Gelsenkirchen. Der Krankenstand in Gelsenkirchen ist 2018 erneut auf Rekordhöhe gestiegen. Der DAK-Gesundheitsreport analysiert die Hauptursachen.
Der Krankenstand in Gelsenkirchen ist laut dem aktuellen Gesundheitsreport der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK-Gesundheit) 2018 deutlich gestiegen: Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen lagen 0,6 Prozentpunkte über dem Vorjahresergebnis. Mit einem durchschnittlichen Krankenstand von 5,7 Prozent gab es nach einer einjährigen Pause damit in Gelsenkirchen wieder den landesweit höchsten Krankenstand. Der Landesdurchschnitt lag bei 4,3 Prozent.
Besonders wenige erkrankte Arbeitnehmer registrierten in NRW mit 3,6 Prozent Gütersloh und Düsseldorf. Der Report analysiert auch die wichtigsten Veränderungen bei der Zahl und Dauer der Krankschreibungen: Einen großen Anstieg gab es bei den Fehltagen auf Grund von Erkrankungen des Muskel-Skelettsystems; 5,21 Fehltage hatte im Schnitt jeder Gelsenkirchener Erwerbstätige deswegen. Sie waren der häufigste Grund für Fehltage, insgesamt gut ein Viertel (25,2 Prozent).
Leichter Rückgang bei psychischen Erkrankungen
Einen leichten Rückgang um ein Prozent gab es bei den Ausfalltagen wegen psychischer Erkrankungen wie Depressionen, die dennoch weiterhin der zweithäufigste Grund (15,1 Prozent) für Krankheitstage sind. 3,12 Fehltage entfallen hochgerechnet dafür auf jeden Beschäftigen, wobei es sich in der Regel um weniger, aber dafür längerfristige Krankschreibungen handelt. Gestiegen ist der Anteil von Atemwegserkrankungen wie Bronchitis und Sinusitis (sprich Schnupfen) als Grund für Fehltage: 2,65 Fehltage je Beschäftigtem entfielen darauf, ein Anteil von 12.8 Prozent. In der Auswertung nicht erfasst sind Krankmeldungen von bis zu drei Tagen ohne eine ärztliche Krankschreibung.
13.600 DAK-Versicherte in Gelsenkirchen
Die DAK-Gesundheit zählt in Gelsenkirchen 13.600 Versicherte, NRW-weit sind es 1,1 Millionen Menschen. Sie zählt zu den größten Krankenkassen Deutschlands. Die anteiligen Ursachen der Fehltage wurden durch eine Hochrechnung auf der Basis der Versichertendaten ermittelt.
Wer sich für das neue kostenlose Online-Selbsthilfeprogramm bei Alkoholproblemen anmelden möchte, kann dies auf www.dak.de/vorvida.
Jeder achte hat einen riskanten Alkoholkonsum
Einen Schwerpunkt hat der DAK-Report in diesem Jahr auf das Thema „Sucht 4.0– Trinken, Dampfen, Gamen in der Arbeitswelt“ gelegt. Untersucht wurde dabei, wie viele Erwerbstätige in Nordrhein-Westfalen mit gravierenden Problemen durch Alkohol, Zigaretten und Computerspiele zu kämpfen haben. Aus Krankmeldungen, einer repräsentativen Befragung von 5000 Beschäftigten sowie Expertenbefragungen kommt die DAK zu dem Schluss, dass jeder achte Beschäftigte (1,2 Millionen in NRW) einen riskanten Alkoholkonsum zeigt, 95.000 sind demnach landesweit bereits alkoholabhängig. Zudem gibt es 19,3 Prozent (1,7 Millionen) Zigarettenabhängige, 581.000 Erwerbstätige pflegen demnach ein riskantes Nutzungsverhalten bei Computerspielen.
Auch Computersucht erhöht die Zahl der Krankschreibungen auf allen Gebieten
Weitere Analysen der DAK zeigten, dass Arbeitnehmer mit „Hinweisen auf eine Substanzstörung“ – sprich Suchtanzeichen – deutlich mehr Fehltage im Job haben. Der Krankenstand in dieser Gruppe ist mit 7,7 Prozent im Landesschnitt fast doppelt so hoch, bei psychischen Leiden sogar dreimal so hoch. Auch auf Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen wirkt sich Sucht laut Studie aus. Ein Plus von rund 88 Prozent bei den Ausfalltagen wird hier genannt, bei Atemwegserkrankungen sind es 53 Prozent.
Die Droge Alkohol verursacht die größten Schäden
„Keine Droge verursacht so umfangreiche soziale und gesundheitliche Schäden in der Gesellschaft wie Alkohol. Das riskante Trinken hat gravierende Folgen, auch in der Arbeitswelt“, resümiert Alexander Löhr, Leiter der DAK-Gesundheit in Gelsenkirchen. Als riskanter Alkoholkonsum gelten bei Männern bereits mehr als 0,6 Liter Bier am Tag, bei Frauen mehr als 0,3 Liter. Beim Thema Alkoholprävention fehlen laut Löhr in NRW flächendeckende und wirksame Angebote. Um die Lücke zu schließen, bietet die DAK-Gesundheit ab sofort ein neues kostenloses Online-Selbsthilfeprogramm bei Alkoholproblemen an.
Negative Folgen für die Arbeit gebe es jedoch auch bei Computersucht – auch ohne Krankschreibung. Von den Erwerbstätigen mit einer Computerspielsucht gab jeder Dritte an, bei der Arbeit dadurch abgelenkt zu sein. 31.000 computerspielsüchtige Erwerbstätige gibt es nach diesen Berechnungen in NRW, alkoholabhängig sind 95.000. Während von der Computerspielsucht vor allem jüngere Arbeitnehmer betroffen sind, ist bei der Zigarettenabhängigkeit der Anteil älterer Arbeitnehmer deutlich höher ist.