Gelsenkirchen-Ückendorf. Auch nach dem Tod ihres Lebens- und Künstlerpartners: Die Gelsenkirchener Künstlerin Marion Mauß belebt die Kunststation Rheinelbe weiter kreativ.

Marion Mauß ist schmaler geworden. „Aber das musste sein“, wehrt sie die besorgte Frage ab. Ihre Schaffenskraft aber hat das nicht geschmälert, auch wenn sie nach dem Tod ihres Mannes und auch künstlerischen Lebenspartners Bernd im April dieses Jahres einen Monat Arbeitspause eingelegt hat. Die 73-Jährige arbeitet weiterhin in ihrem Atelier, mehrere Stunden, jeden Tag. „Das hab ich auch in der Krankheitsphase meines Mannes zwischendurch getan. Das macht den Kopf klarer.“

Der Weg zum Atelier ist denkbar nah. Die Wohnung in der Kunststation Rheinelbe im Stadtsüden grenzt direkt ans Atelier. Überall stehen in dem hohen, lichtdurchfluteten einstigen Zechengebäude noch die Skulpturen von Bernd Mauß. Es sind hunderte, 300 etwa, schätzt sie. „Ich möchte sein Werk katalogisieren und einen Ausstellungsraum mit seinen Arbeiten einrichten“, lautet ihr Plan. Derzeit sind seine Skulpturen im Atelier verteilt und in den Regalen in der Werkstatt. Alle werden fotografiert und bis Ostern hofft sie, einen Katalog mit seinen Arbeiten fertiggestellt zu haben.

Werke für eine Ausstellung in Düsseldorf schon zusammengestellt

In der gemeinsamen Werkstatt stehen derzeit noch die Skulpturen ihres verstorbenen Mannes. Sie will ihm und seinen Arbeiten einen eigenen Ausstellungsraum im Haus widmen.
In der gemeinsamen Werkstatt stehen derzeit noch die Skulpturen ihres verstorbenen Mannes. Sie will ihm und seinen Arbeiten einen eigenen Ausstellungsraum im Haus widmen. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

„Nebenbei“ hat sie Werke für die Ausstellung des Bundes Gelsenkirchener Künstler im Düsseldorfer Ballhaus unter dem Titel „Stille und Tumult“ zusammengestellt und gerahmt, die im September zehn Mitglieder Malerei und Skulpturen zeigten, die die beiden Pole im Alltag künstlerisch ausloteten. Bernd und Marion Mauß hatten jeweils Skulpturen beigesteuert. Ein hölzerner Torso von Bernd, ein Mörtel-Kopf von Marion. Es ist die für beide typische Arbeitsweise. Bernd Mauß befreite seine Objekte aus dem (unterschiedlichen) Material, sie arbeitet bei Skulpturen grundsätzlich aufbauend. Derzeit bevorzugt sie Mörtel, mit dem sie Köpfe unterschiedlichster Größe aufbaut, ähnlich wie bei der Arbeit mit Ton. Die Köpfe sind ihr Thema etwa seit Jahresbeginn. Geschützt vor der Witterung werden sie durch einen Caparolfirniß.

Seminare, Arbeitssamstag und „Licht an“

Das freie Malen (montags von 18 bis 20 Uhr) und den Arbeitssamstag im Atelier von 14 bis 17 Uhr bietet Marion Mauß für Interessierte weiterhin an. Samstags kann wer mag hier Malen, mit Speckstein oder mit Ton arbeiten – mit eigenem Material oder vor Ort erworbenem. Teilnahmegebühr 24 Euro inklusive Kaffee, um Anmeldung unter 0209 1791699 wird gebeten.

Seminare bietet sie vom Freitag, 1. November bis Sonntag, 3. November, jeweils 10 bis 16 Uhr, sowie im nächsten Jahr vom 20. bis 22. März an. Auch dafür ist eine Anmeldung notwendig, Seminargebühr je 98 Euro. Am 30. November (15 bis 20 Uhr) und 1. Dezember (12 bis 18 Uhr) dann ist ihre Kunststation wieder mit von der Partie bei der Aktion „Licht an 2019“.

Ein großformatiger „Mörtelkopf“ von Marion Mauß steht im Garten an der Kunststation.
Ein großformatiger „Mörtelkopf“ von Marion Mauß steht im Garten an der Kunststation. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Der Schwerpunkt ihrer eigenen Arbeit allerdings liegt meist auf der Malerei. Genau genommen malt sie weniger im klassischen Sinne, sondern trägt ihre kräftigen Farben mit dem Spachtel auf die Leinwand auf. „Hidden Thoughts“, verborgene Gedanken, ist ihre Porträtreihe überschrieben, an der sie schon länger arbeitet. Es sind großformatige Frauen- und Männerporträts, oft vor tiefblauem Hintergrund, in unterschiedlicher Ansicht, Zentrierung. Mal lehnen sie sich lässig an den Bildrand, mal verläuft ihre Mitte just durch den Spalt zwischen den beiden dafür zusammengefügten Leinwandplatten, wird Spalt zur Spiegelachse, ohne wirklich zwei Hälften zu spiegeln. Marion Mauß lässt sich Zeit für ihre Arbeit, oft lehnt ein solcher in Farbe gefasster, verborgener Gedanke wochenlang an der Bücherwand in ihrer Wohnung, um zu prüfen, ob er so fertig ist oder noch einer weiteren Überarbeitung bedarf.

Auch dieses Porträt befindet sich noch in der Beobachtungsphase der Künstlerin.
Auch dieses Porträt befindet sich noch in der Beobachtungsphase der Künstlerin. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Die Reihe ihrer Streifenbilder – mit Asche und Pigmenten komponiert – ist für sie nicht abgeschlossen, wenn auch aktuell ruhend. Ähnlich ergeht es den Reliefs in oszillierenden Blau- und Rottönen, zusammengefügt aus Holzstücken, deren Oberflächenstruktur und feine Farbnuancen sich zu magischen Stimmungen verdichten. Derzeit aber bereitet Marion Mauß sich auf das nächste Event vor: „Licht an“ steht vor der Tür.