Gelsenkirchen. Täglich 47.000 Pendler: IG BAU-Chef Georg Nießing warnt vor weiter steigenden Pendlerzahlen in Gelsenkirchen. Er sieht die Politik gefordert.
Rund 47.000 Menschen pendeln regelmäßig auf dem Weg zur Arbeit. Ein neuer Höchststand, wie die IG Bauen-Agrar-Umwelt mitteilt. Im Vergleich zählte die Stadt im Jahr 2000 noch 38.000 sogenannter Auspendler, ein Anstieg von 24 Prozent. Auf der anderen Seite stieg die Zahl der Einpendler nach Gelsenkirchen seither um 41 Prozent auf 44.000 Menschen. Die IG BAU beruft sich bei den vorgelegten Zahlen auf eine aktuelle Auswertung des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt-, und Raumforschung (BBSR).
Von einem „alarmierender Trend“ spricht Gewerkschafter Georg Nießing. Betroffen sind vor allem Groß- und Unistädte, wo der Mangel an bezahlbare Wohnungen besonders hoch sei. „Eine wachsende Zahl von Menschen kann sich die hohen Mieten und Immobilienpreise in der Stadt nicht mehr leisten. Aber genau dort sind in den letzten Jahren besonders viele Jobs entstanden“, sagt der Bezirksvorsitzende der IG BAU Emscher-Lippe-Aa.
Immer längere Staus und überfüllte Züge sind die Folgen
Die Folge des Pendler-Booms seien immer längere Staus und überfüllte Züge. Inzwischen gehören Strecken von über 50 Kilometern für immer mehr Pendler aus Gelsenkirchen zum Alltag, so Nießing. Darunter leide nicht nur die Freizeit der Pendler, sondern auch die Umwelt. Ungefähr 20 Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland gehen auf das Konto des Verkehrs, so die Angaben des Umweltbundesamtes.
Darüber hinaus warnt die IG Bau vor einer weiteren Zunahme der Pendlerzahl, wenn sich die Distanz zwischen Arbeitsplatz und Wohnort noch weiter erhöhen sollte. Um dies zu verhindern sei eine „drastische Wende“ innerhalb der Wohnbaupolitik von Nöten. Hier fordert Nießing die Schaffung bezahlbarer Wohnräume in den Metropolen und Ballungsräumen.
Pendler-Problematik ist Teil eines bundesweiten Trends.
Ein anderer Brennpunkt sei auch die Verkehrsinfrastruktur. Hier seien massive Investitionen wichtig, um die Pendler zu entlasten. „Vor allem beim Schienen-, Straßen- und Radwegenetz ist der Nachholbedarf groß“, betont Nießing. Allerdings könnte hier auch der Arbeitgeber einen wichtig Schritt machen, in dem die Arbeitsbedingungen angepasst werden und Beschäftigte auf Gleitzeit oder auf das Home-Office zurückgreifen könnten.
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit ist die Pendler-Problematik Teil eines bundesweiten Trends. Im letzten Jahr pendelten etwa. 39 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in eine andere Stadt oder einen anderen Kreis zur Arbeit.