Gelsenkirchen. . Der Maler Christoph Lammert stellt sein monumentales Schöpfungsbild dem Justizzentrum als Dauerleihgabe zur Verfügung.
Wer dieses Haus betritt, steht für gewöhnlich unter Stress: Der eine, weil er etwas auf dem Kerbholz hat und auf der Anklagebank Platz nehmen muss, der andere, weil er versucht, sein Recht als Kläger durchzusetzen. Noch andere wiederum stehen unter Druck, weil sie in den Zeugenstand müssen. Augenblicke der Entspannung bietet den Besuchern des Justizzentrums in Ückendorf die Kunst. Seit kurzem können sie in ein monumentales Gemälde des Künstlers Christoph Lammert eintauchen. „Große Seh-Karte“ heißt die neue Arbeit passenderweise.
Bochumer Künstler lebt in Ückendorf
Dass Kunst an dieser Stelle ganz besonderen Sinn macht, das weiß auch der Bochumer Künstler, der seit einigen Monaten in Ückendorf lebt und arbeitet, quasi in direkter Nachbarschaft zum Justizgebäude. Christoph Lammert entschied sich daher, dem Haus sein opulentes See-Stück als Dauerleihgabe zur Verfügung zu stellen: „Die Arbeit entfaltet hier in diesem weißen, fast musealen Rundgang ein ganz besondere Wirkung.“ Und nimmt ihm, weiß auch Mathias Kirsten, der Direktor des Amtsgerichts, ein wenig von der Strenge: „Die Öffnung des Raumes durch die Kunst ist etwas ganz wunderbares.“
Christoph Lammerts Werk erinnert an eine gewaltige Landkarte. Tiefblaue Meeresflächen fallen als erstes ins Auge, Umrisse vielleicht südlicher Länder, leuchtend grüne Landschaften, erdfarben warme Wüsten. Ein Gefühl von Weite macht sich breit. Der Betrachter scheint wie bei einem Satellitenbild von großer Höhe aus Ozeane und Kontinente im Blick zu haben.
Inspiriert von biblischem Psalm
Entstanden ist die „Seh-Karte“ vor zwei Jahren in einem sakralen Raum. In der Bochumer Kunstkirche schuf Christoph Lammert in seinem Schöpfungsakt auf zwölf Leinwänden mit Acryl, Ölwachskreiden, Holz und Streugut weitläufige Welten. Lammert ließ sich unter anderem vom biblischen Psalm 23 über die Gastgeberschaft Gottes inspirieren („Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser“) spielt mit religiösen Themen und Bedeutungen wie mit der Zahl Zwölf (12 Apostel). „Die Schöpfung“, sagt er, „gehört zu meinem Themenspektrum“.
So schafft er mit seiner ganz besonderen malerischen Sprache eigene Welten aus kraftvollen Farben und dynamischen Formen, die immer auch an Landschaft erinnern, an Felsformationen, Gewässer, Flüsse und den Himmel. Der Blick des Betrachters verliert sich in der Weite der Kartenlandschaft, feine Linien bilden das Gerüst.
Der Farbauftrag und der Einschluss von anderen Materialien sorgt für eine pastose Bildoberfläche. Wer mag, darf auch ganz vorsichtig mit den Händen darüber fahren und die Malerei auf diesem Wege begreifen. Für die Besucher des Justizzentrums erhofft sich Lammert, dass sie dank der Kunst am Ende nicht in die Trostlosigkeit entlassen werden. Für die benachbarte Galeriemeile setzt er auf weitere Kooperationen mit dem Justizzentrum.
Kunst als Türöffner ins Justizzentrum