Dorsten/Gelsenkirchen. Den Weg zur Arbeit nach Gelsenkirchen legt Redaktionsleiter Steffen Gaux normalerweise mit dem Auto zurück. Heute nimmt er den ÖPNV. So war’s.
Es ist ein ungewohnter Gang für mich an diesem Donnerstagmorgen: Raus aus dem Haus führt er nicht zum vor der Tür stehenden Auto, er führt dran vorbei – geradewegs zur nächsten Bushaltestelle. Den Weg kenne ich. Manchmal bringe ich meine Mutter dort hin oder hole sie ab. Die hat nämlich kein Auto, ist also auf den Bus angewiesen. Aber ich? Wann fahre ich mal mit dem Bus? Wenn der Wagen in der Werkstatt ist vielleicht – oder ich was trinken will. Aber sonst? Ich habe ja ein Auto. Aber okay, heute bleibt es mal stehen. Ich nutze den ÖPNV. Mit Bus und Bahn zur Arbeit. Ob das gut geht?
Haltestelle ist nicht aus der Welt
Zunächst einmal gehe ich gut. Gut fünf Minuten, um genau zu sein. Womit schon mal klar ist: Die Haltestelle ist nicht aus der Welt. Es ist 8.05 Uhr und nun stehe ich hier an der B 224 in Dorsten und warte auf den SB 28 Richtung Buer Rathaus. Ich bin extra etwas früh dran, damit er mir nicht vor der Nase weg fährt.
Er kommt um 8.13 Uhr, eine Minute zu spät. Das ist verzeihlich. Ich steige ein und kaufe eine Fahrkarte. „Sechs Euro“, sagt der Fahrer. Ja, so ein einzelnes Ticket gibt’s nicht geschenkt. Bei der Suche nach einem Sitzplatz habe ich fast freie Wahl. Nur wenige Menschen sind an diesem Morgen unterwegs. Vielleicht liegt es an den Sommerferien. Ich weiß es nicht. Ich setze mich auf die rechte Seite ans Fenster. Was mich sofort erstaunt: Es ist blitzblank, nicht ein Fingerabdruck zu sehen.
Schnellbus oder Schneckenbus?
Der Bus fährt los. Sogar recht zügig. Dabei habe ich eher mit einer Bummelfahrt gerechnet. Ich muss nämlich an die Worte meiner Frau denken, die den SB 28 zu früherer Stunde morgens oft vor sich hat: „Das SB steht garantiert nicht für Schnellbus, sondern für Schneckenbus!“ Aber gut, vielleicht will er die eine Minute Verspätung schnell wieder einholen. Ist ja auch in meinem Interesse, pünktlich ans Ziel zu kommen.
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Ich schaue aus dem Fenster und mustere die Gegend, obwohl ich hier eigentlich alles kenne. Hier fahre ich ja auch jeden Morgen mit dem Auto her: Aber aus dem Bus heraus bekommt man manchmal einen neuen Blick. Steht das Haus da schon länger? Nachdem der Bus auf der B 224 an allen Haltestellen vorbeigefahren ist, muss er in Hassel oft anhalten. Nun wird es doch ein bisschen voller. Und das mit der pünktlichen Ankunft wird auch nichts. Um 8.32 Uhr steige ich am ZOB in Buer aus – wieder eine Minute zu spät, und damit nur rechtzeitig, um die Rücklichter der abfahrenden Straßenbahn 302 zu sehen.
Wie oft fährt zurzeit die Straßenbahn?
Fährt die jetzt eigentlich alle fünf Minuten? Wir haben so oft drüber berichtet – und wenn’s drauf ankommt, weiß ich es nicht. Ein Blick in den Fahrplan könnte helfen. Da steht’s: nächste Abfahrt um 8.37 Uhr. Aber da steht auch ein C – und C soll heißen: fährt nur bis Kennedyplatz.
CO2-Ausstoß und Kosten
Laut Wissenschaftsmagazins Quarks & Co. liegt der CO2-Verbrauch bei 20 Kilometern pro Strecke mit einem Benziner mit einem Verbrauch von 6,8 Litern pro 100 Kilometer bei 3,8 Kilogramm. 20 Kilometer mit dem ÖPNV führen pro Person zu einer Bilanz von 1,3 Kilogramm CO2-Ausstoß pro Strecke.
Als gängige Faustformel rechnet man beim Auto 30 Cent pro Kilometer – inklusive Sprit, Instandhaltung und Werteverfall. So kommt man auf einen Betrag von 6 Euro pro Strecke.
Die Kosten mit dem Auto sind also genauso hoch wie bei Bus und Bahn: Von Dorsten nach Gelsenkirchen gilt die Preisstufe B; das Einzelticket kostet 6 Euro.
In Wahrheit heißt C aber: fährt gar nicht. Die nächste 302 hält um 8.42 Uhr vor meiner Nase. Nix wie rein – und los geht’s.
Auch hier ist mir der Streckenverlauf entlang der Kurt-Schumacher-Straße bestens bekannt. Nur: Wenn ich hier mit dem Auto herfahre und im morgendlichen Berufsverkehr manchmal sehr langsam vorwärts komme, schiele ich neidisch aus dem Fenster; denn irgendwann kommt die 302 und überholt die Autos. Heute ist die ganze Strecke staufrei. Schade. Ich hätte so gerne in die Gesichter verärgerter Autofahrer geguckt…
Bahnfahrer gucken gelangweilt
Stattdessen schaue ich in die Gesichter gelangweilter Mitfahrer. Es ist ja wirklich so: Die meisten Bahnfahrer gucken total gelangweilt! Die meisten daddeln auf ihren Handys. Die meisten haben Stöpsel in den Ohren. Kommunikativ ist so eine Bahnfahrt nicht. Aber das ist eine Solo-Autofahrt auch nicht. Um 9.02 Uhr steige ich am Heinrich-König-Platz aus. Drei Fußminuten später betrete ich die WAZ-Redaktion an der Ahstraße. Es hat geklappt!
– Und das Fazit? Hier geht’s zum Kommentar
– Die umgekehrte Sichtweise von Tina Bucek: Mit Auto statt Bahn zum Job