Gelsenkirchen. Die spannende Oper von Leoš Janáček ist am 7. Dezember als Premiere in Gelsenkirchen zu sehen. Dazu gibt es ein Wiedersehen mit Mario Brell.
Das ist so eine Sache mit der „Sache Makropulos“. Sagt der renommierte Regisseur Dietrich W. Hilsdorf über den Umgang mit dem gleichnamigen Opernkrimi des tschechischen Komponisten Leoš Janáček. „So manche Inszenierung erinnert eher an Kunstgewerbe“, stöhnt der 71-jährige Theatermacher, der viele Jahre lang als Bühnen-Provokateur und Publikumsschreck gehandelt wurde. „Oft wird die Oper auch wie Surrealismus für Arme inszeniert.“ Wie Hilsdorf selbst „Die Sache Makropulos“ verhandeln wird, das ist am 7. Dezember im Großen Haus des Musiktheaters zu erleben.
Dann feiert eine der spannendsten Geschichten, die je für das Theater komponiert wurden, Premiere. Wahrscheinlich war diese 1926 uraufgeführte Oper bislang noch nie in Gelsenkirchen zu sehen. Dass sie jetzt ausgerechnet Hilsdorf, der zuletzt am MiR 2014/15 mit großem Erfolg eine wunderbare „Csárdásfürstin“ inszeniert hat, auf die Bühne bringt, hat einen guten Grund: Der Regisseur startete 1981 seine große Opernkarriere an diesem Haus, das im Dezember seinen 60. Geburtstag feiert. Ein echtes Jubiläumsgeschenk.
Keine Sorge vor dem weniger bekannten Werk
Für seine Inszenierung der Janáček-Oper, die Themen wie ewige Jugend und Unsterblichkeit verhandelt, verspricht Dietrich W. Hilsdorf: „Wir machen es richtig altmodisch.“ Und die Musik sei einfach wunderschön und keineswegs schrill und modern. Sorge vor Überforderung durch ein weniger bekanntes Werk, vermittelt das ganze Regieteam im Gespräch zwischen den Proben überzeugend, muss niemand haben.
Die durchaus komplizierte Geschichte kreist um die Sängerin Emilia Marty (verkörpert durch Petra Schmidt), die einst für ein dekadentes Experiment missbraucht wurde: Sie erhielt ein Elixier, das sie 337 Jahre jung halten sollte. Das Publikum begegnet ihr im Jahre 1922 in Prag, als der Tod sie endlich einholen will, auf der Suche nach dem Unsterblichkeitsrezept. Eine Tragikomödie voller absurder Situationen, bei denen Hilsdorf sowohl die verrückte Welt von Franz Kafka als auch die spannungsgeladenen Filme von Alfred Hitchcock im Kopf hat.
Eine Arbeit wie im Zirkus: Auf den Punkt
Die melodische, aber komplizierte Klangsprache der Komposition verlangt den Musikern der Neuen Philharmonie Westfalen und den Sängern alles ab, sagt der musikalische Leiter Rasmus Baumann: „Das Werk ist eine echte Herausforderung.“ Vor allem Joachim G. Maaß in der Rolle des Anwalts müsse artistische Meisterleistungen vollbringen. Überhaupt Artistik. „Die Arbeit an dieser Oper ist wie im Zirkus“, meint Regisseur Hilsdorf, „jeder muss genau im richtigen Moment am richtigen Ort sein.“ Die Bühne für den Drei-Akter richtete Dieter Richter ein und verortet sie ebenso wie die Kostüme von Nicola Reichert in den Zwanziger Jahren. Es wird keine Einheitsbühne sein, sondern Einblicke geben in eine Anwaltskanzlei, die Bühnenwelt und in ein Hotelzimmer.
Zum Theaterjubiläum ist aber nicht nur Dietrich W. Hilsdorf als ein ganz besonderer Gast eingeladen. In der Oper wird es auch eine Wiederbegegnung mit einem Tenor geben, der sich einst 25 Jahre lang immer wieder in die Herzen des Musiktheater-Publikums gesungen hatte: Mario Brell kehrt nun 83-jährig für die Rolle des Hauk-Schendorf auf die Gelsenkirchener Bühne zurück.
Wiedersehen mit Mario Brell
Der vitale einstige Operettenstar und Wagner-Interpret, der heute in Berlin zu Hause ist, freut sich über die
Premiere
Die Oper „Die Sache Makropulos“ feiert am Samstag, 7. Dezember, um 19.30 Uhr Premiere. Weitere Vorstellungen: 12., 15., 29. Dezember. 4., 12., 24. Januar. 9. Februar. Gesungen wird in tschechischer Sprache mit deutscher Übertitelung. Die Oper kommt in rund 100 Minuten pausenlos auf die Bühne.
Schon am 4. Dezember können Interessenten um 16 Uhr im MiR den „Kaffeeklatsch mit Dietrich W. Hilsdorf“ besuchen. Mit dabei sein wird auch Tenor Mario Brell. Eintritt frei. Karten und Infos unter 0209 4097-200 oder www.musiktheater-im-revier.de
erste Rückkehr nach rund zwei Jahrzehnten: „Ich bin hocherfreut über die Einladung und mit unglaublicher Liebe empfangen worden.“ Hilsdorf sieht den Mann, der Gelsenkirchener Theatergeschichte mitgeschrieben hat, augenzwinkernd an: „Auch darum wird diese Produktion ein Erfolg, weil alle Damen, die damals in Brell verliebt waren, die Vorstellungen besuchen werden.“