Gelsenkirchen-Altstadt. Die Farbraumkörper von Harald Schmitz-Schmelzer stellt die Gelsenkirchener Galeristin aus. Wenige Tage vor der Vernissage starb der Künstler.

Als Jutta Kabuth vor rund einem Jahr aktuelle und ältere Arbeiten von Harald Schmitz-Schmelzer in dessen Mülheimer Atelier sah, hat sie „ganz deutlich gespürt: Die will ich haben.“ Aus dem Wunsch wurde Wirklichkeit. Die Ausstellung wird am Freitag, 6. Dezember in ihrer Galerie eröffnet. Ohne den Künstler. Vor wenigen Monaten, so Kabuth, wurde bei ihm eine schwere Krankheit diagnostiziert. Für die Werkschau in Gelsenkirchen hat er die Stücke ausgewählt, noch die Positionierung mitbestimmt und wollte auch zur Vernissage kommen. Dienstag bekam die Galeristin dann die Nachricht: Harald Schmitz-Schmelzer ist gestorben. Er wurde 66 Jahre alt.

Schmitz-Schmelzer war international unterwegs, seine Arbeiten wurden und werden in Galerien in Montreal und Maastricht, Zürich, Abu Dhabi und München gezeigt und verkauft. Als „reiselustigen“, charismatischen, „selbst in der Krankheitsphase sehr positiven, sehr offenen und an allem neuen interessierten Menschen“ hat Kabuth Schmitz-Schmelzer erlebt. Und als besonderen Künstler, der eine ganz eigene Ausdrucksform zwischen Malerei und Objekt entwickelte.

Die Hochglanzoptik wird bewusst gebrochen

Harald Schmitz-Schmelzer studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschüler. Das Foto entstand 2017 in der Galerie Frank Schlag an der Meisenburgstraße in Essen. Ein „Diskos“, allerdings eine Arbeit in rot-violett aus dem Jahr 2019, ist auch bei Kabuth ausgestellt.
Harald Schmitz-Schmelzer studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschüler. Das Foto entstand 2017 in der Galerie Frank Schlag an der Meisenburgstraße in Essen. Ein „Diskos“, allerdings eine Arbeit in rot-violett aus dem Jahr 2019, ist auch bei Kabuth ausgestellt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Seine Farbraumkörper können den Bereichen Farbfeldmalerei, konkreter Kunst oder monochrome Malerei zugeordnet werden, wirken mal wie riesige Pupillen oder Monolithen. Sedimentartig geschichtet, streng in der Form und klar in Struktur und Farbe sind auch die Arbeiten, die jetzt in der Galerie Kabuth zu sehen sind. Wenn sie Titel tragen, dann assoziative zur Kunst: „Farblager“ oder „Farbramme“ heißen sie, oder, mit 184 mal 62 Zentimetern monumentalste Arbeit, „Farbfries.“ Schmitz-Schmelzers Kunst ist buchstäblich raumgreifend dreidimensional. Der Untergrund besteht stets aus Holz. Die Holzarten, die er jeweils ausgewählt hat, sagt Kabuth, „waren ihm immer sehr wichtig. Sie stehen in Bezug zum Werk“, zu diesen Schichten aus mit Pigment eingefärbtem und auf den Trägeruntergrund gegossenen Kunstharz, der im Anschluss durch Schleifen und Polieren auf Hochglanz gebracht wird.

Auf den Trägeruntergrund gegossenes Kunstharz

Was glatt und gefällig sein könnte, bringt Schmitz-Schmelzer in seiner Kunst auf andere Ebenen: da werden kleine Sedimente eingearbeitet, die Hochglanzoptik bewusst gebrochen, gibt es kleine Einschlüsse in den Farbschichten, die die Monochromie unterbrechen.

Kurzfristig hatte Jutta Kabuth erwogen, nach der überraschenden Todesnachricht die Vernissage abzusagen. Sie hat sich dagegen entschieden. Und so gibt es in ihre Galerie eine Werkschau, die auch ein Stück weit Nachruf ist. Harald Schmitz-Schmelzer ist mit seiner Kunst vertreten. Und mit einem Foto, das an ihn erinnert.

Die Eröffnung in der Galerie Jutta Kabuth ist am Freitag, 6. Dezember, 19.30 Uhr, Wanner Straße 4.