Gelsenkirchen-Altstadt.. Neuer Buchladen eröffnet in Steinwurfweite zur Gelsenkirchener Junius-Buchhandlung. Die Inhaberin fürchtet um ihre Laufkundschaft.
Der Online-Handel macht dem gesamten Einzelhandel seit Jahren zu schaffen. Gerade der Buchhandel hat es schwer. Jetzt aber wird die Altstadt mit einer weiteren Buchhandlung bereichert: Dirk Niewöhner, der die Buchhandlung Kottmann in Buer betreibt, eröffnet Anfang November am Neumarkt mitten in der Altstadt ein weiteres Geschäft: in Steinwurfweite zur Junius-Buchhandlung und in überschaubarer Distanz zur Mayerschen.
„Das wird mir auf jeden Fall die Laufkundschaft wegnehmen, wenn in unmittelbarer Nähe eine weitere Buchhandlung aufmacht“, fürchtet Sabine Piechaczek, die seit Jahrzehnten die Junius-Buchhandlung betreibt. „Hocherfreut bin ich nicht“, gibt sie zu. Irritiert – um es diplomatisch auszudrücken – sei sie vor allem, weil sie vor vollendete Tatsachen gestellt wurde.
„Mit mir hat niemand von der Sparkasse gesprochen, obwohl die Bank mein Vermieter hier ist“, sagt sie. Die Sparkasse habe ihr nur vor längerer Zeit gesagt, das kaufmännische Ehrenwort habe man Dirk Niewöhner schon gegeben. „Der Vertrag war wohl nur noch nicht unterschrieben, die mündliche Zusage aber schon gemacht“, sagt die Buchhändlerin.
Vermieter: „Es ist ja nicht nebenan“
Angst um ihre Existenz habe sie zwar nicht, aber dass es unbedingt eine Buchhandlung „bei mir vor der Nase sein muss, das finde ich nicht ganz die feine Art. Ich fühle mich verschaukelt.“ Schließlich wisse sie, dass es weitere Interessenten gab, die eine Niederlassung an der Stelle aufmachen wollten.
Das bestreitet die Sparkasse nicht. Man sei aber „mit anderen nicht überein gekommen“, betont Sprecher Udo Kramer. Vor allem habe man Wert darauf gelegt, dass nicht wieder ein Ein-Euro-Shop breit dort aufmache. „Wir wollten an der markanten Stelle in der Innenstadt etwas Vernünftiges haben und wussten, dass Herr Niewöhner ein weiteres Geschäft eröffnen möchte.“
Sparkasse ließ das Ladenlokal extra leer stehen
Die Sparkasse habe das Ladenlokal extra länger leer stehen lassen, um qualitativ Hochwertiges hineinzubringen. Probleme, dem eigenen Mieter Junius in unmittelbarer Nähe Konkurrenz zu bescheren, hat die Bank nicht. „Da gab es früher schon einmal eine Buchhandlung, es ist außerdem ja nicht nebenan“, sagt Kramer.
Dirk Niewöhner geht ganz locker mit der Ansiedlung um. „Es ist ein abgenutzter Satz, aber der Handel ist im Wandel. Wir geben alle Umsätze an online ab, also müssen wir etwas tun, damit Buchhandlungen im Stadtbild bleiben“, sagt er.
Man könne Buchhandlungen nicht mehr führen wie vor fünfzig Jahren. Aber, wenn man es anders mache, ideenreich, dann könne man existieren. Er habe auch in direkter Nachbarschaft in Buer die Mayersche. Der Neumarkt sei ein „geübter Platz für Buchhandlungen“, stellt der 54-Jährige fest. „Mich reizt das Abenteuer.“
>>> „Das Richtige machen“
„Es gibt keine gute oder böse Marktwirtschaft. Es geht nur darum, ob ich das Richtige mache, um Erfolg zu haben.“ Davon ist Dirk Niewöhner überzeugt.
Der 54-Jährige ist schon seit seinem 23. Lebensjahr in Sachen Bücher unterwegs. In Gelsenkirchen hat er den ersten Comicladen eröffnet. „Es geht um Lage, Lage, Lage und Originalität.