Bulmke-Hüllen. Mit der Migradonna 2019 wurde in Gelsenkirchen das Engagement von Halime Kula gewürdigt. Die 38-Jährige engagiert sich in vielen Bereichen.

Es wird viel geherzt an einem Abend voller Emotionen, Zuneigung und Vertrauen. Im Kulturraum „Die Flora“ soll zum 12. Mal die „Migradonna“ geehrt werden. Ein Ehrenamtspreis, hinter dem sich Engagement, Leidenschaft und Fürsorge verbirgt. Vor allem ehrenamtliche Arbeit zeichnet die Trägerinnen aus, die helfen, Menschen mit Migrationshintergrund das Leben in der neuen Welt zu vermitteln und den Einstieg zu erleichtern.

Ihr Lebensmotto: Anpacken und nicht reden

Die Wahl fällt auf Halime Kula. Die 38-Jährige, alleinerziehend und Mutter zweier Kinder von 7 und 14 Jahren, konnte nach einer Erkrankung nicht mehr im Gastgewerbe arbeiten. Ihr Lebensmotto „anpacken und nicht reden“ hat sie in der ehrenamtlichen Arbeit verwirklichen können. „Ich will was bewegen“, beschreibt die 38-Jährige ihren Einsatz für Mitmenschen, die auf Hilfe angewiesen sind.

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Ihr Tagesrhythmus unterscheidet sich nicht von einem normalen Arbeitsalltag. Bei der Lebenshilfe betreut sie Kinder mit Behinderungen. Im Alfred-Zingler-Haus leitet sie eine Mütter-Kind-Gruppe, hilft bei der Hausaufgabenbetreuung, führt die Taekwondo-Gruppe. Auch bei den Altstädter Falken ist sie aktiv. Ob bei der Essenszubereitung oder beim Spielen im großen Saal: Halime Kula nimmt immer eine führende Rolle ein.

Gute Seele, Frau der Zahlen und Mädchen für Alles in Einem

Sängerin Maryam Akhondy sang beim Festakt iranische Chansons
Sängerin Maryam Akhondy sang beim Festakt iranische Chansons © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Bürgermeisterin Martina Rudowitz, die die Preisträgerin würdigt, bezeichnet den Einsatz der „besonderen Gelsenkirchenerin“ als beispielhaft. Partizipation sei ihr Leitbild. Sie gelte als gute Seele im Alfred-Zingler-Haus, sei als Frau der Zahlen und des Geldes Mädchen für alles. Mit ihrer Multifunktion ist Halime Kula für viele Jugendliche und Kinder nicht nur Vertrauens- und Bezugsperson, sondern gleichzeitig Mutter- Vater- und Lehrerin-Ersatz.

Persische Sängerin und israelischer Pianist

Passend zum Integrationscharakter ist auch die musikalische Unterhaltung gewählt. Sehnsucht verrät die Stimme von Maryam Akhondy, einer Sängerin mit persischen Wurzeln, die mit weichem Timbre wie auch mit durchdringender Stimmgewalt durch ihre Traumwelt reist. Itai Sobol, ein Künstler israelischer Herkunft, begleitet sie am Piano.

Frauencafé im Lalok Libre als Stifter

Zum 12. Mal hat das Internationale Frauencafé im Lalok Libre seit 2008 den Titel Migradonna verliehen. Kooperationspartner dabei ist die Stadt, Schirmherr der Oberbürgermeister.

Ausgezeichnet werden Frauen, die durch ehrenamtliche Mitarbeit in Vereinen, Initiativen oder auch Stiftungen besonders engagiert waren und sind. In diesem Jahr musste die Jury unter fünf Kandidatinnen auswählen. Sie hatten unter anderem Jugendliche auf Bildungswegen begleitet, sprachliche und Leseberatung angeboten sowie Flüchtlingen geholfen.

Staatssekretärin Serap Güler nannte in ihrem Grußwort Ehrenamtler „Vorbilder der Integration“.
Staatssekretärin Serap Güler nannte in ihrem Grußwort Ehrenamtler „Vorbilder der Integration“. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Staatssekretärin nennt Ehrenamt Leitkultur der Gesellschaft

Serap Güler, Staatssekretärin für Integration im NRW-Ministerium, nennt ehrenamtliche Helfer in ihrer Ansprache bei der Verleihung „Vorbilder der Integration“. Sie seien nicht nur Teil der Gesellschaft, sondern sie setzten sich auch beispielhaft dafür ein, dass sie frei und offen bleibe. 29 Prozent der Menschen in NRW hätten eine Einwanderungsgeschichte. Ehrenamtliches Engagement bezeichnet sie als Leitkultur in der Gesellschaft. Die Staatssekretärin wünscht sich, dass ehrenamtliche Mitarbeit noch viel stärker gefördert wird. In Gelsenkirchen werde die Arbeit mit dieser Auszeichnung vorbildlich honoriert.

„Die Ehrenamtler“, meint Serap Güler, „sind Brückenbauer zu Familien, die wir sonst nicht erreichen.“ Halime Kula dankt allen, die an sie geglaubt hätten. Dass sie mit der Auszeichnung eine Wette verloren hat, nimmt sie schmunzelnd in Kauf. Denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Wahl auf sie fallen werde. Das größte Geschenk aber erhalte sie täglich durch das Verhalten und das Vertrauen der Kinder: „Sie sind die ehrlichsten Menschen.“