Später als die Nachbarstädte hat Gelsenkirchen E-Tretroller bekommen. Doch ist das vor Ort sinnvoll? Ein Kommentar von Lena Reichmann.
Gelsenkirchens Nachbarn sind bereits vorgeprescht, jetzt setzt die Stadt zum Überholmanöver an: Auf den Straßen in Herne, Essen und inzwischen auch in Bochum mischen die kleinen, elektrisch angetriebenen Roller schon den Verkehr auf, nun setzt der Anbieter Circ seinen Invasionszug hier fort. Für das Image der Stadt dürfte das klar ein Gewinn sein, sind die flinken Flitzer doch aktuell beliebtes Accessoire für alle, die gerne sowohl hip als auch umweltbewusst daherfahren möchten.
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Dabei sind sie erwiesenermaßen als Heilmittel gegen die innerstädtische Luftverschmutzung ungeeignet. Die meisten steigen nämlich auf den Roller, statt zu Fuß zu gehen. Das Auto bleibt dafür eher selten stehen. In Gelsenkirchen wird das nicht anders sein. Wer traut sich schon, mit dem Scooter an der vielbefahrenen Kurt-Schumacher-Straße entlangzufahren?
Statt also im großen Stil Tretroller in der Stadt zu verteilen, sollte zunächst die verkehrstechnische Grundlage dafür geschaffen werden, diese sinnvoll nutzen zu können. In erster Linie bedeutet das, die Stadt viel fahrradfreundlicher zu machen. Denn Radwege sind Rollerwege. Und erst, wenn die überall vorhanden und weitestgehend schlaglochfrei sind, wird es wahrscheinlicher, dass Autofahrer auf E-Scooter umsteigen.
Bogestra sendet falsches Signal
Auch das Signal, das die Bogestra durch ihre Kooperation mit Circ sendet, dürfte Umweltschützer nicht jubeln lassen: Für die Verkehrsbetriebe sind die Roller eine Ergänzung zum Angebot, die vor allem für sehr kurze Strecken gedacht ist. Sie machen es ÖPNV-Nutzern bequemer, von der Haltestelle bis zur Haustür zu kommen, ersetzen also einen Fußweg.
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Das aber verschenkt nicht nur das Potential der Flitzer, den Kraftverkehr umweltschonend zu entlasten. Es macht sie überflüssig.