Gelsenkirchen. An den Grundschulen in Gelsenkirchen bleibt die Lehrerversorgung zum Schulstart auf Kante genäht. Im Landesvergleich steht Gelsenkirchen gut da.
Für 2553 Jungen und Mädchen in Gelsenkirchen beginnt heute der Ernst des Lebens. Und tatsächlich, selten bringt der von den Kurzen oft so heiß ersehnte Tag neben der verlockenden Schultüte auch so viele Probleme mit sich. Denn trotz aller Anstrengungen ist die Lehrerversorgung gerade an Grund- und Förderschulen in der Stadt besonders problematisch. Bei den Förderschulen konnte nicht einmal jede vierte ausgeschriebene Stelle besetzt werden (fünf von 22 waren es nur), bei den Grundschulen 38 von unbesetzten und ausgeschriebenen Stellen, 42,22 Prozent. Immerhin gibt es hier vorübergehend Entlastung durch insgesamt 40 aus dem Münsterland abgeordnete Kollegen, die danach als Dank an ihre Traumstelle im Münsterland wechseln dürfen.
Studierende unterrichten zum Teil in den Internationalen Förderklassen
Wenn heute sich die ersten Klassen in der Stadt wieder füllen, bekommen nach bisherigem Stand alle Regelklassen eine eigene Klassenleitung. Wie lange das durchgehalten werden kann, ist allerdings völlig offen. An mancher Grundschule ist jetzt schon klar, dass ab Herbst improvisiert werden muss, in welcher Form auch immer, ob durch Klassenteilungen oder andere kreative Formen. Eine Grundschule im Süden rechnet damit, weil bei einer Kollegin im November der Mutterschutz beginnt und es bisher keine Reserve oder Vertretungslösung dafür gibt. In den Internationalen Förderklassen muss hier ohnehin von Anfang an mit Studierenden gearbeitet werden. Insgesamt 31 aller Lehrkräfte (bezogen auf alle Schulformen) sind in der Stadt Seiteneinsteiger, davon 20 werden an den Grundschulen eingesetzt.
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Sie haben Englisch, Sport, Kunst oder Musik studiert, sind allerdings keine ausgebildeten Pädagogen. An den allermeisten Grundschulen ist nur die Mindeststundenzahl, der Pflichtunterricht möglich. Und auch der ist nur machbar, weil im Vorfeld Lehrkräfte innerhalb der Stadt von einer zur anderen Schule, an der die Unterbesetzung besonders arg war, abgeordnet wurden, erläutert Bernhard Südholt, als Schulamtsdirektor für Grundschulen in Gelsenkirchen zuständig.
Krank werden darf an Grundschulen niemand
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Und alle hoffen, dass niemand krank oder – ja, im Sinne der Schule auch darauf – schwanger wird. Denn die Vertretungsreserve, die für Erkrankungen und Ausfälle einst zur Verfügung stand, gibt es nur noch theoretisch. Die 31 aktiven Lehrkräfte im Vertretungspool, zum Teil pensionierte Lehrer, zum Teil Studierende, sind längst verteilt und im Einsatz.
Fast jede zweite Stelle blieb in Gelsenkirchen auch bei Berufskollegs (14 von 30) und Hauptschulen (sieben von 15) ohne geeignete Bewerber, an Realschulen ist es sogar mehr als jede zweite Stelle (15 von 28). Geringfügig besser sieht es an den Gesamtschulen aus (38 von 72), deutlich besser an der Sekundarschule (eine von sechs) und an den Gymnasien (zwei von zwölf). Insgesamt liegt die Besetzungsquote in Gelsenkirchen bei 50,55 Prozent über alle Schulen – und damit immerhin deutlich höher als noch im Mai und im Februar.
Versorgung in Gelsenkirchen besser als in Düsseldorf
Im Regierungsbezirk Münster liegt die Gesamtversorgungsquote bei 57,99 Prozent – im Landesschnitt sind es 57,8 Prozent. Am besten ist die Versorgung im Münsteraner Bezirk anteilig im Kreis Steinfurt (77,09 Prozent), am schlechtesten in Bottrop (34,67 Prozent). Übrigens: Selbst Düsseldorf kommt aktuell nur auf 48 Prozent Besetzung, Duisburg auf 35 Prozent, Oberhausen auf 40 Prozent.
Schulamtsdirektor Bernhard Südholt, der auch manche Abordnung organisieren musste, kommentiert die Situation: „Man muss wirklich den Hut ziehen vor Lehrern und Schulleitern, mit welchem Engagement und konstruktiven Einsatz sie sich dieser schwierigen Situation stellen.“