Gelsenkirchen. . Bülent Dogan hat seinen Nutstop an den Neumarkt verlegt und gleichzeitig ein gehöriges Stück Lokal-Tradition übernommen. Zu Nüssen und Trockenfrüchten gibt es die Grewer-Kaffees.

Als Ladeninhaber kann Bülent Dogan gerade auf rund zweieinhalb Jahre Geschäftsgeschichte zurückschauen. Im November 2009 hat er als Existenzgründer seinen Nutstop eröffnet. Der Geschäftsname ist Programm: im Laden an der Bismarckstraße verkaufte er Nüsse aus aller Welt, Trockenfrüchte, Süßigkeiten. Im Hinterraum wird dreimal die Woche frisch geröstet. Wie auch auf dem Markt samstags an der Arena – Dogans zweitem Standbein. Seit knapp einem Jahrzehnt ist er hier präsent. Die Geschäfte laufen.

Doch nun hat sich der 36-Jährige neu orientiert und gleichzeitig ein gehöriges Stück Tradition gesichert. Den Verkaufsbetrieb in Schalke hat er im April beendet. Das Handelsumfeld, findet der Geschäftsmann, habe sich dort negativ entwickelt. Lager und Rösterei blieben. Mit dem Laden zog er stattdessen in die Altstadt. Am Neumarkt 1 hat Dogan den ehemaligen Teeladen übernommen, seinen neuen Nutstop eröffnet und gleich eine Gelsenkirchener Institution nach kurzer Zwangspause wiederbelebt: Kaffee Grewer – das alte Firmenschild ging über, Dogan hat sich entsprechend im Handelsregister eintragen lassen. „Im Oktober“, sagt er, werden wir das 175-jährige Bestehen feiern. Der alte Herr Grewer war schon ein paarmal hier und richtig stolz.“

Neben Kichererbsen und gesalzenen Mandeln, Wasabi-Nüssen und Ingwerstücken, Drachenfrüchten oder Cranberrys und Erdbeeren im Schokomantel hat jetzt auch die „Große Bohne“ Platz gefunden. Oder der Espresso „Uno e basta“.

Nach kurzem Überlegen zugesagt

„Das waren die bestlaufenden Kaffees bei Grewer“, sagt Claudia Völker. Auf der Hauptstraße hat sie selbst ein Kapitel der langen Grewer-Geschichte mitgeschrieben. Doch im März schloss sie ihr gemütliches Ladenlokal für Kaffee- und Teespezialitäten. Eines Tages stand Dogan vor dem Laden. „Ich habe mich nicht so recht reingetraut. Eigentlich wollte ich auch nur fragen, ob ich Möbel oder Inventar übernehmen könnte. Frau Völker fand dann spontan: ,Wenn sie Nüsse verkaufen, passen auch Kaffee und Tee dazu’, und sie hat mich direkt gefragt, ob ich nicht einen Teil des Grewer-Sortiments übernehmen und künftig weiterführen wollte.“ Eine Nacht lang hat Bülent Dogan über die Idee nachgedacht – „und mich dann dafür entschieden“.

Und so gesellten sich kurz vor der Nutstop-Eröffnung im neuen Laden zu rund 70 Sorten Nüssen und 30 Sorten Trockenfrüchten 75 verschiedene Tees und eben die großen Kaffeegläser mit den frischen Bohnen. Ein wenig personelle Starthilfe bekam Dogan dazu: Claudia Völker steht vorerst mit hinter der Verkaufstheke – auch als Ansprechpartnerin für die treue Grewer-Kundschaft. Die hat sich offensichtlich schon neu orientiert und kommt jetzt an den Neumarkt.

Ein Schritt nach vorne

Der künftige Umbau am Heinrich-König-Platz schreckt Dogan nicht. Er rechnet sich langfristig gute Chancen am Standort aus, hat frühzeitig mit dem Vermieter die Konditionen verhandelt. An der Bismarckstraße, sagt er, stand er vor der Entscheidung: „Entweder ich gebe auf und mache nebenberuflich auf dem Markt weiter oder ich mache einen Schritt nach vorne.“ Letzteres lag dem Unternehmer Dogan näher. Türken, lacht er, „sind da wagemutig. Ich denke, dass ich hier mehr Erfolg haben werde.“

Samstags ist der 36-jährige immer noch auf dem Markt im Einsatz. Türkische Hochzeiten beliefert er abends mit frisch gerösteten Nüssen im Zehn-Kilo-Pack. „Ich muss überall sein“, sagt Dogan und strahlt. „Ich muss eben auf allen Hochzeiten tanzen.“