Gelsenkirchen-Beckhausen. Emscher-Lippe-Gipfel in der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. OB Frank Baranowski beklagt ungleiche Förderung durch das Land.

Wissenschaftler wie Unternehmensvertreter waren sich einig beim Emscher-Lippe-Gipfel in der Westfälischen Hochschule: Die Region ist reich an kreativen Köpfen, an Gründern, an talentiertem Nachwuchs Auf der anderen Seite stehen erhebliche Defizite bei der schulischen Bildung. Unter den 18000 Schülern, die jetzt ihre Schulzeit beendet hatten, verfügten 5500 über keinen Abschluss. Bessere Förderung, finanzielle Unterstützung und stärkeren Zusammenhalt forderte Regierungspräsidentin Dorothee Feller.

Lücken sieht auch Professor Dr. Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule. Er ermutigt junge Menschen, leistungsorientiert die schulische Basis für eine sichere berufliche Zukunft zu legen. Er wisse, dass viele junge Studenten für Themen brennen, um etwas zu verändern. Er habe Hochachtung vor Menschen, die innovativ gedacht und was erreicht hätten. Die Hochschule sei bereit, die Rolle des Entwicklungsmotors zu übernehmen. Kriegesmann: „Wir haben Fantasie für mehr, sind bereit zu denken und zu handeln.“

Priorität für die Sanierung West

Als Gastredner ging Ministerpräsident Armin Laschet auch auf die klamme finanzielle Situation der Kommunen ein. Das Land habe die finanzielle Ausstattung der Kommunen verbessert. Er räumte der Sanierung West Priorität ein. Das Land werde auch seinen Anteil leisten beim Abbau der Altschulden der Kommunen. Landespolitik, meinte er, könne wegen der unterschiedlichen Strukturschwächen der Städte, nie für alle Regionen gleich sein. Bei der Forschung in der Wasserstoff-Technologie setzt Laschet vor allem auf die Emscher-Region, die über die Ressourcen verfüge. Sein Credo: „Wir müssen das Richtige an den richtigen Stellen tun.“

In einer Diskussionsrunde zeigten auch kreative Gelsenkirchener Gründer, dass man mit Ideen und Vertrauen Arbeitsplätze schaffen kann. Angela Koszewa hatte aus dem Wohnzimmer heraus ihr Unternehmen NONOMO, das Baby-Artikel vertreibt, gegründet. Ihr Erfolgsrezept: „Ich war bereit, mich auf Menschen einzulassen, egal welche Vorbildung sie hatten.“ Ihr sei es gelungen schnell Mitarbeiter zu finden. Lars Baumgürtel, Chef bei ZINQ in Gelsenkirchen, sieht in der Region alle Voraussetzungen, innovativ und kreativ zu sein. Beim Ranking liege die Region mit ihren Ideen schon ganz vorn. Aber man benötige Geld für Innovation.

Die Chancen der Region nutzen

Rund 200 Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen, Institutionen und Verwaltungen sowie viele weitere Akteure kamen am 9. und 10. Oktober in Gelsenkirchen zum Emscher-Lippe-Gipfel der Bezirksregierung Münster zusammen.

Arbeitsschwerpunkte des Gipfels, der auf dem Campus Gelsenkirchen-Buer der Westfälischen Hochschule stattfand, waren am zweiten Tag drei parallele Workshops zu den Themen „Wasserstoff“, „Wirtschaft/Stadtentwicklung“ und „Talentförderung“.

Kritik: Ungleichbehandlung der Emscher-Lippe-Region

Professor Dr. Rainer Danielzyk von der Leibniz-Universität Hannover zeigt sich beeindruckt von der konzeptionellen und integrativen Leistung der Stadt Gelsenkirchen. Nicht jedem von außen erschließe sich allerdings die kulturelle Vielfalt als Lebensqualität. Eine diverse Stadtentwicklung müsse man auch beim Stadtbild sehen können. Roman Milenski, Vorstandsmitglied der Insane Urban Cowboys, fehlt es an Action in der Stadt. Sein Fazit: „So verlieren wir den Anschluss.“

OB Frank Baranowski kritisierte die Ungleichbehandlung der Emscher-Lippe Region gegenüber der Hellwegzone. Auch wenn Ministerpräsident Lasche mittlerweile erkannt habe, dass das Ruhrgebiet eine Region der zwei Geschwindigkeiten sei, fehle die Gleichbehandlung. Nur wenige der vom Land geförderten Projekte seien in die Emscher-Lippe-Region geflossen. 70000 Arbeitsplätze habe Gelsenkirchen verloren, 1000 würden jährlich geschaffen. Baranowski forderte besondere Konzepte, mehr Hochschulen und Forschungsinstitute fürs nördliche Ruhrgebiet. So seien beim Projekt „Makerspace“ (im Raum machen) 20,8 Mio an die Uni Bochum geflossen, aber nur 1,6 Mio Euro an Förderung für die Westfälische Hochschule bereitgestellt worden. In Workshops wollten Experten Zukunftsperspektiven in den Bereichen Wasserstoff, Stadtentwicklung und Talentförderung aufzeigen.