Gelsenkirchen-Rotthausen. 53-Jährige Gelsenkirchenerin machte als junge Frau ein Praktikum, wurde später Prokuristin und übernahm 2017 das Unternehmen.
Die Firma ist ihre große Leidenschaft. Und das war schon immer so. Gefunkt hat es zwischen Betül Horta und dem Metallverarbeitungs-Unternehmen Wilhelm Geldbach schon 1988. Da machte die damals 22-Jährige ein Praktikum in dem Betrieb, hieß noch Kurudaloglu und war hin und weg von der interessanten Arbeit dort. Inzwischen heißt sie längst Horta, ist seit zwei Jahren Chefin der Firma in der Ziegelstraße 17 - und hat den Schritt nie bereut.
Seit November 2017 leitet die 53-Jährige den Betrieb mit insgesamt 21 Mitarbeitern. „Ich denke, dass hier alle noch in Rente gehen“, sagt sie. Das Durchschnittsalter liegt bei 57 Jahren. Immer, wenn jemand in Rente geht, wird ein neuer Mitarbeiter eingestellt. Liebend gerne nimmt die Geschäftsführerin Fachleute, meist sind es Zerspanungsmechaniker, die schon fortgeschrittenen Alters, oft über 50 Jahre alt, sind. „Die können noch mit den alten Maschinen umgehen. Denn die werden auch bei neuester Technik immer noch gebraucht und eingesetzt“, erzählt die Chefin mit den türkischen Wurzeln.
Von der Praktikantin zur Geschäftsführerin
Vermittelt wurde die aktive und wissbegierige Bürokauffrau 1988 durch die Kreishandwerkerschaft in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. „Als Türkin war es fast nicht möglich, eine Arbeitstelle zu bekommen“, sagt sie. Während des Praktikums 1988 nahm sie der damalige Geschäftsführer Dr. Manfred Geldbach unter seine Fittiche, machte mit ihr eine Betriebsbesichtigung, führte sie in die Welt der Metallverarbeitung ein, zeigte ihr die Abläufe, wurde ihr Mentor.
Monate später, das Praktikum war längst beendet, bekam sie das Angebot auf eine Festanstellung in der Firma. Seit dem 19. Juni 1989 sitzt sie fest im Sattel. In dem Betrieb lernte sie auch den Portugiesen Antonio Manuel de Matos Horta kennen. Auf ihre ganz eigene charmante Art und Weise schickte sie ihm kleine Liebesgrüße, die ihre Wirkung nicht verfehlten. „Mit der Rohrpost kamen von ihr immer Mon Cherie an. Da feixten schon meine Kollegen, wenn wieder so ein süßes Teilchen durchs Rohr flog“, sagt Toni Horta. Das war vor 25 Jahren, ein super Gespann sind sie bis heute.
„Ich habe die Firma und die Arbeit immer geliebt“
Der Industriemeister Horta ist Betriebsleiter. „In derselben Funktion war ich auch, bevor das französische Unternehmen Groupe Genoyer die Firma an meine Frau verkaufte“, erzählt der 62-Jährige. Im Jahr 2008 wurde Betül Horta Verkaufleiterin, 2011 Prokuristin. „Ich habe die Firma und die Arbeit immer geliebt“, gibt sie zu. Es sei ihr immer egal gewesen, wie viele Stunden sie arbeitete. Denn wenn gearbeitet wird, wenn der Stahl schmilzt, schmilzt auch sie dahin.
An einem der selbstgewählten langen Arbeitstage schloss Manfred Geldbach sie aus Versehen in der Firma ein, weil er nicht davon ausgegangen war, dass noch jemand im Büro saß. Der musste sie dann spät aus den Räumen „befreien“, nachdem sie eine Telefonkette zu ihrer Befreiung in Gang gesetzt hatte.
Rohrverbindungsteile für die Öl- und Chemieindustrie werden in Ückendorf gefertigt. Standard- und Regelteile sind eher selten, meistens gibt es spezielle Kundenwünsche, die das Unternehmen erfüllt. „Unsere Stärke sind Qualität und Schnelligkeit“, sagt die Geschäftsführerin. Verarbeitet wird nur allerbestes Material aus Europa. Die Firma, ihr „Kind“, will sie noch lange erfolgreich weiterführen.