Gelsenkirchen-Buer. Alleinerziehend und selbstständig: Dass und wie das geht, will Nicole Jones Müttern zeigen. Die Bueraner Unternehmerin lud sie zum Frühstück.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen ist ein gesellschaftliches Top-Thema. Sie ist politisch gewollt – und doch vielfach ungemein schwierig. Gerade alleinerziehende Frauen müssen vielfach Enttäuschungen hinnehmen. Zeit, das zu ändern, finden couragierte Unternehmerinnen aus Buer und werden tätig. Heute in Form einer Begegnung beim gemeinsamen Frühstück in der Firma „5 Minds“ von Nicole Jones.

Die Chefin Nicole Jones setzt mehr auf Engagement denn auf gerade Lebensläufe

„Wir haben hier keine geraden Lebensläufe“, erzählt die Unternehmerin. Auch, dass sie selbst ebenfalls einen überraschenden Abzweig nahm auf ihrem Lebensweg. Nach jahrelanger Tätigkeit in einer Bank kündigt sie – ohne einen Plan in der Tasche, aber mit der Gewissheit, bald zu mehr beruflicher und damit persönlicher Freiheit zu finden. Sie traut sich was, steigt, ohne Fachkenntnisse, in das IT-Unternehmen ein, wird bald zur Teilhaberin. Und setzt nun auch als Chefin in Bewerbungsgesprächen mehr auf Engagement denn auf gerade Lebensläufe. „Wir haben die Erfahrung gemacht, wenn wir diesen Menschen eine Chance geben, haben wir die loyalsten Mitarbeiter.“

Netzwerk stärkt die Frauen

Ende 2017 gründeten Dunja Kawall von der Agentur für Arbeit und Unternehmerin Susanne Cichos das Netzwerk „Starke Unternehmerinnen für starke Frauen“. Seither finden regelmäßig Begegnungen statt zwischen den Geschäftsfrauen und arbeitssuchenden Frauen.

Erste Anlaufstelle für interessierte Frauen ist die Infoveranstaltung für Wiedereinsteiger. Die nächste findet am Mittwoch, 2. Oktober, ab 10 Uhr im BIZ an der Vattmannstraße 12 statt. Kontakt: 0209-164-310.

Nun sei es der Branche geschuldet, dass Frauen hier nicht in der Mehrzahl sind. Etliche aber arbeiten im Unternehmen, auch alleinerziehende Mütter. „Das ist für alle schwierig“, weiß die Nicole Jones zu berichten. Für Mütter bedeute dies zuweilen eine Doppelbelastung, den Chefs und Kollegen fordert es Verständnis ab. Spätestens, wenn das Kleine überraschend krank wird.

Die Teilnehmerinnen der Begegnung besuchen Unternehmen und absolvieren ein kleines Praktikum

Die Frauen, die hier am Tisch sitzen, sind sichtlich beeindruckt. Sie nehmen teil an dem ersten Projekt des Arbeitsamtes zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sechs Wochen sind sie, betreut von Dunja Kawall von der Bundesagentur für Arbeit, zusammen, besuchen Unternehmen, absolvieren ein kleines Praktikum.

Die Unternehmerinnen Susanne Cichos, Nicole M. Jones und Dunja Kawall von der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen (v.l.l)  hatten eingeladen.
Die Unternehmerinnen Susanne Cichos, Nicole M. Jones und Dunja Kawall von der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen (v.l.l) hatten eingeladen. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Für Petra Stumpe-Buttler ist allein das schon ein tolles Erlebnis. Die gelernte Betriebswirtin ist lange raus, will nun aber wieder rein in das Arbeitsleben. „Im Internet habe ich etwas gelesen zum Wiedereinstieg von Frauen. Durch Zufall bin ich auf Dunja Kawall gestoßen und habe sie einfach angerufen. Sie hat eine so tolle und motivierende Art, da denkt man, man schafft alles.“ Wieder zu arbeiten, das ist der größte Wunsch der zweifachen Mutter. „Ich will raus, mir nicht den ganzen Tag Gedanken machen, was ich koche. Ich möchte mit Menschen arbeiten und andere motivieren.“

Für die Gesundheit sorgen Fitnessangebote und Physiotherapie

Ein gutes Stichwort. Wobei sich im Unternehmen „5 Minds“ die Motivation fast von allein einstellt. Denn hier läuft alles anders: Für Pausen gibt es eine Außenterrasse, für die Gesundheit sorgen Fitnessangebote und Physiotherapie. Wer Geburtstag hat, bekommt den Nachmittag frei. Obst und Getränke sind immer kostenlos verfügbar. Besonders spannend: „Wir sagen unseren Mitarbeitern, was wir erreichen wollen, und unsere Mitarbeiter entscheiden, wie sie das umsetzen wollen“, erklärt Nicole Jones, man arbeite hier nach einer Management-Methode, die man auch im Silicon Valley praktiziere. „Google ist damit groß geworden.“

Wieder sind die Frauen beeindruckt. Eine fragt, ob Nicole Jones niemals gezweifelt habe. Die ehrliche Antwort: „Ich habe richtige Existenzängste gehabt. Aber ich habe mich darauf trainiert, nicht mehr in Problemen zu denken.“ Das hat ihr Unternehmen zum Erfolg geführt, das will sie heute auch den Frauen vermitteln. Die Botschaft: „Wenn ihr Bewerbungsgespräche führt, ist es das Wichtigste, dass ihr mit breiter Brust auftretet und vermittelt, ich bin das Beste, was euch geschehen kann.“ Trotz ungerader Lebensläufe und Pausen im Berufsleben. Dazu hat auch Steffi Jones, die Frau von Nicole Jones, etwas zu sagen: „Ihr solltet heute mitnehmen, dass man aus allen Erfahrungen gestärkt herausgeht. Für diese Erlebnisse muss man sich nicht schämen. Das müssen die anderen, die dafür kein Verständnis haben.“