Gelsenkirchen. Achim Frei half der Sektion Essen des Deutschen Alpenvereins bei der Instandsetzung einer Alpenhütte. Acht Stunden wurde täglich gearbeitet.

Als Abenteuer, das er so schnell nicht vergessen wird, beschreibt der Gelsenkirchener Achim Frei das, was er vor vier Wochen erlebt hat. Neun Tage befand der 66-Jährige sich in 2200 Meter Höhe. Um genau zu sein verbrachte er die Zeit an der Essener-Rostocker-Hütte im Maurertal in der Venedigergruppe in Osttirol.

Freiwillige Helfer über Aufruf gesucht

Die Sektion Essen des Deutschen Alpenvereins hatte vorab durch einen Aufruf über verschiedene Medien Freiwillige gesucht, die sich bereiterklärten, bei der Instandsetzung der Alpenhütte mitzuhelfen. An die 15 Menschen folgten dem Aufruf. Achim Frei entschied sich, bei der Sanierung, die zweimal im Jahr durchgeführt wird, zu helfen, da ein Freund schon an ähnlichen Exkursionen teilgenommen hatte und völlig begeistert war.

Allein Freis Anreise mit einem Mietwagen und zwei weiteren freiwilligen Helfern dauerte zehn Stunden. Ein wenig Heimatgefühl entstand beim Durchqueren von Mittersill, dem Ort, an dem der FC Schalke 04 regelmäßig sein Trainingslager aufschlägt. Im Ort Ströden angekommen, ging es schließlich für die Helfer mit der Materialbahn in die Höhe.

Eine Außenansicht der Essener Hütte, die in 2200 Metern Höhe liegt.
Eine Außenansicht der Essener Hütte, die in 2200 Metern Höhe liegt. © Achim Frei

Keine einfache Arbeit

Auch, wenn Frei den Ausblick und die Umgebung als „sehr beeindruckend“ beschreibt, war das Erlebnis kein Zuckerschlecken. Jede Menge und auch harte Arbeit wartete auf die Gruppe. Um 9 Uhr ging es jeden Tag los. Dann hieß es, acht Stunden schaffen. Für einen neuen Ausgang wurden Wände weggestemmt, eine neue Treppe wurde angelegt, man zog Kanalschächte und erweiterte und verkleidete eine Wirtsstube mit Holz. Viele der Helfer waren bereits im Ruhestand und somit um die 60, 70 Jahre alt. „Sogar ein 80-Jähriger gehörte zum Team. Er hat malocht wie ein Tier“, berichtet Frei, der beruflich 20 Jahre in einem Bochumer Unternehmen Unterhaltungselektronik repariert hatte und weitere 20 Jahre im selben Betrieb im Verkauf und Einkauf tätig war. Ein Sektionsleiter hatte die Arbeiten an den beiden Hütten angeführt.

Über Ruhe freute sich am Ende des Tages fast jeder. Denn bei der Arbeit kam man nicht nur ordentlich ins Schwitzen, auch die Höhe machte sich körperlich bei dem ein oder anderen bemerkbar. „Manche hatten zwischendurch Probleme mit Kopfschmerzen“, berichtet Frei. So war meist auch um 22 Uhr, nach einem gemeinsamen Abendessen und Beisammensein, Schlaf und Erholung angesagt. Viele Freizeitmöglichkeiten hätte es so oder so nicht gegeben. Lediglich an einen Sonntag gönnte man sich eine Verschnaufpause und wanderte zu einem nahe gelegenen See.

Nur eine Stelle mit WLAN

Erbau der Essener-Rostocker Hütte

Die Essener-Rostocker Hütte setzt sich aus zwei Gebäuden zusammen. 1911 wurde der winterfeste Rohbau der Rostocker Hütte vollendet. Nach dem Innenausbau wurde die Hütte 1912 feierlich eingeweiht.

Die Sektion Essen errichtete ihre Hütte als überdimensionierten Anbau zu der Rostocker Hütte, die damit zur Essener-Rostocker-Hütte wurde.

Genächtigt wurde natürlich in den Räumlichkeiten der Hütte, die mit an die 120 Schlafplätzen in Schlaflagern und Doppelzimmern ausgestattet ist. In der Hauptsaison dient der Hüttenkomplex Wanderern als Nachtlager. „Man darf keinen hohen Komfort erwarten, aber wir hatten immerhin alle ein Doppelzimmer für uns“, sagt Frei. Auch das Telefonieren war eine Herausforderung. Lediglich auf zwei Quadratmetern an der Hütte funktionierte das Mobilfunknetz. Dafür gab es WLAN und die grandiose Aussicht. Ein klarer Sternenhimmel, einen Schneefall von 15 Zentimetern, Sonnenschein und Regen: während des neuntägigen Aufenthalts, der übrigens durch die Mitarbeit kostenfrei war, hat der Gelsenkirchener jede Wettersituation erlebt. Auch die Anreise und die Verpflegung wurde vom Alpenverein der Sanktion Essen finanziert.

Auf die Frage, ob er noch einmal hochsteigen würde sagt Frei: „Ich habe es nicht bereut, obwohl wir abends oft geschimpft haben. Ich würde die Reise auf jeden Fall noch einmal antreten, aber dann gerne zu einer anderen Hütte.“