Gelsenkirchen-Buer/Horst. . Der Bischof von Essen empfiehlt den Pfarreien St. Urbanus in Buer und St. Hippolytus in Horst, sich mittelfristig zu vereinigen.
Die Pfarrei St. Urbanus hat ihre Hausaufgaben in Sachen Pfarrei-Entwicklungs-Plan (PEP) gut gemacht: Dieses Lob aus dem Bistum flatterte jetzt den Verantwortlichen um Propst Markus Pottbäcker ins Haus. Bischof Franz-Josef Overbeck bestätigt das pastorale und wirtschaftliche Konzept, das die Schließung von fünf Kirchen und den Aufbau besonderer Schwerpunkte vorsieht. Für Insider eigentlich keine Überraschung. Die barg dann Seite 2 des Papiers, das am Wochenende in den Gottesdiensten verlesen wurde: Der Bischof empfiehlt mittelfristig die Zusammenführung der Pfarreien St. Urbanus und St. Hippolytus – und damit eine XXL-Pfarrei mit rund 49.000 Gläubigen.
„(Ich) bitte Sie darum, gemeinsam mit den anderen Pfarreien in Gelsenkirchen (...) den Austausch zu suchen und die pastoralen Aktivitäten der Pfarreien sinnvoll aufeinander zu beziehen“, betont der Bischof. „Diese Perspektive“ (der Zusammenlegung von St. Urbanus und St. Hippolytus) könne dann „zu gegebener Zeit konkretisiert“ werden.
Vorstoß überrascht auch Propst
Von diesem Vorstoß überrascht zeigten sich nicht nur viele Gläubige in den Kirchenbänken, sondern auch der Propst selbst. „Der Vorschlag an sich ist angesichts des Priestermangels ja nicht neu. Wir haben ihn in Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat als Option angesprochen. Aber dass Essen ihn in die Bestätigung des Votums einbindet, damit hätten wir nicht gerechnet“, erklärte er auf WAZ-Anfrage. Pfarrer Wolfgang Pingel von St. Hippolytus wollte sich dazu nicht äußern. „Mir ist offiziell noch keine Nachricht dazu zugegangen.“
Während sich noch nicht alle Gläubigen vor Ort mit dem geplanten Aus der Kirchen St. Konrad (Middelich), St. Ida (Resser Mark), St. Suitbert (Berger Feld), Heilig Geist (Schaffrath) und St. Josef (Scholven, schon geschlossen) abgefunden haben, stehen ihnen also neue Veränderungen ins Haus. Wann genau, darüber mochte Pottbäcker nicht spekulieren.
Entwicklungsplan bis 2030 abschließen
„Wir müssen erst die Konstituierung des neuen Kirchenvorstands und Pfarrgemeinderats im neuen Jahr abwarten“, bevor ein mögliches Ablaufszenario entwickelt werden könne. Mit Pfarrer Pingel wolle er sich freilich schon früher treffen. „Fakt ist aber, dass wir den Bischof 2020 über den Umsetzungsstand (der Fusion, d. Red.) informieren müssen. Und 2030 muss das PEP-Konzept abgeschlossen sein...“
Dass da viel Arbeit wartet, ist dem Propst bewusst. Gilt es doch, zwei bislang eigenständig arbeitende Einheiten auch finanziell zusammenzufassen und Synergie-Effekte zu nutzen. Ob da neue Gebäudeschließungen drohen? „Nein, das haben wir doch gerade hinter uns. Damit plane ich nicht.“
Glaubwürdigkeitsverlust
Gleichwohl ist ihm klar, dass die Maßnahme erneut für eine Entfremdung einiger Gläubiger von der Kirche sorgen könnte – zumal das Ende der Entwicklung dann womöglich immer noch nicht erreicht ist, sprich: Am Ende, nachdem St. Josef und St. Augustinus im Stadtsüden fusioniert haben, könnte eine Pfarrei für Gesamt-Gelsenkirchen stehen. Propst Pottbäcker, zugleich Stadtdechant, leitet derzeit nicht nur St. Urbanus, sondern auch St. Augustinus.
Dennoch: „Zentral ist die Frage, was wir vor Ort gestalten. Ob das nun in einer oder zwei Pfarreien geschieht, ist doch egal. Ein hoher Identitätsgrad mit der Pfarrei ist angesichts solch großer Einheiten ohnehin nicht mehr so gegeben.“
Letztlich sei diese Frage aber zweitrangig gegenüber dem Glaubwürdigkeitsverlust, den die Katholische Kirche durch den Missbrauchsskandal erlitten habe. „Angesichts solchen Leids können wir uns doch nicht ernsthaft über Kirchengebäude streiten!“
INFO-BOX: BISCHOF UNTERSTÜTZT EINGESCHLAGENEN WEG
Der Bischof lobt die Fortführung der Schwerpunkte (City-Seelsorge in Buer, Familien-Seelsorge in Resse, Ökumene) und die Kooperation mit außerkirchlichen Akteuren wie der Tafel in Hassel.
Er unterstützt zudem die mittelfristige Aufgabe der Kirchen St. Ludgerus und St. Mariä Himmelfahrt.