Düsseldorf. . Mehr als 900 Lehrer in NRW sind trotz Pension wieder im Beruf oder schieben den Ruhestand auf. Schulministerin sieht Erfolg gegen Lehrermangel.
Mehr als 900 Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen arbeiten in ihrem Beruf weiter, obwohl sie bereits im Ruhestand sind. Wie das Schulministerium am Montag mitteilte, ist der Zahl der Lehrer, die aus dem Ruhestand wieder in ihren Beruf zurückgekehrt sind oder diesen hinausgeschoben haben, von 473 auf 917 gestiegen.
Seit 2016 hat sich die Zahl der in NRW berufstätigen Lehrkräfte, die älter als 66 Jahre sind, damit nahezu verdoppelt. Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) wertet diese Entwicklung als Zeichen dafür, dass die Maßnahmen des Landes zur Verbesserung der Lehrerversorgung Früchte tragen.
Erfahrene Ruheständler als Hilfe gegen Lehrermangel?
Anfang 2017 hatte die NRW-Landesregierung noch unter dem von Sylvia Löhrmann (Grüne) geführten Schulministerium pensionierte Pädagogen aufgrund des akuten Lehrermangels in NRW aus ihrem Ruhestand zurückgerufen. „Es freut mich sehr, dass wir so viele lebensältere Lehrerinnen und Lehrer dafür gewinnen konnten“, sagt Ministerin Gebauer.
2018 entschieden sich 818 Lehrer aus ihrer Pension zurückzukehren, 2016 waren es nur 415. Bei Lehrern, die ihren Ruhestand nach hinten verzögern, lag die Zahl bei 99 (2016: 58). Die Lehrkräfte würden spürbar dabei helfen, den Lehrermangel zu lindern, so Ministerin Yvonne Gebauer. Die Landesregierung beabsichtige daher, die bis Ende 2019 befristete Regelung zu verlängern.
Im Zuge dieser Maßnahme waren die Rahmenbedingungen für die Beschäftigten attraktiver gestaltet worden: Lehrbeamte, die ihre Dienstzeit verlängern, ist ein Besoldungszuschlag in Höhe von zehn Prozent des monatlichen Grundgehalts vorgesehen. Für Lehrerinnen und Lehrer im Ruhestand ist die Hinzuverdienstgrenze zusätzlich zu ihrer Pension aufgehoben worden.
Kritik: „Verzweifelter“ Akt der NRW-Landesregierung
Der Verband für Bildung und Erziehung (VBE) NRW lobt zwar den Einsatz der Ruheständler, sieht die Maßnahme der Landesregierung aber als einen „verzweifelten“ Akt. Es müssten jetzt Maßnahmen umgesetzt werden, um das hausgemachte Problem zu lösen, sagt Stefan Behlau, Landesvorsitzender des VBE in NRW.
Es sei kein Zufall, dass der Personalmangel besonders spürbar an genau den Schulformen ist, die eine deutlich geringere Einstiegsbesoldung bieten, so Behlau. „Es ist allerhöchste Zeit, stärkere Anreize für den Beruf zu schaffen und die Studienkapazitäten noch stärker auszuweiten. Wir brauchen ausreichend originär ausgebildete Lehrkräfte“, erklärt Behlau.
An vielen Schulen in NRW hatte die Rückholaktion der Landesregierung geteiltes Echo hervorgerufen.