Gelsenkirchen. Schulungen, Kontrollen und Thermographiemessungen: Was Gelsenkirchener Kliniken für den Brandschutz in ihren Einrichtungen tun.
Nach dem Großbrand in Düsseldorf stellt sich die Frage: Wie sieht es mit dem Brandschutz in Gelsenkirchener Krankenhäusern aus? Die WAZ fragte bei den drei Klinik-Betreibern vor Ort nach. Größere Brandkatastrophen gab es in Gelsenkirchener Kliniken bislang zum Glück nicht, kleinere Ereignisse gingen ohne Personenschaden ab.
Die St. Augustinus GmbH, in deren Trägerschaft sich die Marienhospitäler in Buer und Ückendorf befinden, sowie das Elisabeth Krankenhaus in Erle und das St. Josef in Buer verfügt über eine eigene Stabsstelle Arbeitsschutz, die über die Einhaltung des Brandschutzes im Rahmen der Landesbauverordnung Sonderbauten wacht. „Alle Mitarbeiter sind verpflichtet, größte Vorsicht im Umgang mit elektrischen Anlagen, Geräten, Leuchten usw. zur Verhütung von Bränden walten zu lassen“, betont die Geschäftsführung. In allen Gebäuden sei das Rauchen und der Umgang mit offenem Feuer grundsätzlich verboten. Im Keller und Erdgeschoss des Marienhospitals Gelsenkirchen gibt es eine Sprinkleranlage.
Deutlich mehr Feuerlöscher als vorgegeben
„Unsere Krankenhäuser sind deutlich über den Vorgaben des Landes mit Feuerlöschern ausgestattet“, betont Unternehmenssprecher Wolfgang Heinberg, alle Häuser seien mit einer bei der Feuerwehr Gelsenkirchen aufgelegten Brandmeldeanlage versorgt. Auch in den Bereichen, in denen sich weder Patienten noch Mitarbeiter aufhalten – etwa im Dachstuhl in Buer – sind als vorbeugende Maßnahme Rauchmelder installiert. Laut Klinik – und auch laut WAZ-Archiv – gab es in den vergangenen Jahren „keine Brandereignisse, die zur Gefährdung von Patienten oder Mitarbeitenden geführt haben“. Zusätzlich zu den vorgeschriebenen Kontrollen gibt es monatlich eine Brandschutzbegehung aller Standorte durch hauseigene Brandschutzbeauftragte.
Kompletter Austausch der Anlage für 2020 geplant
Auch die Evangelischen Kliniken betonen, höchsten Wert auf den Brandschutz zu legen, bei allen Baumaßnahmen. Der Verantwortliche für den Brandschutz ist hier direkt der Geschäftsführung unterstellt. Alle Brandschutzanlagen werden regelmäßig durch qualifizierte Fachkräfte gewartet und instandgehalten, Meldeanlagen erweitert und Brandschutztüren ausgetauscht, versichert das Haus. Der komplette Austausch der Brandmeldeanlage ist für das kommende Jahr geplant.
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Seit es 2012 in einem Technikraum gebrannt hat – niemand wurde verletzt, aber 100 Patienten mussten vorübergehend wegen des Rauchs verlegt werden – , werden regelmäßige Thermographie-Messungen an allen Elektroverteilungen in den Kliniken durch die ELE durchgeführt. Zudem gibt es regelmäßige Brandschutzbegehungen im ganzen Haus. Die sicherheitstechnischen Anlagen werden von Sachverständigen und dem TÜV abgenommen und gewartet, ein Notfalleinsatzplan für denkbare Zwischenfälle wird regelmäßig aktualisiert. Mitarbeitende werden theoretisch und praktisch geschult. In Flucht- und Rettungswegen wurden normalentflammbare Stoffe durch schwerentflammbare ersetzt, etwa gepolsterte Stühle durch Metallstühle.
Nichts Brennbares in Flucht- und Rettungswegen
In Flucht- und Rettungswegen dürfen keine brennbaren Materialien lagern. Müllcontainer werden allabendlich verschlossen, unzugänglich und nicht direkt am Krankenhaus abgestellt. Außenbereiche sind maximal ausgeleuchtet, in sensiblen Bereichen gibt es Einbruchmeldeanlagen. Die nächste praktische Brandschutzunterweisung für Mitarbeiter der Klinik und des Ev. Seniorenstiftes läuft bereits in dieser Woche.
Abstimmung mit der Feuerwehr
Die Brandschutzpläne für die Krankenhäuser werden in Abstimmung mit der Feuerwehr erstellt. Mitarbeiter der Gelsenkirchener Feuerwehr kontrollieren in Abständen von drei Jahren die Anlagen. Auch das Referat Bauordnung ist in die Kontrollen eingebunden.
Die jeweiligen Brandschutz- und Notfallpläne der Krankenhäuser liegen bei der Feuerwehr vor, sind daher umgehend einsehbar.
Am Bergmannsheil Buer gab es 2017 ein positives Beispiel für funktionierenden Brandschutz. Eine verwirrte Patientin hatte die Gardine in ihrem Zimmer angezündet. Die Brandmeldeanlage schlug jedoch sofort an, das Pflegepersonal auf Station konnte den Brand selbst löschen, niemand wurde verletzt.
Nebel-Sprühanlage am neuen Bettenhaus installiert
Am Bergmannsheil gibt es zwei leitende Brandschutzbeauftragte; Gerrit Neugebauer ist für die baulichen Belange im Brandschutz zuständig, ein Kollege für die Schulungen der Mitarbeiter. „Wir haben Rauchmelder in allen Patientenzimmer und an allen Fluchtwegen, deren Alarm direkt an die Feuerwehr weitergeleitet wird“, erklärt Neugebauer. Außerdem habe man beim neu aufgestockten Bettenhaus eine „High Fog“-Anlage installiert. Diese versprüht im Gegensatz zu Sprinkleranlagen feinen Nebel, was besonders effektiv ist. Und es gibt Überlegungen, solche Sprühnebelanlagen auch in anderen Bereichen der Klinik zu installieren. Die letzte turnusmäßige Begehung mit der Feuerwehr und der Bauordnung, bei der gemeinsam das ganze Haus detailliert in Augenschein genommen wird, um mögliche Gefahrenpunkte zu benennen und beseitigen, fand Ende 2018 statt.