Gelsenkirchen. . Feinstaub- und Stickoxidmissionen liegen weiter über dem Grenzwert. Lkw-Verbotszone müsste ausgeweitet werden, um Dieselfahrverbote zu vermeiden.
Manchmal verbergen sich hinter scheinbar untergeordneten Punkten in der Tagesordnung städtischer Ausschüsse Botschaften mit viel Sprengkraft: So auch bei der 31. Sitzung des Verkehrsausschusses am Donnerstag. Da gab Referatsleiter Thomas Bernhard vom Umweltamt eine kurze Mitteilung über die Entwicklung der Schadstoffbelastung an der Kurt-Schumacherstraße ab. Sie ist – durchweg negativ.
„Ohne eine Ausweitung der Lkw-Fahrverbotszone von der Florastraße bis zur Uferstraße haben wir kaum eine Chance ein generelles Dieselfahrverbot zu vermeiden.“ Zu diesem Schluss ist Bernhard gekommen, nachdem das Referat die Feinstaub- und Stickoxidemissionen (NOx) seit Anfang des Jahres ausgewertet hat.
Zu hohe Messwerte
Dazu hat man an vier verschiedenen Stellen und mit einigem Abstand zu der eigentlichen Messstation an der Kurt-Schumacher-Straße die Werte gemessen und überrascht festgestellt, dass es seit Jahresbeginn schon zehn Überschreitungstage gegeben hat und die NOx-Belastung um die Marke 49 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft pendelt – erlaubt sind lediglich 40 µg/m3.
Das bedeutet, dass auch der laufende Einspruch der Stadt vor Gericht gegen die „Unverhältnismäßigkeit“ solcher in vielen Städten und Gemeinden drohender Fahrverbote gefährdet sein könnte. Denn schon in erster Instanz hatten die Verwaltungsrichter sehr deutlich gemacht, dass sie eine komplette Sperrung für Dieselfahrzeuge auf Gelsenkirchens sehr stark befahrener Nord-Südachse mit etwa 35.000 Fahrzeugen täglich für wesentlich zielführender halten.
Landesumweltamt eingeschaltet
Die hohe Schadstoffbelastung gibt den Experten im Amt Rätsel auf, denn die erhoffte Entlastung durch den Bypass Uferstraße hat sich damit in Luft aufgelöst. „Wir haben deshalb beim Landesumweltamt nachgefragt, was dahinter stecken könnte“, so Thomas Bernhard weiter. Eine Antwort steht noch aus.
Ein weiteres Thema waren sogenannte Elternhaltstellen vor Grundschulen und Kindergärten, um das tägliche Chaos durch den überbordenden Hol- und Bringverkehr einzudämmen. Die Blechlawine stellt ein echtes Sicherheitsrisiko dar.
Elternhaltestellen vor Schulen und Kitas
Pionierarbeit zu leisten, wurde laut Helmut Barek von der Verkehrswacht schon einmal an der Albert-Schweitzer-Straße in Beckhausen versucht, mangels „Engagement der Eltern“ aber wieder eingestellt. Ein weiterer maßgeblicher Faktor, warum die Einrichtung solcher Elternhaltestellen scheitert, sind die Platzverhältnisse. Mehr als die dafür nötigen acht bis zehn Parkplätze vor- und freizuhalten, gibt die räumliche Enge oft gar nicht her. „Aktuell gibt es keinen geeigneten Stelle für solche Elternhaltestellen in Gelsenkirchen“, befand Barek deshalb.
Das Gremium sprach sich aber dafür aus, solch ein Pilotprojekt mal in Angriff zu nehmen, Erfahrungsberichte umliegender Kommunen dafür einzuholen und dabei auch repressive Maßnahmen sowie Kontrollen durch den Kommunalen Ordnungsdienst zu berücksichtigen.
Mehr Licht für die Westerholter Straße
Mehr Licht sehen zudem die Bewohner bald rund um das Neubaugebiet Waldquartier und Westerholter Straße. Weil der Ausbau dort stockt, versprach die Stadt, die Straßenlaternen rund um die Haltestelle „in den nächsten Tagen mit stärkeren Leuchtmitteln zu ertüchtigen“. Auch soll wohl es einen beschleunigten Ausbau des Einmündungsbereiches Westerholter Straße geben.
>>Info: Der Verkehrsausschuss diskutierte unter anderem auch über die Möglichkeit, am Zentralen Busbahnhof am Hauptbahnhof einen zusätzlichen Witterungsschutz in Form von Seitenwänden anzubringen. Bislang gibt es dort nur rückseitige Glaswände. Je nach Wetterlage bietet das Dach augenscheinlich nicht immer Schutz vor Wind und Regen.
Die Stadt schätzt das Vorhaben als konstruktionsbedingt schwierig ein. Worauf die Bündnisgrünen einen Antrag formulierten, die Nachrüstung und ihre Kosten zu prüfen.