Gelsenkirchen-Schalke-Nord. Für Anja Kleine ist ihr Arbeitsplatz Schalker Fanzone. An ihrem Klub-Liebling Asa führt hier kein Weg vorbei. Ihr Tipp fürs Revierderby: „Sieg!“
Freitag, 9.30 Uhr. Noch 30 Stunden bis zum Anpfiff in der Arena, bis zum Klassiker, bis zum Revierderby Nummer 155. Anja Kleine, 52, hat „Embolo“ übergestreift, Königsblau natürlich, mit der Rückennummer 36. Schalke-Armband und Schalke-Schmuck gehören jeden Tag zu ihrer Grundausstattung, blau-weißes Herz sowieso. Morgen wird sie „Asa“ ausführen, Gerald Asamoah, ihren absoluten Schalker Liebling als Trikot in der Nordkurve tragen. „Der wird immer erst am Spieltag geehrt. Heute, das ist eher arbeitsmäßig.“ Wie vor jedem Heimspiel. Das Ergebnis des Bundesliga-Krachers Schalke 04 gegen die Dortmunder Borussia? Wird eine klare Sache, zumindest für die 52-Jährige: „Sieg! Für mich gibt’s nichts anderes. Auch wenn es nur ein 1:0 ist, das wäre mir egal. Hauptsache das geht nicht so an die Nerven wie damals beim 4:4 in Dortmund.“
Kinderzimmer mit Schalke-Tapete
Anja Kleine ist Schalkefan von klein auf. „Mit Schalke-Tapete im Kinderzimmer. Die musste sein“, sagt sie, ebenso mit blau-weißer Bettwäsche, längst auch mit Schalke- Toaster oder Kaffeemaschine. Mit dem Bruder begann die Clubleidenschaft einst im Parkstadion. „Da war ich acht oder neun Jahre alt. Ich hatte montags anfangs immer zu leiden in der Schule. Das war die Zeit, als die Schalker auch zweite Liga spielten.“ Das hat sich grundlegend geändert. Die Flachserei nicht. Schalke ist immer ein Thema. Auch mit dem einzigen bekennenden BvB-Fan im Betrieb. „Doch der ist heute nicht da.“
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Wahre Liebe ist damals gewachsen. Und raumgreifend geblieben. Daheim, im Freundeskreis. Am Arbeitsplatz. Der von Anja Kleine liegt im Stadthafen. Bei Müller’s Mühle arbeitet sie in der Poststelle. Der Riesenraum irgendwo im ausufernden Mühlenkomplex ist vollgestellt mit Regalen. Zwei Ventilatoren brummen, Deckenleuchten werfen fahles Licht auf Fächer voller Rezeptkarten und Musterproben, auf Rosenmehl und Reispakete, Speisestärke und Grieß, auf Paketwaage und Packtisch. Und auf ungezählte Schalke-Devotionalien. „Das fing erst mit einem Bild an. Und irgendwann war das Büro voll“, sagt Anja Klein, die im Betrieb auf viel Verständnis für ihre sichtbare Vereinstreue setzen kann.
Königsblaue Nikoläuse, Osterhasen, Schalke-Tassen
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Jeden Meter freie Regalkopfwand, jede freie Ablage hat die Horsterin voller Leidenschaft gefüllt. Rundum und überall: Schalke 04. Königsblaue Nikoläuse, Osterhasen, Schalke-Tassen und Embleme, die Arena als beleuchtetes Modell („mein Prachtstück“), das Steigerlied am Schreibtisch, Schalke-Kalender, eben ein Rausch in Königsblau. Oder genauer: Schalke plus Gerald Asamoah. Den Ex-Nationalspieler gibt in jeder sportlichen und privaten Lebenslage: auf Autogrammkarten, signierten Fotos, Postern, als Kunststofffigur, auf Zeitungsausschnitten, die von Asa als Spieler, Familienvater und Fan-Botschafter künden. Klar, das Kraftpaket auf dem Spielfeld hat sie fasziniert, die Hingabe. Aber vor allem ist Anja Klein vom Menschen Asamoah fasziniert. „Der lacht immer. Ich glaube, der hat nie schlechte Laune.“ Bei einer Autogrammstunde hat sie Asa getroffen, auch mal an seinem Geburtstag, da saß er mit Lars Unnerstall und Ralf Fährmann in einer Eisdiele.“
Weston McKennie ist aktuell ihr Favorit
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Danach kommen für sie personell noch Ikonen wie Raúl, Rudi Assauer („bei der Trauerfeier war ich in der Arena, nach dem Uefa-Pokalsieg hat er uns eine Dose Veltins geschenkt. Sowas vergisst man nicht“), natürlich die Eurofighter in Mannschaftsstärke und auch ein paarmal Olaf Thon, gerne mit Pokal. „Den habe ich immer besonders geschätzt.
Für immer Schalke
Den Namen von Tochter Dominique trägt Anja Kleine als Tattoo auf dem Unterarm. Ein weiteres Tattoo, da ist sich sicher, wird sie sich in der Zukunft noch stechen lassen. Das Motiv? Ist noch unklar. „Auf jeden Fall was zu Schalke. Vielleicht aber auch Gerald Asamoah.“
Ein Problem sieht die 52 Jahre alte Horsterin aber selbst als hartgesottener Schalke-Fan: „Ich habe Angst vor Nadeln...“
Auch Walter Junghans.“ Und die heutigen Akteure? Weston McKennie ist ihr Favorit. „Der kämpft. Ich finde, der passt super, der ist ein Typ, der ackert.“
Um 13 Uhr wird Anja Kleine Samstag losziehen. Mit Schalke-Schal und Shirt die Clique treffen, etwas vorglühen in Sutum, dann mit der Bahn zum Stadion fahren. Niederlagen ihrer Schalker schlagen ihr durchaus auf die Stimmung. „Da ärger ich mich schon. Aber wie heißt es: Mund abputzen, weiter geht’s“. Und heute, siehe oben, besteht ja keine Gefahr. Überhaupt ist Anja Kleine für die Saison optimistisch. Nächstes Jahr, sagt sie, „spielen wir wieder international“.