Gelsenkirchen/Gladbeck. Gladbecker Grüne überraschen mit einer Positionsänderung beim A-52-Bau: Sie lehnen den Ausbau ab. „Völlig richtig“, heißt es aus Gelsenkirchen.
Zum Jahreswechsel überraschten die Gladbecker Grünen mit einer Positionswende: Sie lehnen den Ausbau der B 224 zur A 52, die auch durch den Gelsenkirchener Norden führt, als „nicht mehr zeitgemäß“ ab, nachdem sie das Bauvorhaben zuvor fast eine Dekade lang befürwortet hatten. „Es braucht neue Ansätze, um eine Verkehrswende zu schaffen, die den Namen auch verdient – weg vom Individualverkehr, hin zu attraktiven Alternativen“, so Fraktionschefin Simone Steffens.
Die Grünen in Gelsenkirchen begrüßen die neue Position der Gladbecker. „Wir haben den Ausbau schon immer skeptisch gesehen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der Stadtratsfraktion Burkhard Wüllscheidt. In Gelsenkirchen habe die Partei schon immer eher die Ansichten der Grünen aus Essen und Bottrop geteilt, die gegen die A 52 waren. „Ich halte es für völlig richtig, dass die Gladbecker ihre Position geändert haben“, sagt auch Peter Tertocha, Fraktionsvorsitzender der Gelsenkirchener Grünen.
Kritik aus den eigenen Reihen gab es schon länger
Dabei waren die Parteivertreter in Gladbeck lange einen anderen Kurs gefahren. Sowohl 2012 beim Ratsbürgerentscheid, als die Mehrheit der Gladbecker den Ausbau ablehnte, als auch beim Votum des Rates 2015, der mit großer Mehrheit den Bürgerentscheid korrigierte und dem Ausbau zustimmte, waren die Grünen für das A-52-Projekt. „Es war damals eine Zerreißprobe für uns, und am Ende stand die falsche Entscheidung“, sagt Steffens heute.
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Sie weist außerdem darauf hin, dass es damals auch eine Mindermeinung gegeben habe, die den Ausbau ablehnte. „Es war auch nicht leicht für uns Grüne, das Mehrheitsvotum zu vertreten, wir mussten uns lange viel Kritik anhören.“ Jetzt korrigiere man die eigene Position, trete entschieden für Ökologie ein und lehne das „Dinosaurier-Projekt“ ab, das in die „völlig verkehrte Richtung“ gehe. Steffens versprach trotzdem, den Prozess konstruktiv zu begleiten, sollte der Ausbau unvermeidbar sein – was entscheidend von der Bundesebene abhängt.
SPD: „A 52 ist alternativlos“
1500 Meter langer Tunnel geplant
In Gladbeck soll der Ausbau der Bundesstraße 224 zur Autobahn 52 über eine Tunnellösung kommen. Von der Phönix- bis zur Grabenstraße ist ein 1,5 Kilometer langer Volltunnel auf Gladbecker Stadtgebiet geplant.
Einen Großteil der Baukosten in Höhe von 100 Millionen Euro will der Bund tragen. Das Land NRW finanziert die städtebauliche Integration der Autobahn mit zehn Millionen Euro, davon trägt die Stadt maximal zwei Millionen Euro als Eigenanteil. Der Tunnel wäre einer der längsten in NRW.
Der Gladbecker SPD-Fraktionschef und Landtagsabgeordnete Michael Hübner wundert sich über die Grünen, wie er sagt. „Der Ausbau zur A 52 mit Tunnel ist alternativlos für Gladbeck. Das, was die Grünen da tun, ist keine Lösung für die Stadt.“ Auch städtebaulich gebe es nichts Vernünftigeres als den Tunnel.
Lob für die Kurskorrektur kommt unterdessen vom Bürgerforum Gladbeck, Gegner des B-224-Ausbaus: „Der Beschluss geht in die richtige Richtung“, so Vorstandsmitglied Matthias Raith. Und weiter: „Wenn die Stadtgesellschaft die A 52 jetzt und in den nächsten Jahren im Sinne des Grünen-Beschlusses erneut mehrheitlich ablehnt, wird der Bund das unglaublich teure und eigentlich nicht erforderliche Vorhaben nicht gegen die arme Stadt Gladbeck durchsetzen.“