Gelsenkirchen. Von wegen Urlaubspause: In den Schulen der Stadt werden derzeit Millionen Euro investiert. Zwei Bau-Beispiele: Sternschule und Lessing-Realschule.

Schulbaustellen kennen keine große Pause, zumindest keine Ferienpause. Wenn rundum der Lern-Betrieb ruht, brummt’s hier: Beispiel Lessing-Realschule, Beispiel Sternschule. Hüben werden die Turnhalle und das Lehrschwimmbecken komplett saniert und auf Vordermann gebracht, drüben wird gleich ein ganzer Neubautrakt errichtet. Die Grundschule an der Franz-Bielefeld-Straße wächst auf drei Etagen um sechs Klassen- und drei Differenzierungsräume, inklusive Sanitäranlagen, Behinderten-WC im Erdgeschoß und einem Aufzug über alle drei Stockwerke. Die Krönung: ein begrüntes Dach.

2,5 Millionen Euro investiert die Stadt hier in diese Schul-Großbaustelle, die gleich zweifach aus dem Rahmen fällt. 1. Ausnahmsweise lief die Bauvergabe, für eine Kommune sonst ungewöhnlich, an einen Generalunternehmen. 2. Errichtet wird der Komplex auf dem Schulhof in Modulbauweise – als Massivbau, aus vorgefertigten Betonelementen. Beides spart vor allem eins: Zeit.

Fertigstellung bis zum Jahresende

In Modulbauweise wurde der Neubau an der Sternschule errichtet. Die Beton-Wandteile wurden fertig angeliefert und vor Ort montiert.
In Modulbauweise wurde der Neubau an der Sternschule errichtet. Die Beton-Wandteile wurden fertig angeliefert und vor Ort montiert. © Funke Foto Services | Olaf Ziegler

Im Februar war Baustart, die Fertigstellung ist spätestens zum Jahresende vorgesehen. Aktuell läuft der Innenausbau. Die Innenwände sind noch roher Beton, die Fenster sind installiert, Elektriker und Trockenbauer tummeln sich in den Räumen, wo bald der Aufzug eingebaut werden soll, klafft bislang nur eine Aussparung in den Etagenböden. „Der Rohbau stand in gut zwei Wochen“, sagt Hausmeister Ralf Stellmacher. „Die einzelnen Bauteile wurden mit einem riesigen Kran eingeschwenkt. Dazu musste zeitweise die Straße gesperrt werden.“

Naturkautschuk als Bodenbelag

Der Außenanstrich ist in großen Teilen fertig. Die hellgelbe Wandfläche auf gewaffeltem Fassadengrund wurde an das Sonnengelb des Altbaus angepasst, ein Gebäudevorbau wird rot gestrichen. Bis zum November werden die Klassen akustisch dämmende Unterdecken erhalten, wird Naturkautschuk als Bodenbelag verlegt, werden die Whiteboards installiert sein, zählt Oliver Wild auf. Unter seiner Regie laufen in der städtischen Abteilung Hochbau und Liegenschaften Schulbaustellen wie hier in Schalke.

Laufende Baumaßnahmen an den Schulen

Renovierungen laufen in den Sommerferien (und darüber hinaus) an zehn Schulen. Die Übersicht über Arbeiten und Kosten:

Bezirk Mitte: Lessing Realschule, energetische Gebäudesanierung von Turn- und Schwimmhalle. Gesamtbudget: 3,03 Millionen Euro; Grundschule Franz-Bielefeld-Straße, Erweiterungsbau für vier Klassen, 2,45 Millionen Euro; Grillo-Gymnasium; Neubau der Pausenhofüberdachung samt Schulverpflegung, 248.000 Euro.

Bezirk Nord: Hauptschule Eppmannsweg, Sanierung von Turnhalle, Lehrschwimmbecken und Hausmeisterwohnung, 3,1 Millionen Euro; Gesamtschule Buer-Mitte, Sanierung der beiden Turnhallen, 2,64 Millionen; Grundschule Spindelstraße, Akustik, Sonnenschutz, Leuchten, 450.000 Euro.

Bezirk West: Gesamtschule Horst, Sanierung Grundleitung, 550.000 Euro; Grundschule Sandstraße, energetische Teilsanierung, Fenster, Außentüren, 610.000 Euro.

Bezirk Ost: Gesamtschule Berger Feld, Wiederherrichtung von vier Räumen zur schulischen Nutzung, 75.000 Euro.

Bezirk Süd: Gesamtschule Ückendorf, Sanierung der Mehrfachturnhalle, 5,76 Millionen Euro

Mit dem Modulbau wird an der Sternschule ein ernstes Raum-Problem gelöst. 370 Kinder drängen sich derzeit in 18 Räumen, Platz wurde vor Jahren bereits mit einem Schulpavillon geschaffen. Doch auch der reicht längst nicht mehr. Gerade in Gelsenkirchen-Mitte, sagt Wild, sei der Raumbedarf riesig. Rapide gewachsen ist er vor allem durch die Internationalen Förderklassen. Für die Bauverwaltung der Stadt ist es ein Kraftakt, Bauplanung in Realität umzusetzen.

40 verschiedene Gewerke arbeiten vor Ort

Die Turnhalle der Lessing-Realschule hat eine Heizdecke bekommen. Wärmedämmung, Fenster und Technik sind neu, erhalten blieb der alte Hallenboden.
Die Turnhalle der Lessing-Realschule hat eine Heizdecke bekommen. Wärmedämmung, Fenster und Technik sind neu, erhalten blieb der alte Hallenboden. © FFS | Olaf Ziegler

Wie aufwändig allein die Vorarbeiten im Baureferat bei größeren Projekten sind, macht Melanie Kock deutlich. Sie hat die Bauleitung an der Lessing-Realschule. An der Sanierung von Halle und Bad arbeiten rund 40 verschiedene Gewerke, im Vorfeld und auf der Baustelle sind elf Ingenieurbüros beteiligt – vom Statiker über Gutachter und Akustik-Experten bis zu Architekturbüros. In allen Fällen bedeutet das: Ausschreibungsverfahren, Leistungs-Vergaben, Kontrollen, Abrechnungen.

Ein Treppenlift führt demnächst barrierefrei in den Trakt, ein Aufzug ist bereits montiert worden, Sanitäranlagen und Umkleiden sind bereits – mit freundlichen Farbtupfern – großformatig gekachelt, die Fassadendämmung ist komplett neu gemacht worden. Weitgehend hergerichtet ist bereits die Turnhalle. Nur der vorhandene Boden blieb erhalten, rundum ist fast alles neu – Isolierung, Technik und wärmende Spezialdecke inklusive. Im April 2018 wurde die Sanierung angegangen. Wild rechnet, dass die Turnhalle in wenigen Wochen übergeben werden kann. Bis dahin werden die Lessingrealschüler weiterhin zum Schulsport aufs Sportzentrum Schürenkamp ausweichen.

Für zwei Wochen mit Wasser befüllt

Frisch gekachelt sind Sanitäranlagen und Umkleiden der Lessing-Realschule. Der Zugang wird barrierefrei, es gibt nun auch ein Behinderten WC.
Frisch gekachelt sind Sanitäranlagen und Umkleiden der Lessing-Realschule. Der Zugang wird barrierefrei, es gibt nun auch ein Behinderten WC. © Funke Foto Services | Olaf Ziegler

Ende des Jahres soll ihnen auch wieder das Lehrschwimmbecken im Untergeschoss zur Verfügung stehen. Der Badbereich (Wild: „Technisch ist hier gar nichts vom Bestand drin geblieben“) verschlingt den Löwenanteil der 3,03 Millionen Euro Baukosten. Aktuell ist das 19 mal sechs Meter große Becken für zwei Wochen mit Wasser befüllt worden. So wird getestet, ob der Beton dicht hält. Danach wird gefliest. Insgesamt ist die Bausubstanz des Gebäudes noch gut gewesen. Andernorts haben die Bauleute mit größeren Problemen zu kämpfen: Am Eppmannsweg in Hassel wird auch das Schwimmbecken erneuert. „Dort haben wir eine extreme Gebäudeschiefstellung“, sagt Wild. Die Bergbaufolgen erschweren die Arbeiten, der Zeitplan ist perdu. „Das ist ein wahnsinniger Aufwand.“