Gelsenkirchen. 23. Gelsenkirchener Weihnachtscircus: Die Tiertrainerin Stephanie Probst geht auf ihre Vierbeiner ein – und macht so manch einen ihrer Späße mit.
Frühsport: In der Manege des „Gelsenkirchener Weihnachtscircus“ drehen vier Araberhengste ihre Runden, gefolgt von vier dunklen Ponys. In der Mitte steht Tiertrainerin Stephanie Probst. Ein paar Assistenten versperren den Tieren den Weg nach draußen. Die Vierbeiner strotzen vor Energie. Die Zweibeiner nicht ganz so. Nach der abendlichen Vorstellung am Vortag erwacht eben erst das Leben auf dem Areal.
In französischer Sprache gibt Stephanie Probst den Tieren Anweisungen. „Das ist seit Jahrhunderten so“, erklärt sie später. Die edlen Tiere laufen wunderschöne Formationen. Hier entsteht eine ganz neue Nummer. Was schon gut funktioniert, wird später in der Vorstellung gezeigt. Erstmal aber gibt es ein dickes Lob und ein kleines Leckerchen. Jetzt, wo keine Zirkusmusik die akustische Kulisse übertönt, hört man die Pferde kräftig schmatzen.
In Windeln schon auf dem Pferderücken
Schon als Kind findet Stephanie Probst zu ihrer Berufung, die ihr seit langem auch Beruf ist. Artistik kam für sie einer Erkrankung wegen nicht in Frage. „Aber ich saß schon in Windeln auf dem Pferderücken.“ Sie lernt beim Pferdeexperten Uwe Schwichtenberg, der lange Jahre für den Familienzirkus tätig ist. „Etwas Besseres, als von ihm zu lernen, hätte mir nicht passieren können. Er war ein ganz toller Mensch mit einer großartigen Begabung im Umgang mit den Tieren.“
Die Kleinsten haben den größten Eigensinn
Die vier Ponys sind nun allein in der Manege. Dazu kommt ein noch kleiner Geselle: das Pony „Blitz“. Er soll nun um jedes der anderen Ponys eine Runde drehen. Auf Kommando im Kreis laufen, das kann er schon super. Allerdings besteht zwischen ihm und seiner Lehrerin nicht immer Einigkeit darüber, was da umrundet werden soll. Ohnehin hat der Kleine einen großen Dickkopf. Auf Geheiß von Stephanie Probst macht er brav „Sitz“ – steht aber nicht wieder auf. „Die Kleinen sind die Schlimmsten“, sagt sie und plaudert aus dem Nähkästchen. Am Vorabend sei er in der Vorstellung auch nicht mehr aufgestanden, habe sich lange, lange bitten lassen. Sehr zur Freude des Publikums. Das kann man sich auch jetzt gut vorstellen. Immerhin, das Pony steht wieder. „Nach Hause“ will er aber nicht und muss am Halfter aus dem Zelt geführt werden.
Letzte Vorstellung läuft am 5. Januar
Der Gelsenkirchener Weihnachtszirkus ist ein Projekt der Zirkusfamilie Probst. Zum 23. Mal findet er nun statt.
Bis Samstag, 4. Januar, gibt es zwei Vorstellungen auf der Fläche im Revierpark Nienhausen, eine um 15 Uhr und eine um 19.30 Uhr. Die letzte Vorstellung findet am Sonntag, 5. Januar, um 15 Uhr statt.
Eintrittskarten gibt es im Leserladen der WAZ an der Ahstraße 12.
Erfolgsrezept: Eingehen auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten
Für die Tierlehrerin ist das kein Problem. „Das sind doch Tiere“, sagt sie. „Mit ihnen ist kein Tag wie der andere. Da muss man flexibel sein, nicht einfach sein Programm abspulen.“ Vielmehr müsse sie eingehen auf die Bedürfnisse und besonderen Fähigkeiten ihrer Tiere. „Nur dann haben sie Spaß an der Arbeit.“ Ganz gleich, ob Stephanie Probst nun mit ihren Pferden arbeitet oder mit ihren Ziegen, mit den Zebras oder den Lamas. Nicht alle ihre tierischen Freunde hat sie in das aktuelle Programm eingebunden.
Ziegen sind verrückt Pferdeleckerchen mit Bananengeschmack
Sie stehen in zwei Stall-Zelten. Links hinter dem großen Zelt steht eines davon. Da sind etwa die Zebras untergebracht. Die hat Stephanie Probst gern in ihrer Nähe. „Damit ich immer weiß, wie es ihnen geht.“ In der Box gegenüber sind drei Ziegen untergebracht – ausbruchsicher. Mit gutem Grund: „Die machen sonst den Revierpark unsicher.“ Da spricht die junge Frau aus Erfahrung. Einige Ausflüge hätten die Tiere in diesem Jahr schon unternommen. Die anderen Ziegen stehen in einem Gehege ein paar Meter weiter. Da ist zum Beispiel der große Bock, mit dem Töchterchen Celina so charmant in der Manege arbeitet. Dabei stehen Ziegen doch eigentlich im Ruf, recht stur zu sein, oder? „Man muss nur die richtige Belohnung finden.“ Was das ist? „Pferdeleckerchen mit Bananengeschmack.“
Friesen sind die Rentner unter den Pferden
In Sichtweite ist ein paar Meter weiter der Pferdestall aufgebaut. Hier stehen die Schönheiten, die aktuell in der Manege zu sehen sind. Dazu drei junge Hengste, mit denen Stephanie Probst demnächst auftreten will. Und auch zwei Friesen, mit denen sie es früher tat. „Das sind meine Rentner“, sagt sie und erzählt, nie würde sie sich von ihnen trennen. „Die sind mit mir groß geworden. Von ihnen habe ich gelernt.“ Für jedes der Tiere, die sie hier besucht, hat sie ein Leckerchen und ein liebes Wort. Besonders innig ist ihr Verhältnis zu den Pferden. Übrigens alles Jungs. „Die machen mehr her“, sagt Stephanie Probst und lacht. Dann kommt es tief aus ihrem Herzen: „Tiere sind mein Leben.“