Gelsenkirchen. 17 Stationen präsentiert Gelsenkirchen beim diesjährigen Tag des Denkmals. Besucher genießen den Blick auf die Entwicklung der Stadtgeschichte.

Nicht eben kurze Wege nahmen die Neugierigen in Kauf, um einen direkten Blick in die vielfältige Stadtgeschichte zu werfen oder sogar ausnahmsweise ein Denkmal wirklich zu betreten. Immerhin 17 Stationen wies die Karte zum Tag des Denkmals auf, von den Wasser-Hochbehältern in Herten ganz im Norden bis zum Stadtgarten tief im Süden. Auch das Wetter zeigte sich gnädig mit den Pendlern zwischen den Stationen der Architektur, Industrialisierung und damit verbunden auch immer der Ruhrgebiets- und Arbeitergeschichte.

Die Wassertürme an der Westerholter Straße in Herten konnten ausnahmsweise betreten und von innen besichtigt werden.
Die Wassertürme an der Westerholter Straße in Herten konnten ausnahmsweise betreten und von innen besichtigt werden. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Ansonsten unzugänglich, diesmal ein äußerst beliebter Treff waren die weithin sichtbaren „Landmarken“ in der Nähe der Autobahn in Herten, die beiden mächtigen Hochbehälter von Gelsenwasser. Neben vielen Radwanderern hatte sogar eine kleine Motorradgruppe den Weg auf den Vestischen Höhenrücken gefunden. Exakt auf 108,8 Meter Flurhöhe über Normalnull, und dann über eine endlose Wendeltreppe auf stattliche 121,35 Meter über dem Meeresspiegel zeigen die zusammen neun Millionen Liter Trinkwasser fassenden Giganten auch die Fertigkeiten des Statikers Otto Intze. „Die Kräfte von oben werden über den umlaufenden Stahlring auf das Mauerwerk unten übertragen“, zieht Olaf Linkmann von Gelsenwasser aus der Kabinett-Schatulle. Der erste Behälter stammt von 1908, der zweite von 1935, beide stehen seit 1986 unter Denkmalschutz.

Der Weg des Wassers auf der Umgebungskarte

Mit 850 Besuchern rechnet das Gelsenwasser-Team heute, „mehr als im letzten Jahr“, meint Mareike Roszinsky von der Unternehmenskommunikation. Und Betriebstechniker Linkmann, übrigens „gelernter Klempner“, wirft trocken ein: „Wartezeit ist jetzt nur noch eine Stunde, vorhin haben sie sogar bis draußen angestanden.“ Wer unten warten muss, kann so lange eine Blick auf die ungewöhnliche Umgebungskarte werfen, die die Standorte der Mess-Stationen, Verteiler und den Weg der Leitungen nach Recklinghausen, Herten und Umgebung dokumentiert.

Aktionstag mit Prädikat

Ziel des Tags des offenen Denkmals ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und Interesse für die Belange der Denkmalpflege zu wecken. 2006 wurde die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit der Aktion Tag des offenen Denkmals als „Ort des Tages” der Kampagne Deutschland - Land der Ideen ausgezeichnet.

Der Tag des offenen Denkmals wird seit 1993 bundesweit koordiniert durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Er kommt nur dank der Initiative vieler Institutionen, Kreise, Städte, Gemeinden, Verbände, Vereine, privater Denkmaleigentümer und Bürgerinitiativen zustande.

Musik, Tanz und Theaterspiel brachten viel Bewegung in die Kindertagesstätte Niefeldstraße. Die ehemalige königlich-preußische Kleinkinderschule von 1911-1912 war die erste öffentliche Einrichtung der frühesten Kolonie der Zeche Bergmannsglück.
Musik, Tanz und Theaterspiel brachten viel Bewegung in die Kindertagesstätte Niefeldstraße. Die ehemalige königlich-preußische Kleinkinderschule von 1911-1912 war die erste öffentliche Einrichtung der frühesten Kolonie der Zeche Bergmannsglück. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Ungewöhnlich präsentiert sich auch das Nebeneinander von früher und heute in der St. Ludgerus-Kirche an der Horster Straße. Der Denkmalschutz bezieht sich hier nicht nur auf das Gebäude, sondern auch auf das Inventar, also die Bänke oder die Beichtstühle, auch wenn nach einigen Veränderungen seit der Weihe 1915 von denen nur noch das (verschlossene) Äußere zu sehen ist. „Dahinter sind tatsächlich jetzt Abstellräume“, erfahren die Besucher. Ganz neu und ganz alt nebeneinander erfahren sie beim Blick auf die Darstellungen der Geschichten aus dem Neuen Testament. Die sind allesamt aus Legosteinen, wie von den Kommunionkindern an einem Wochenende akribisch und detailgetreu beim Gleichnis vom „Verlorenen Sohn“ zu erkennen.

Monstranz aus dem Berger See

Weiter hinten auf dem Platz, den der aufwendige Hochaltar einnahm, ist zum Denkmaltag eine kleine Auswahl von Kostbarkeiten zu sehen: Ein schweres Messgewand, die Messing-Türen des ursprünglichen Tabernakels, ein Kelch aus dem Jahre 1621, ein historischer „Versehrtenkoffer“ mit den Utensilien für die letzte Ölung, oder eine Monstranz. Die wurde im trocken gefallenen Berger See vor gut 30 Jahren gefunden und von der Polizei hier abgegeben, restauriert und wieder aufgearbeitet.

Auf der Drehscheibe hat schon Opa gearbeitet

Zu Streifzügen auf den Gleisen lud das alte Bismarcker Bahnwerk ein.
Zu Streifzügen auf den Gleisen lud das alte Bismarcker Bahnwerk ein. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Auf die Wiederaufarbeitung an vielen Details wartet Sven Neunzig im Bahnbetriebswerk Bismarck als erster Vorsitzender des HEG, Historischen Eisenbahn Gelsenkirchen e.V., der heute viele Details und Histörchen vor allem für die Technik-Fans präsentiert. Die Halle ist wegen einer statischen Prüfung gerade leider nicht zugänglich, aber die Besucher nutzen die Gelegenheit, auf den Gleisen zu balancieren. Die Geschichte nimmt Form an, als ein Senior der Enkelin zuraunt: „Siehste, Paula, hier hat Opa gearbeitet, Tag und Nacht auf der Scheibe.“

Sven Neunzig im Kapuzen-Pulli mit „Lass mich durch, ich bin Lokführer“, denkt an das, was hier möglich gemacht werden kann.

Aktionstag mit Prädikat

Ziel des Tags des offenen Denkmals ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und Interesse für die Belange der Denkmalpflege zu wecken. 2006 wurde die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit der Aktion Tag des offenen Denkmals als „Ort des Tages” der Kampagne Deutschland - Land der Ideen ausgezeichnet.

Der Tag des offenen Denkmals wird seit 1993 bundesweit koordiniert durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Er kommt nur dank der Initiative vieler Institutionen, Kreise, Städte, Gemeinden, Verbände, Vereine, privater Denkmaleigentümer und Bürgerinitiativen zustande.

Gerade haben die 22 Mann des Vereins eine Schmalspur-Dampflok in der Mache, und es wäre nicht die erste, die „vom Schrott wieder betriebsfertig“ und unter Dampf auf die Schiene kommt. „Wir wollen dem RVR, dem das Werk gehört, zeigen, was hier alles geht“, sagt er breit lächelnd. Die Vision: eine Restaurations-Werkstatt. „Friedrich“ haben sie schon wieder flott gemacht, die Lok steht jetzt als technisches Denkmal in Witten. „Wir wollen ja klein anfangen“, meint der „Lokführer“.