Gelsenkirchen. Einzelhändler ärgern sich über eine Tannenbaum-Insel, Aussteller befürchten weniger Einnahmen. So kommt das neue Weihnachtsmarkt-Konzept an.

Die ersten Weihnachtsmarkt-Tage liegen in Buer und der City hinter den Ausstellern, die ersten Geschäfte sind getätigt. Doch wie zufrieden sind die Händler in diesem Jahr – vor allem mit dem neuen Konzept in der Altstadt? Und was sagt der stationäre Einzelhandel zu der Konkurrenz vor der Ladentür?

Ärgert über Tannenbaum-Insel

„Ich habe nichts gegen den Weihnachtsmarkt. Allerdings verstehe ich nicht, warum der Zugang zu unseren Geschäften mit einer Insel aus Tannenbäumen versperrt wird“, sagt Bülent Dogan, der Besitzer des Nutstops direkt am Heinrich-König-Platz. In diesem Jahr ist der Weihnachtsmarkt mit Lichtern aufgehübscht, Buden reihen sich zu einem kleinen Dorf aneinander. Davon ausgeschlossen sind – zumindest optisch – die umliegenden Läden. Besonders ärgern Einzelhändler zehn Tannen, die den Zugang von der Bahnhofstraße aus zu den Läden wesentlich schmaler werden lassen und die Sicht versperren.

Ärgert sich über Tannen: Bülent Dogan, Inhaber des Nutstop, kritisiert, dass die Bäume Kunden von seinem Laden fernhalten.
Ärgert sich über Tannen: Bülent Dogan, Inhaber des Nutstop, kritisiert, dass die Bäume Kunden von seinem Laden fernhalten. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Ich verstehe nicht, warum wir als Geschäftsleute, die alles beleben, ausgegrenzt werden“, sagt Dogan. Verärgert ist er besonders über die Reaktion der Stadtmarketinggesellschaft, die den Weihnachtsmarkt veranstaltet. „Als ich mein Problem geschildert habe, wurde mir gesagt, es hätte keine Priorität, man habe aktuell keine Zeit für mein Anliegen.“ Mehrere Tage wartet der Ladenbesitzer, der seit acht Jahren an dem Standort besteht, inzwischen auf eine Rückmeldung.

Juwelier trauert „Wurstbudenlaufstrecke“ nicht nach

Positiver gestimmt ist Wolfgang Kranefoed, der mit seiner Frau das Juweliergeschäft „Zier Rat“ führt: „Optisch ist der Markt eine Verbesserung. Die geschlossene Form gefällt mir, auch wenn er sich allein wegen seines Angebots und seiner Größe nicht mit Münster, Straßburg oder München vergleichen lässt.“ Die Insel aus Tannen sei für ihn weniger problematisch, da sein Laden größtenteils von Stammkunden lebe. Freuen würde er sich, dass die „schreckliche Wurstbudenlaufstrecke“ auf der Bahnhofstraße endlich verschwunden sei.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes befindet sich der Florist „Wilp“. Inhaberin Heike Wilp: „Vor dem Besuch unseres Bundespräsidenten war der Bereich des Weihnachtsmarkts in unsere Richtung noch geöffnet. Dann hat man diesen geschlossen. Darüber bin ich sehr traurig, weil wir hier nicht mehr gesehen werden.“ Auch die 54-Jährige fühlt sich „ausgesperrt und ausgeschlossen“ und würde sich freuen, wenn eine Gemeinschaft zwischen den Weihnachtsmarkthändler und Ladenbesitzern entstehen könnte.

Über die Buden direkt vor seinem Schaufenster ärgert sich Dirk Niewöhner von der Buchhandlung Kottmann, der an den Nutstop angrenzt. „Eine Unverschämtheit“ seien außerdem die Tannen, die Besucher von der Bahnhofstraße aus auf den Weihnachtsmarkt, aber weg von den Geschäften dahinter lenken.

Markus Schwardtmann, Geschäftsführer des Stadtmarketings, erklärt, warum die Bauminsel dort steht: „Eigentlich hatten wir geplant, die Tannen näher am Weihnachtsmarkt zu platzieren. Bei einer Vorabbegehung stellte sich heraus, dass die Bäume nicht verschoben werden können, weil der Wendekreis für die Feuerwehr ansonsten zu klein wäre.“ Er weist darauf hin, dass es bereits im Sommer Versuche gegeben habe, Einzelhändler einzubinden.

Aussteller fürchten Umsatzeinbußen

Nicole Ritzenhofen macht sich Sorgen um Umsatzeinbußen. Sie musste mit ihrem Churros-Stand umziehen. Statt vor Primark steht sie nun auf dem Neumarkt. „Viele Leute hatten sich an den früheren Standort gewöhnt und wundern sich jetzt, dass wir woanders stehen“, sagt sie. Mit ihrem „Mandelzauber“ bleibt sie auf dem Heinrich-König-Platz. Allerdings hat sie in diesem Jahr den zweiten Stand, der bisher auf den Bahnhofsvorplatz stand, nicht mehr aufgestellt. „Zwei Stände in direkter Nähe lohnen sich einfach nicht.“

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Auch Philipp Biermann ist nur noch mit einem Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt vertreten. Für ihn ist das aber nichts Negatives: „Ich freue mich, dass es um mich herum belebter ist.“ Seinen Stand habe er in diesem Jahr vergrößert und das Getränkeangebot erweitert.

Unsicher, ob das neue Konzept für ihn aufgeht, ist Ergün Yoldüz. Er ist mit seinen „Schwenker Grillspezialitäten“ vom Bahnhofsvorplatz auf dem Neumarkt gezogen. „Wir haben in erster Linie Laufkundschaft. 90 Prozent der Leute kommen allerdings hierher, um in der City einkaufen zu gehen und weniger, um den Weihnachtsmarkt zu besuchen.“