Gelsenkirchen. Mit dem E-Scooter unterwegs in der Gelsenkirchener City: Wie die Ausleihe mit dem Anbieter Circ funktioniert. Unser Selbsttest.
Wer viele irritierte Blicke auf sich ziehen möchte, der sollte mit einem E-Scooter durch Gelsenkirchen düsen. Wer Passanten zum Schmunzeln bringen möchte, auch. Und wen es nicht stört, dass Menschen mit dem Finger auf ihn zeigen, der ist auf einem der Tretroller, die seit Oktober in der Stadt zur Ausleihe bereitstehen, bestens unterwegs. Das zeigt ein Selbsttest.
Nein, so richtig gewöhnt haben sich viele Gelsenkirchener wohl noch nicht an die kleinen Elektroflitzer. Die sind zwar seit Juni auf deutschen Straßen zugelassen, jedoch hier erst seit dem vergangenen Monat vermehrt auf der Straße zu finden. In Kooperation mit dem Verkehrsunternehmen Bogestra hat der Verleih-Anbieter Circ nach eigenen Angaben 300 Roller bereitgestellt – zunächst in der Altstadt und dem Buerschen Zentrum.
Bevor die Fahrt mit einem davon losgehen kann, muss allerdings zunächst die App des Berliner Start-ups Circ auf dem Smartphone installiert werden. Das ist kostenlos und dauert nur wenige Augenblicke. Das Programm fragt beim ersten Öffnen automatisch nach Name, E-Mail-Adresse und bevorzugter Zahlungsmethode für künftige Fahrten (zur Auswahl stehen Kreditkarte oder Paypal).
Fußmarsch vor Fahrtantritt
Über eine Karte werden Nutzer dann zum nächsten Roller geführt. Eine Funktion, die inzwischen auch in der Bogestra-App „Mutti“ integriert ist. Obwohl die Scooter aktuell nur in einem recht kleinen Bereich rund um die City abgestellt werden dürfen, folgt beim Blick auf die Karte am Dienstagmorgen dann aber die erste Ernüchterung: Im Umkreis von einem Kilometer stehen nur zwei Tretroller zum Ausleihen bereit. Fast zehn Minuten Fußweg liegen zwischen der WAZ-Redaktion in der Ahstraße und dem ersten verfügbaren Scooter in der Florastraße hinter dem Zentralbad. Eine Strecke, die eigentlich ideal mit dem elektrischen Gefährt zurückzulegen wäre.
Am Roller angekommen, geht dann wieder alles ganz einfach: Den QR-Code am Lenker über die App einscannen, per Fingerwisch auf dem Handy-Display die Fahrt starten und losfahren. Dazu ein- bis zweimal mit dem Fuß abstoßen und den Gashebel am Lenker mit dem Daumen nach unten drücken – schon beschleunigt das Elektrofahrzeug geräuschlos auf flotte 20 Kilometer pro Stunde.
Holprige Fahrt – auch für das Handy
Gebremst wird der Fahrspaß dann allerdings recht schnell: Der gepflasterte Geh- und Radweg ist für die kleinen Räder ziemlich holprig. Der Versuch, eine Ampel zu überqueren, erfordert dann Mut. Denn die Kante zwischen Radweg und Straße stellt ein echtes Hindernis dar. Das lässt sich mit etwas Schwung zwar überwinden, ein fester Stand ist dabei aber wirklich wichtig. Damit sich das Handy in der Halterung am Lenker bei solchen Stunts nicht löst, sollte es gut befestigt sein.
Denn das Smartphone ist nicht nur unverzichtbar, um Fahrten zu starten und zu beenden. Die Karte in der App zeigt zudem rot und grau eingefärbte Bereiche an. So ist direkt klar, dass etwa die Bahnhofstraße (rot markiert) nicht mit dem Roller befahren werden darf und es nicht möglich ist, die Fahrt an der Rheinischen Straße (im grauen Bereich) zu beenden. Auch, wie hoch die Kapazität des Akkus noch ist, wird auf dem Handy angezeigt.
Aufgrund des im Vergleich zur Größe der Stadt recht kleinen Bewegungsradius, sind für den Akku kritische Strecken jedoch ohnehin kaum möglich: Von Ückendorf bis Schalke beziehungsweise von der Feldmark bis Bulmke-Hüllen reicht die Geschäftszone von Circ im Stadtsüden. Im Norden markieren Schernerweg und Nordring die Grenzen. Wer den Roller außerhalb dieser Bereich abstellt, kann die Fahrt nicht über die App beenden, zahlt also weiter.
Schon das Entsperren kostet
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Apropos bezahlen: Damit Strom fließt, wird 1 Euro beim Entsperren fällig. Danach wird gegen die Uhr gefahren – jede angefangene Minute kostet 20 Cent. Fahrern, die regelmäßig auf den Roller steigen wollen, bietet Circ inzwischen über den Onlineshop verschiedene Pakete mit günstigeren Konditionen an.
Nutzer kaufen sich damit allerdings nicht nur Fahrspaß ein. Fehlende Radwege, Straßenbaustellen und für Scooter gesperrte Bereich machen es nicht unbedingt leicht, problemlos durch die Stadt zu düsen. Ganz abgesehen von den irritierten Reaktionen der anderen Verkehrsteilnehmer auf das neue Fortbewegungsmittel.
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