Gelsenkirchen-Buer. Gelsenkirchen regt einen dezentralen Weihnachtsmarkt für Buer in 2020 an. Die Werbegemeinschaft lehnt das Konzept vehement ab.

Nach dem Weihnachtsmarkt ist vor dem Weihnachtsmarkt. Jedenfalls für die Werbegemeinschaft (WG) Buer, die nur noch ein paar Wochen Zeit hat, sich Gedanken über das Konzept für 2020 zu machen. „Im Februar werden immer die Verträge mit den Standbeschickern abgeschlossen, deshalb müssen wir Gas geben“, so WG-Chef Ole Siemienski. Wie die Veranstaltung im nächsten Jahr aussehen könnte, dazu mag er sich vor der WG-Vorstandssitzung nicht äußern. Nur soviel: Von dem Vorschlag der Stadt, den Weihnachtsmarkt nicht mehr auf der Hochstraße zu platzieren, sondern dezentral verteilt auf fünf verschiedenen Flächen, hält er – nichts.

Feiertage hin oder her: Ausgesprochen besinnlich war es Siemienski kurz vor dem Fest nicht zumute. „Wir haben im Etat des Weihnachtsmarkts ein fünfstelliges Minus zu verkraften, da wir mit mehr Händlern und entsprechend mehr Standgeld geplant hatten. Weil die Stadt uns aber erst im Oktober und damit viel zu spät genehmigungsrechtlich grünes Licht gegeben hat und durch die Terrorabwehr-Sperren Veranstaltungsfläche verloren gegangen ist, haben sich einige Beschicker anders orientiert. Die fehlten uns“, klagt der Vorsitzende der Werbegemeinschaft, die von der Stadt den Zuschlag erhalten hat, die Veranstaltung zunächst bis einschließlich 2023 auszurichten.

„Händler in 2019 mit den Umsätzen zufrieden“

Ole Siemienski, Chef der Werbegemeinschafts Gelsenkirchen-Buer, lehnt einen dezentralen Weihnachtsmarkt im Stadtteil Buer ab.
Ole Siemienski, Chef der Werbegemeinschafts Gelsenkirchen-Buer, lehnt einen dezentralen Weihnachtsmarkt im Stadtteil Buer ab. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Die Rückmeldungen der übrigen Händler seien insgesamt positiv. „Die waren mit ihren Umsätzen zufrieden und wollen 2020 alle an den alten Standort auf der Hochstraße zurück.“ Dezentral, verteilt auf fünf Standorte, werde ein Weihnachtsmarkt nicht funktionieren, ist er überzeugt.

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Eine entsprechende Idee hatte die Stadt „eigentlich schon für 2019“ entwickelt, so Stadtsprecher Oliver Schäfer. Aus Zeitnot in Sachen Genehmigung sei der Weihnachtsmarkt aber noch einmal nach dem alten Konzept realisiert worden. Genannt wurden die Kulturmeile mit der Kunstwiese, die obere Hochstraße, der Robinienhof, die Ophofstraße (Fläche vor dem Café Albring-Rüdel) und die Domplatte.

Panteleit: „Gastronomen einbinden“

Die obere Hochstraße – hier beim Weihnachtsmarkt 2019 – soll nach Vorstellung der Stadt Gelsenkirchen Standort eines „Info-Points“ werden, an dem Besucher über alle Angebote und Attraktionen vor Ort informiert werden.
Die obere Hochstraße – hier beim Weihnachtsmarkt 2019 – soll nach Vorstellung der Stadt Gelsenkirchen Standort eines „Info-Points“ werden, an dem Besucher über alle Angebote und Attraktionen vor Ort informiert werden. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„An diesen fünf Standorten könnten thematisch unterschiedlich akzentuierte Stände platziert werden und damit verschiedene Zielgruppen ansprechen“, so Siegbert Panteleit, Sprecher des Immobilieneigentümer-Zusammenschlusses Buer-Management-Gesellschaft (BMG), die mit in die Gespräche eingebunden war.

Auf der Kulturmeile könnte demnach der Fokus auf Kunst und Kunsthandwerk gelegt werden. „Toll wäre es, wenn wir dort die Gastronomen einbinden könnten, wie es etwa im Robinienhof bereits passiert.“ An der oberen Hochstraße sei ein „Info-Point“ sinnvoll mit Informationen über alle Angebote an allen Standorten. Der Robinienhof biete sich an für junges Publikum, „das hat ja auch bei Rock am Dom funktioniert“. Vor Albring-Rüdel ließen sich Stände für besondere kulinarische Angebote konzentrieren. „Das setzt das Café ja schon länger sehr erfolgreich um, wie der Zuspruch zeigt“, meint Panteleit. Und am Dom sei der ideale Platz für „Charity-Stände“ etwa von Lions, Rotariern oder Soroptimisten, die mit dem Verkauf von Glühwein oder anderen Aktionen Geld sammeln für bedürftige Einrichtungen und Organisationen.

„Man wollte über den Kopf der Werbegemeinschaft hinweg entscheiden“

Citymanagerin startet Umfrage zu Weihnachtsmarkt 2020

Buers neue Citymanagerin Aylin Gimmerthal will per Umfrage herausfinden, wie sich die Bueraner ihren Weihnachtsmarkt wünschen. „Ich habe festgestellt, dass die Meinungen unter Einzelhändlern, Schaustellern und Bürgern unterschiedlich sind“, begründet sie die Initiative.

Online können Interessierte über die Frage „Wie wünschen Sie sich den zukünftigen Weihnachtsmarkt?“ abstimmen und ihr Häkchen bei einer der drei vorgegebenen Antworten setzen: a) Alle Stände verteilen sich auf die Hochstraße (aktuelles Konzept mit größerem Angebot an Ständen); b) Weihnachtsdorf am Dom (Vergleich: Weihnachtsmarkt auf dem Heinrich-König-Platz in der Gelsenkirchener Innenstadt); c) 4-5 kleine Themenmärkte an unterschiedlichen Plätzen. Möglich sind auch völlig andere Anregungen, die individuell notiert werden können.

Abrufbar ist die Umfrage unter https://lmy.de/JSqF3. Sie ist bis einschließlich 10. Januar 2020 online.

Die Meinungen darüber, wie verbindlich die Ideen der Stadt sind, gehen durchaus auseinander. Während Stadtsprecher Schäfer und Panteleit von „Anregungen“ sprechen, hat Siemienski sie bei der Präsentation im Herbst als „Forderung“ verstanden, die die Verwaltung als „nicht diskussionsfähig“ dargestellt habe. „Erst später wurde das Konzept offiziell als ,Vorschlag’ deklariert. Tatsächlich wollte man aber über den Kopf der Werbegemeinschaft hinweg entscheiden.“

Warum er das dezentrale Konzept ablehnt? „Wir werden für so einen durchlöcherten Weihnachtsmarkt nicht genügend Händler finden, die fast einen Monat durchhalten. Dafür kommen zu wenige Besucher nach Buer. Wenn das dauerhaft so umgesetzt wird, ist der Markt nach spätestens drei Jahren tot!“ Vielen Kritikern des Weihnachtsmarkts in Buer sei nicht klar, „dass selbst größere Städte von Attraktionen wie Kunsthandwerkern nicht Standgelder kassieren, sondern im Gegenteil sogar selbst Geld an diese zahlen, um mit ihnen werben zu können.“ Dafür fehlten aber in Gelsenkirchen die Mittel.

Panteleit hofft unterdessen trotzdem, dass der „Vorschlag der Stadt“ noch diskutiert wird. „Er wäre doch mal einen Versuch wert...“