Gelsenkirchen. Die CDU Gelsenkirchen hat Parteichef Kurth als OB-Kandidat ausgebremst. Interessant ist, dass sehr enge Vertraute mit auf die Bremse traten.

Hinter den Kulissen der CDU Gelsenkirchen rumort es offenbar heftiger als bislang angenommen. Wie berichtet, nominierte der Kreisvorstand am vergangenen Donnerstag Schatzmeister Malte Stuckmann zum OB-Kandidaten. Parteichef Sascha Kurth hatte im Vorfeld seine Ambitionen zurückgestellt und so eine Kampfabstimmung verhindert. Nicht ohne Grund: Schon in der Vorwoche sprach sich die Findungskommission der Partei gegen ihren Vorsitzenden aus.

Wer stimmte gegen Sascha Kurth?

Dies ist eine bittere Niederlage für Sascha Kurth, der gerne selbst ins Rennen um das höchste Amt der Stadt gegangen wäre. Noch bitterer wird die Angelegenheit, wenn man sich anschaut, wer in dieser Findungskommission für Stuckmann und damit gegen Kurth gestimmt hat: Nach Informationen, die der WAZ aus dem Umfeld der CDU schriftlich zugespielt und von anderer Stelle bestätigt wurden, haben mit Wolfgang Heinberg (Fraktionsvorsitzender) und Christina Totzeck (stellvertretende Fraktions- und Parteivorsitzende) zwei von Kurths engsten Vertrauten für Stuckmann votiert.

Sascha Kurth (2. v. r.) und der am 6. Juli frisch gewählte Vorstand der CDU Gelsenkirchen: Andreas Est (l.), Malte Stuckmann (2. v. l.), Christina Totzeck und Andreas Batzel.
Sascha Kurth (2. v. r.) und der am 6. Juli frisch gewählte Vorstand der CDU Gelsenkirchen: Andreas Est (l.), Malte Stuckmann (2. v. l.), Christina Totzeck und Andreas Batzel. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Kurth, Heinberg und Totzeck – dieses Trio ist eigentlich das, was man die erste Reihe der CDU Gelsenkirchen nennen kann. Gemeinsam bilden sie den Fraktionsvorstand, gemeinsam treten sie oft in der Öffentlichkeit auf, gemeinsam sind sie die personellen Aushängeschilder von Partei und Fraktion. Der Eindruck nach außen war stets: Zwischen diese Drei passt kein Blatt Papier. Jetzt passt aber offenbar Malte Stuckmann dazwischen.

Heinberg und Totzeck wollen sich nicht äußern

Ob sie ihrem eigenen Parteivorsitzenden die OB-Kandidatur nicht zutrauen würden, wollte die WAZ daher von Wolfgang Heinberg und Christina Totzeck wissen. „Ich berichte nicht über Dinge aus nicht öffentlichen Sitzungen“, so Heinberg kurz und knapp. Totzecks Statement klang ganz ähnlich: „Alles Interne bleibt intern.“

Und Sascha Kurth? Was sagt er zu den Vorgängen? Das Stimmverhalten seiner Parteikollegen wollte er gegenüber der WAZ nicht kommentieren. Nur auf die Frage, ob er nach dieser Niederlage über einen Rücktritt nachdenkt, antwortete er: „Selbstverständlich bleibe ich Parteivorsitzender. Ich möchte unsere erfolgreiche Arbeit gerne fortsetzen.“

So stimmte die Findungskommission

Die siebenköpfige Findungskommission entspricht personell dem geschäftsführenden Vorstand der CDU Gelsenkirchen. Dazu gehören neben dem Kreisvorsitzenden Sascha Kurth: Andreas Est, Christina Totzeck, Andreas Batzel (alle stellv. Vorsitzende), Malte Stuckmann (Schatzmeister), Ludger Jägers (Geschäftsführer) und Wolfgang Heinberg (Fraktionsvorsitzender).

Für die Abstimmung der Findungskommission am 10. Dezember haben nach WAZ-Informationen Kurth und Stuckmann den Raum verlassen. Für Stuckmann stimmten Heinberg, Totzeck und Jäger. Est und Batzel votierten für Kurth. Somit stand es 3:2 für Stuckmann. Dies veranlasste Kurth, seine Kandidatur für die Abstimmung im Kreisvorstand am 19. Dezember zurückzuziehen.