Bochum. . Der Krankenstand in Bochum ist so hoch wie nie. Auch in der Stadtverwaltung fehlen viele Mitarbeiter. Schuld sind vor allem Rücken und Psyche.
Von 1000 Angestellten in Bochum sind jeden Tag 45 krank. Damit hat die Stadt einen Krankenstand von 4,5 Prozent und liegt über der NRW-Quote von 4,1 Prozent. Das geht aus den Zahlen des aktuellen Gesundheitsreports der DAK-Versicherung hervor. Die meisten Ausfälle gehen auf Erkrankungen im Muskel-Skelett-System, vor allem Rückenschmerzen, und auf psychische Erkrankungen zurück.
„Die hohe Krankenquote liegt an der Belastungssituation in Großstädten“, sagt Uwe Zulauf, Leiter des Servicezentrums der DAK. In Bochum gebe es zum einen viele Beschäftigte, die körperlich arbeiten.
Psychische Belastung durch Jobverlust
Zum anderen habe die Schließung von großen Betrieben wie Nokia und Opel sich auf lange Sicht negativ auf die Zufriedenheit der Arbeitnehmer ausgewirkt. Die psychische Belastung, seinen Job verloren und nur schwer einen neuen gefunden zu haben, wirkt sich auf die Krankentage aus. Die Zahlen sind enorm: Allein 217.000 Fehltage entstanden 2017 wegen Rückenschmerzen.
Auch bei der Stadtverwaltung ist der Krankenstand hoch. Er liegt bei 9,7 Prozent, wird aber anders errechnet. Während die Krankenkasse gemeldete AU-Tage durch Versicherungstage teilt, kalkuliert die Stadt, wie auch andere Arbeitgeber, mit Fehlzeiten und Soll-Arbeitszeiten. Ein Unterschied ist das, weil nicht jeder Arbeitnehmer sofort eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung einreicht.
400 Fehltage durch 100 Versicherte
4,7 Prozent der Erkrankungsfälle in Bochum sind für 45,9 Prozent der Fehltage verantwortlich.
Auf 100 Versicherte kommen im Jahr 400 Fehltage allein durch Muskel-Skelett-Erkrankungen. 294 sind es wegen psychischer Erkrankungen.
Die Zahl der Fehltage liegt deutlich über NRW-Schnitt.
Schon 2015 war der Krankenstand mit 9,2 Prozent verhältnismäßig hoch und mit steigender Tendenz. Personalratsvorsitzender Frank Oldach erkennt vor allem einen Grund: Überlastung. „In den kritischen Bereichen wie dem Bürger- oder dem Ausländerbüro haben wir eine besonders hohe Krankenquote.“ Wenn dort Kollegen fehlen, müssen andere die Arbeit übernehmen, die Belastung steigt und damit auch wieder das Risiko, krank zu werden.
Mangel an Fachkräften
Eine Spirale, die kaum aufzuhalten ist, und noch dazu dafür sorgt, dass sich immer weniger Menschen bei der Stadt bewerben. „Früher haben wir gesagt: Wir sind die Stadt Bochum, die Menschen reißen sich darum, bei uns zu arbeiten. Aber das ist nicht mehr so“, sagt Oldach. Es mangele an Fachkräften, der Arbeitsmarkt sei „abgefrühstückt“. Allein im Rettungsdienst könnten „zig Stellen“ nicht besetzt werden, weil es schlichtweg keine qualifizierten Bewerber gibt.
Dem negativen Image wirke die Stadt nun entgegen, zum Beispiel biete sie wieder ein günstiges Firmenticket für den Nahverkehr an. Bis sich Maßnahmen positiv auswirken, dauere es aber noch: „Das geht nicht von heute auf morgen.“