Gelsenkirchen-Feldmark. In der Gemeinde St. Antonius in Gelsenkirchen-Feldmark wird am 29. Dezember die letzte Messe gelesen. Der Kirche gehen die Gläubigen verloren.

Der katholischen Kirche gehen die Gläubigen verloren. Die Bindung an die Kirche geht zurück, immer weniger besuchen die Gotteshäuser. In der Gemeinde St. Antonius in der Feldmark wird am 29. Dezember um 11.30 Uhr zum letzten Mal Gottesdienst gefeiert. Zum Abschluss singt der Chor, gestaltet auch die Combo die Messe. Im Antoniussaal wartet eine warme Suppe auf die Besucher der letzten Messe. „Der Prozess ist schmerzhaft, aber nicht aufzuhalten“, sagte Pfarrer Ingo Mattauch bei der Informationsveranstaltung im Antoniussaal der Gemeinde.

Die Rechnung ist einfach: Die anfallenden Kosten für die Unterhaltung der Kirche können nicht mehr gedeckt werden. Das Verhältnis zwischen Kirchenbesuch und Aufwand stimmt schon seit Jahren nicht mehr. Früher besuchten 6600 Gläubige die Messen in den fünf Kirchen der Pfarrei St. Joseph. Heute verlieren sich durchschnittlich 436 Besucher in den Gotteshäusern in der Feldmark, in Schalke, Heßler, Schalke-Nord und Bismarck. 1970 konnten die Gemeinden noch auf 40000 Mitglieder bauen. Heute zählen sie nur noch 15000 Gläubige.

Koordinierungsteam will Kirche in Stadtteilen präsent halten

Gemeindereferentin Christiane Rother informierte die Gläubigen.
Gemeindereferentin Christiane Rother informierte die Gläubigen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Ein Koordinierungsteam hat vor vier Jahren in einem Entwicklungsprozess mit dem Start in eine andere Zukunft begonnen. „Unser Ziel ist es, in allen fünf Stadtteilen als Kirche weiter präsent zu sein und pastorales Leben zu koordinieren“, sagt Martin Miebach, Mitglied im Pfarrgemeinderat. Ihm ist bewusst, dass der kirchliche Auftrag mit dem Dienst an Menschen nicht ohne Mitarbeit von weiteren Ehrenamtlichen zu leisten sein werde. Ihm sei die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wichtiger als der Erhalt von allen Gebäuden. In jedem Stadtteil will ein Team von Ehrenamtlichen Ansprechpartner für alle sein.

Wortgottesdienst einmal im Monat

Nach der letzten Messe am 29. Dezember wird zunächst der Regelbetrieb in der Kirche eingestellt, die Heizung ausgeschaltet. Einmal monatlich soll ein Wortgottesdienst im Antoniussaal angeboten werden, den Ehrenamtliche organisieren wollen. Allerdings ist noch nicht geklärt, ob das Veto des Bischofs Bestand haben wird. Der möchte, dass der Gottesdienst der Laien erst nach der letzten Sonntagsmesse beginnt.

Pfarrbüro Grillostraße als Anlaufstelle

Das Pfarrbüro an der Grillostraße bleibt Anlaufstelle für die Feldmarker. Aushänge über Veranstaltungen sind auch weiter im Schaukasten zu finden. Bei Beerdigungen können sich Angehörige an Bestatter oder an die Friedhofsverwaltung, Theodorstraße 15, wenden.

Der erste Wortgottesdienst soll am 19. Januar im Antoniussaal stattfinden. Auch die Kirche St. Joseph feiert ihren letzten Gottesdienst zum Jahresende. Am 4. Dezember informiert die Gemeinde um 19 Uhr in der St. Joseph-Kirche über die Auswirkungen der Schließung.

Martin Miebach vom Gemeinderat, Christiane Rother und Pfarrer Ingo Mattauch beantworteten Fragen der Gemeinde.
Martin Miebach vom Gemeinderat, Christiane Rother und Pfarrer Ingo Mattauch beantworteten Fragen der Gemeinde. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Antoniussaal und Jugendheim können vorläufig noch genutzt werden, die Bücherei bleibt sonntags geöffnet. Besucher regten an, für behinderte Fahrgelegenheiten zu organisieren, um andere Kirchen wie St. Elisabeth in Heßler oder Dreifaltigkeit in Bismarck erreichen zu können. Die Zukunft der Pfadfinder könnte frühestens ab 2030 zur Existenzfrage werden. Die zweizügige Kita hält Miebach auf Dauer nicht für überlebensfähig, wenn sie sich nicht größer aufstellen werde. Endgültig abgeschlossen wird das Kirchengebäude 2025. Möglicherweise ist bis dahin auch ein Investor gefunden, der dem Gebäude ein neues Innenleben gibt.

Die Stadt mit ins Boot holen

Bürgermeister Werner Wöll, selbst Feldmarker, regte an, rechtzeitig die Stadt mit ins Boot zu holen. Sie sei als Mitspieler für vernünftige Ideen sicher der richtige Ansprechpartner. Ingo Mattauch ist bewusst, dass längst nicht für alle Wünsche auch Lösungen gefunden worden sind. Ihm sei bewusst, dass für viele mit dem Gebäude ein Stück Heimat verloren gehe. Doch auch der vertraute Ton, meinte er, könne Heimat sein. Die Kirchenglocken nämlich werden nicht verstummen.