in der Stadt offenbar genutzt werden: Seit Jahren ist die Zahl der Ölkessel rückläufig, wie Thomas Planz berichtet. Immer wieder würden die Schornsteinfeger zudem nach Alternativen gefragt. „Viele Bürger, gerade ältere, fragen sich aber, ob sich eine Umrüstung für sie noch lohnt.“ Er warne dann vor einem „Schnellschuss“. Denn moderne Ölheizungen seien „wesentlich sauberer“ als ihre Vorgänger. Wer allerdings ein sehr altes Modell (30 Jahre oder älter) im Keller hat, dem rät Planz dringend zum Wechsel. Und auch die Öltanks sollten regelmäßig getauscht werden: „In alten Tanks bildet sich Schlamm von altem Öl am Boden. Der kann die Filter der Anlage verstopfen.“

Das Handwerk wird immer komplexer

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Das Gespräch mit Baranowski zeigt: Immer mehr werden Schornsteinfeger zu gefragten Energieexperten – auch, weil viele Menschen den Glücksboten viel Vertrauen entgegenbringen. Dass sie längst nicht mehr nur Kamine ausfegen, betont auch Planz. „Unser Handwerk entwickelt sich weiter und wird immer komplexer.“ Nichtsdestotrotz überprüfen sie in Gelsenkirchen nach wie vor viele Holzöfen. Darunter sind oft günstige Geräte aus dem Internet. Die, warnen die Experten, entsprächen jedoch oft nicht den geforderten Normen, stoßen also im Zweifel zu viele Schadstoffe aus.