Gelsenkirchen-Ückendorf. Bärbel Frank und Nancy E. Watt stellen Werke im Gelsenkirchener Justizzentrum aus. Die sind emotional und zum Teil auch aufwühlend.

In zurückhaltenden Grautönen ziehen sich die Merinowollefäden über die gesamte Breite der Wand im Atrium des dritten Stocks im Justizzentrum. Dazwischen winden grellorangene Fäden sich wie aus einem Nest hervor. „Gefühlsschwankungen“ lautet der passende Titel des aufwühlenden Werks von Bärbel Frank, das Teil einer neuen Ausstellung im Ückendorfer Justizzentrum ist.

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Zusammen mit der aus Kanada stammenden Künstlerin Nancy E. Watt und unter dem Titel „Gefühle“ hat sie eine Auswahl ganz unterschiedlicher Werke zusammengestellt. Für den ungewöhnlichen Ausstellungsort hat sie sich bewusst entschieden: „Die Menschen, die hier warten, sollen sich mit den Arbeiten beschäftigen können“, erklärt sie. Dass viele der Ausstellungsbesucher sich in emotional schwierigen Situationen befinden, ist ihr dabei bewusst. „Hier werden oft unangenehme Dinge öffentlich besprochen.“

Eine Installation erinnert Watt an ihre Heimat

Spielerisch bindet Nancy E. Watt die Architektur des Atriums in ihre Installation „Schneetag“ ein.
Spielerisch bindet Nancy E. Watt die Architektur des Atriums in ihre Installation „Schneetag“ ein. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Unter den Werken sind daher einige, die positive Gefühle assoziieren sollen. So wie die große Installation von Nancy E. Watt, die sich über zwei Stockwerke erstreckt – der „Schneetag“. Die Löcher in den fließenden grauen Stoffbahnen lassen kreisrunde Ausschnitte der dahinterliegenden weißen Wand wie Schneeflocke hervorblitzen, das ebenfalls weiße Geländer davor wirkt wie eine Schneewehe. „Ich wollte diese Architektur nutzen“, sagt Watt, die mit dem Kunstwerk an ihre Heimat Kanada erinnern möchte.

Vor eine besondere Herausforderung stellte die Künstlerinnen das große, zwölfteilige Gemälde von Christoph Lammert im zweiten Stock, das an eine Weltkarte erinnert. Gekonnt haben beide das dort so dominante Grün in ihre Werke integriert. Wie zwei große Pfeile, die in verschiedene Richtungen weisen, kommen so Watts „verschiedene Schwerpunkte“ in sattem Mittelgrün daher. Eine politische Botschaft? „Vielleicht“, sagt die Künstlerin und schmunzelt.

Bärbel Frank ist fast blind

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Dass die Ausstellungsobjekte sehr persönliche Einblicke in das Leben der Künstlerinnen geben, wird auch an der Vita von Bärbel Frank deutlich. In ihren „taktilen Kunstobjekten“ verarbeitet die sehbehinderte Gelsenkirchenerin den Kummer über den Verlust ihrer Sehkraft.

Die Vernissage findet am Mittwoch, 9. Oktober, um 17 Uhr im 3. OG des Justizzentrums, Bochumer Str. 79 statt. Danach kann die Ausstellung montags bis donnerstags von 8.30 bis 15.30 Uhr und freitags von 8.30 bis 14 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei. Zur Finissage am Freitag, 3. Januar, wird es um 11 Uhr eine Blindenführung geben. Anmeldung: